Wirtschaft

Überraschende Wende: China nicht mehr Deutschlands Top-Handelspartner

Für eine beträchtliche Zeit war die Volksrepublik Deutschland der primäre Handelspartner. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass China seinen Vorrang im Jahresverlauf einbüßt.
18.05.2024 15:10
Lesezeit: 2 min
Überraschende Wende: China nicht mehr Deutschlands Top-Handelspartner
Deutschlands Handelslandschaft im Wandel: USA könnten China als Spitzenpartner ablösen. (Foto: dpa) Foto: Christian Charisius

China hat seinen Platz als wichtigster Handelspartner Deutschlands vorerst eingebüßt. Wie schon im dritten und vierten Quartal 2023 hatten auch im ersten Vierteljahr des laufenden Jahres die USA die Nase vorn. Weil Deutschland deutlich weniger Waren aus China einführte, belegte die Volksrepublik im Zeitraum Januar bis einschließlich März 2024 nur noch Rang 2 in der Liste der wichtigsten Partnerstaaten im deutschen Außenhandel, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

Nach Angaben der Wiesbadener Behörde gingen die Importe aus China nach Deutschland zum Vorjahresquartal um 11,7 Prozent auf 36 Milliarden Euro zurück. Der Wert der aus Deutschland nach China exportierten Waren verringerte sich um 1,1 Prozent auf 24 Milliarden Euro. Somit war das Außenhandelsvolumen mit China in Höhe von 60 Milliarden Euro in dem Vierteljahr geringer als das Handelsvolumen mit den Vereinigten Staaten, das sich auf 63,2 Milliarden Euro summierte.

Im Gesamtjahr 2023 China noch knapp vor den USA

Im Gesamtjahr 2023 hatte China seinen Spitzenplatz noch knapp behauptet. Das Volumen aus Importen und Exporten lag mit 253,1 Milliarden Euro allerdings nur um gut 0,7 Milliarden Euro höher als der Warenverkehr mit den USA (252,3 Mrd.). Ein Jahr zuvor hatte die Differenz noch 50,1 Milliarden Euro betragen.

Experten schließen nicht aus, dass China nach acht Jahren in Folge in diesem Jahr seine Stellung als Deutschlands wichtigster Handelspartner an die USA verlieren könnte. Die bundeseigene deutsche Außenhandelsgesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) begründete dies jüngst in einer Studie vor allem mit der aktuellen Konjunkturschwäche Chinas: „Dazu tragen die Immobilienkrise, geopolitische Risiken im Verhältnis zu den USA und schwächelnde Industrieinvestitionen bei.“ Zudem versuchten deutsche Unternehmen in der Beschaffung auf China zu verzichten.

Mit Abstand meiste Importe „Made in China“

Mit einem Anteil von 10,9 Prozent an allen Importen war China jedoch auch im ersten Quartal 2024 der mit Abstand wichtigste Warenlieferant Deutschlands. Insgesamt führte Deutschland in den drei Monaten Waren im Gesamtwert von 331,2 Milliarden Euro ein. Die zweitmeisten Importe kamen aus den Niederlanden (7,6 Prozent aller Einfuhren), gefolgt von den USA (7,0 Prozent).

Gemessen am Wert kamen im ersten Vierteljahr beispielsweise 85,4 Prozent der nach Deutschland importierten Photovoltaik-Anlagen aus China, außerdem 86,3 Prozent der tragbaren Computer, 60,5 Prozent der Smartphones sowie 45,4 Prozent der Lithium-Ionen-Akkus. Firmen aus Deutschland lieferten nach China hauptsächlich Autos und Autoteile sowie Maschinen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsen: Warum Europas Geldpolitik zur Falle werden könnte
17.12.2025

Die EZB signalisiert das Ende der Zinssenkungen – und plötzlich zieht die Eurozone die Risiken einer neuen Straffung an. Europas...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehrzentrum startet: Bund und Länder bündeln Kräfte zur Gefahrenabwehr
17.12.2025

In Berlin startet ein neues Drohnenabwehrzentrum, das Behörden, Bundeswehr und Nachrichtendienste enger verzahnen soll. Drohnensichtungen...

DWN
Politik
Politik EU-Parlament macht Weg für Verzicht auf russisches Gas frei
17.12.2025

Die EU steuert auf einen harten Schnitt zu: Spätestens 2027 soll Schluss sein mit russischem Gas. Doch Ausnahmen, LNG und der Streit mit...

DWN
Politik
Politik Aus Bürgergeld wird Grundsicherung: Kabinett schickt mehrere Reformen auf die Strecke
17.12.2025

Letzte Kabinettsrunde vor Weihnachten: Von Grundsicherung über Rente bis Kurzarbeitergeld treibt die Regierung mehrere Reformen an. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bank bringt den Wero-Bezahldienst zu Millionen Kunden
17.12.2025

Der Wero-Bezahldienst erreicht jetzt Millionen Bankkunden: Deutsche Bank und Postbank schalten den vollen Funktionsumfang frei. Europa...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Inflation im November bei 2,1 Prozent
17.12.2025

Die Eurozone-Inflation wirkt auf den ersten Blick stabil – doch eine neue Eurostat-Schätzung verändert den Blick auf den November. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steve Jobs und die Zukunft der Führung: Warum Chefs jetzt umdenken müssen
17.12.2025

Der Mittelstand arbeitet noch nach Regeln von gestern – doch die Herausforderungen von heute lassen sich damit kaum lösen. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland: Ifo-Index schwach – Jahr endet ohne Aufbruchsstimmung
17.12.2025

Der Ifo-Index sendet zum Jahresende ein klares Warnsignal für Deutschlands Wirtschaft. Sinkende Erwartungen, enttäuschte Hoffnungen und...