Unternehmen

Mittelstandsumfrage: Betriebssoftware ist das Herzstück der Digitalisierung in Unternehmen

Ein neuer Report zeigt: ERP-Systeme sind entscheidend für die Digitalisierung im Mittelstand. Während KI und Cloud weniger wichtig sind, bleibt die papierlose Umstellung ein zentrales Thema.
18.06.2024 13:15
Lesezeit: 2 min
Mittelstandsumfrage: Betriebssoftware ist das Herzstück der Digitalisierung in Unternehmen
Die Mittelstandsunternehmen setzen verstärkt auf ERP-Systeme, um ihre Digitalisierung voranzutreiben (Foto: dpa). Foto: Rainer Jensen

Die Digitalisierung im Mittelstand wird maßgeblich durch Enterprise-Resource-Planning-Systeme (ERP) vorangetrieben. Dies geht aus dem neuen Report „ERP-Herausforderungen 2024“ der Stuttgarter Planat GmbH hervor. Für die Studie wurden 196 mittelständische Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe zu ihrer Digitalisierungsstrategie befragt. ERP-Systeme bieten eine zentrale Plattform, um alle Geschäftsbereiche zu integrieren. Dies führt zu einer besseren Datenqualität und fundierteren Entscheidungsprozessen.

Mehr als drei Viertel der befragten Fertigungsunternehmen betrachten ERP-Systeme als „sehr wichtig“. Weitere 18 Prozent sehen sie als „wichtig“ für die Digitalisierung. Neben ERP-Systemen spielen Dokumentenmanagementsysteme (DMS, 73 Prozent der befragten Unternehmen) und Customer-Relationship-Management-Systeme (CRM, 71 Prozent) eine zentrale Rolle.

Bedeutung von KI und anderen Technologien

Trotz der eher geringen Zustimmung von nur zwölf Prozent zur Bedeutung der Künstlichen Intelligenz (KI) für die Digitalisierung im Mittelstand hob Franziska Brantner, die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), am Dienstag auf dem „Mittelstand-Digital-Kongress“ in Berlin die enormen Chancen dieser Technologie hervor: „KI bietet enorme Chancen für kleine und mittlere Unternehmen. Sie ermöglicht effizientere Prozesse, innovative Geschäftsmodelle und verbesserte Kundenservices.“

Weiterführend betonte sie die Notwendigkeit der Unterstützung: „In Zeiten des weltweit immer intensiver werdenden Wettbewerbs wollen wir die Unternehmen dabei unterstützen, die Potenziale von Künstlicher Intelligenz zu erkennen und zu nutzen. Zugleich müssen wir sicherstellen, dass der Einsatz der KI sowie KI-basierten Anwendungen sicher, nachhaltig und verantwortungsvoll erfolgt.“

Interesse an der Kommunikation der Maschinen

Parallel zur Diskussion über die KI auf dem Kongress zeigt eine Umfrage von Planat, dass viele mittelständische Unternehmen ein verstärktes Interesse an der Machine-to-Machine-Kommunikation (38 Prozent), bei der Maschinen direkt miteinander kommunizieren, und der Digitalisierung des Datenaustauschs mit Kunden und Zulieferern (35 Prozent) haben. Lediglich drei Prozent der Befragten sehen die Auslagerung digitaler Geschäftsprozesse in die Cloud als relevant an.

Christian Biebl, Geschäftsführer von Planat, merkt dazu an: „Während ständig neue Themen wie Cloud oder kürzlich KI gehypt werden, sind weite Teile des Mittelstands nach wie vor mit der Lösung von Problemen befasst, die eigentlich schon als längst erledigt gelten.“

Das Unternehmen unterstützt den produzierenden Mittelstand mit der ERP-Standardsoftware FEPA, die Module für Vertrieb, Beschaffung, Logistik, Produktionsplanung und -steuerung umfasst.

Fortlaufende Digitalisierung

Über zwei Drittel der Unternehmen arbeiten noch daran, ihre Geschäftsprozesse vollständig papierlos zu gestalten. Das bedeutet, sie versuchen, alle Dokumente und Abläufe digital zu verwalten, um Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. Fast die Hälfte der Befragten berichtet jedoch von „sehr vielen“ Medienbrüchen, also Unterbrechungen und Unstimmigkeiten, zwischen ihrer Betriebssoftware, ERP-System, und den tatsächlichen Abläufen im Betrieb. Diese Medienbrüche entstehen oft, weil immer noch viel mit Papierdokumenten und Excel-Tabellen gearbeitet wird, was die nahtlose Integration und Automatisierung der Prozesse behindert.

Dennoch zeigt sich der Mittelstand als innovationsfreudig: Über ein Drittel der Unternehmen hat in den vergangenen zwei Jahren eine neue Software eingeführt. „Entgegen mancherlei Unkenrufen ist der Mittelstand weit überwiegend äußerst innovativ“, so Biebl.

Hauptgründe für einen Wechsel sind veraltete Plattformen (60 Prozent), unzureichende moderne Anforderungen (58 Prozent) und Bedienungsprobleme (52 Prozent).

Auswahlkriterien für ERP-Systeme

Bei der Auswahl eines ERP-Systems legen 78 Prozent der Unternehmen Wert auf die Erfahrung des Herstellers, 67 Prozent auf Empfehlungen von Referenzkunden und 66 Prozent auf die Branchenspezialisierung der Software. Service und Support sind für 52 Prozent ebenfalls entscheidend.

„Die richtige Strategie ist den Unternehmen offenbar wichtiger als eine übereilte Umsetzung“, fasst Biebl zusammen. Solche Systeme bedeuten für Unternehmen, dass sie ihre Prozesse effizienter gestalten, Kosten senken und letztlich wettbewerbsfähiger werden können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Farhad Salmanian

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose: Experten sehen weiterhin Potenzial am Markt
30.11.2025

Die Entwicklung am Goldmarkt sorgt derzeit für besondere Aufmerksamkeit, da viele Anleger Orientierung in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Start-ups: Talente ziehen lieber in die USA statt nach Europa
30.11.2025

Immer mehr europäische Start-ups verlagern ihre Aktivitäten in die USA, um dort leichter an Risikokapital zu gelangen. Kann Europa durch...

DWN
Politik
Politik Militärischer Schengen-Raum: Wie die EU die Truppenmobilität beschleunigen will
30.11.2025

Die sicherheitspolitischen Spannungen in Europa erhöhen den Druck auf die EU, ihre militärische Handlungsfähigkeit neu auszurichten. Wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digital Champions: Das sind die neuen deutschen Tech-Vorbilder
30.11.2025

Von Leipzig bis Heidelberg entsteht eine Generation von Startups, die KI-Forschung in Markterfolg übersetzt. Digitale Champions wie Aleph...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase durch steigende Investitionen: Wie EU und deutsche Wirtschaft betroffen sind
30.11.2025

Die rasanten Investitionen in künstliche Intelligenz lassen Experten vor einer möglichen KI-Blase warnen. Droht diese Entwicklung, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Rüstungsindustrie im Aufschwung: USA profitieren von der Aufrüstung
30.11.2025

Europa versteht sich gern als Friedensmacht, die auf Diplomatie und Werte setzt, während in ihrem Inneren eine hochdynamische Sicherheits-...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland übernimmt ausländische Markenrechte: Mehr als 300 Brands gefährdet
30.11.2025

Ausländische Marken geraten in Russland zunehmend unter Druck, seit viele Unternehmen ihre Aktivitäten im Land eingestellt haben. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa im Schuldenstrudel: Warum die alten Mächte wanken und der Süden aufsteigt
29.11.2025

Europa war lange in zwei Gruppen geteilt. Es gab die Staaten mit fiskalischer Disziplin, angeführt von Deutschland, und die...