Kritik an der geplanten Kindergrundsicherung
Die geplante Einführung einer Kindergrundsicherung stößt auf Kritik. Anette Stein, Expertin der Bertelsmann Stiftung, bemängelt, dass die vorgesehene Maßnahme die Armutsproblematik nicht nachhaltig lösen könne und sogar zu Verschlechterungen führen könnte. Der Gesetzentwurf steckt seit Monaten im parlamentarischen Verfahren fest.
Über 82 Prozent der Ein-Eltern-Familien werden von alleinerziehenden Müttern geführt, während knapp 18 Prozent von alleinerziehenden Vätern geführt werden. Trotz vereinzelter Verbesserungen in der Situation der Alleinerziehenden bleibt ihre Lage prekär. Die relative Einkommensarmut betrifft Personen, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung haben.
Kindererziehung und Armutsbekämpfung
Unter den 8,5 Millionen Familien mit Kindern unter 18 Jahren in Deutschland machen alleinerziehende Familien etwa 20 Prozent aus. Der Anstieg seit 2019 auf etwa 1,7 Millionen Ein-Eltern-Familien ist teilweise auf Zuwanderung aus der Ukraine zurückzuführen. Regionale Unterschiede zeigen sich mit einem Anteil von 16,5 Prozent Alleinerziehenden in Bayern und 27,5 Prozent in Berlin.
Fast die Hälfte der Kinder in Haushalten mit Bürgergeld-Bezug lebt in einem Ein-Eltern-Haushalt. Besonders hoch ist das Armutsrisiko für alleinerziehende Mütter, wobei der Anteil an Haushalten mit Bürgergeld-Bezug in Bremen mit 55 Prozent am höchsten und in Thüringen mit 27 Prozent am niedrigsten ist.
Trotz hoher Erwerbstätigkeit bei Alleinerziehenden - 71 Prozent der Mütter und 87 Prozent der Väter sind berufstätig - bleibt die finanzielle Lage oft schwierig. Fehlende Unterhaltszahlungen und unzureichende staatliche Unterstützungsleistungen tragen dazu bei, dass sich die Situation vieler Alleinerziehender nicht entscheidend verbessert hat.
Ausblick auf die Kindergrundsicherung
Die geplante Kindergrundsicherung soll verschiedene Leistungen für Kinder bündeln und wurde vom Bundeskabinett bereits beschlossen. Ob sie jedoch Anfang 2025 eingeführt wird, bleibt unsicher. Kritiker wie die Bertelsmann Stiftung sehen die Reform als ersten Schritt, der jedoch bei weitem nicht ausreicht, um alleinerziehende Familien dauerhaft aus der Armutsfalle zu befreien.
Die Stiftung fordert zusätzlich zu finanziellen Unterstützungsmaßnahmen eine bessere Infrastruktur mit mehr Kitaplätzen, verlässlicher Ganztagsbetreuung und flexibleren Arbeitszeitmodellen. Auch die Rolle der Väter in der Care-Arbeit sollte gestärkt werden, um die Situation für Alleinerziehende nachhaltig zu verbessern.