Finanzen

Sparkassen rechnen beim digitalen Euro mit Millionen-Kosten - problematisch ist jedoch etwas anderes

Die Implementierung des digitalen Euro dürfte ein teurer Spaß werden, meint die Sparkassen-Finanzgruppe. Problematisch seien aber gar nicht die Kosten an sich, sondern ein anderer Aspekt. Indes nutzt der deutsche Bankensektor die Zeit bis zur Einführung der Euro-Digitalwährung für ein neues Bezahlprojekt.
09.07.2024 16:04
Lesezeit: 2 min

Die Sparkassen rechnen damit, dass sie die Umsetzung des Euro in seiner digitalen Form rund 200 Millionen Euro kosten wird. Das sagte zumindest Joachim Schmalzl, Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), bei einer Tagung des Handelsblatts. Basis dieser Schätzungen waren demnach der letztesJahr veröffentlichte erste Gesetzesentwurf der EU-Kommission und eigene Datenanalysen.

Der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission sieht eine Annahmepflicht in Geschäften und im Online-Handel vor. Das EZB-Kryptogeld soll den Bürgern auf einem eigenen Konto bei der Europäischen Zentralbank zur Verfügung stehen und den Status eines elektronischen gesetzlichen Zahlungsmittels bekommen. Die EZB reagiert damit laut eigenen Angaben auch auf die schwindende Nutzung des Bargelds und zunehmende Verbreitung US-lastiger digitaler Zahlungssysteme im Euroraum.

Dass ein digitaler Euro eingeführt wird, gilt bereits als beschlossene Sache. Aktuell steckt das umstrittene Geldprojekt der EZB noch in der Testphase, die bis 2025 andauern soll. Dann könnte das erste Pilotprojekt starten. Bis zur Einführung wird es Stand jetzt aber noch bis 2028 dauern.

Zu viele IT-Kapazitäten für digitalen Euro nötig

Die größte Herausforderung sind laut Schmalzl gar nicht die Kosten von 200 Millionen Euro, die seien für den öffentlich-rechtlichen Bankensektor relativ einfach zu stemmen. Die rund 350 Sparkassen haben 2023 einen Vorsteuergewinn von 17 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Problematisch seien vor allem die notwendigen IT-Kapazitäten. Wenn die Sparkassen in diesem Umfang Ressourcen binden würden, „könnten wir zwei bis drei Jahre nichts Neues mehr machen außer dem digitalen Euro“, betonte der Sparkassen-Manager. „Wir würden jegliche Innovation in anderen Zahlungssystemen bei uns auf Eis legen.“

Ähnliche Stimmen kamen von der Deutschen Bank. „Es geht nicht ums Geld, es geht um die IT-Kapazitäten“, sagte Deutsche-Bank-Managerin Katharina Paust-Bokrezion. Sie verwies zudem darauf, dass für Finanzinstitute in der EU bald der Empfang und Versand von Echtzeitüberweisungen obligatorisch wird, was ebenfalls IT-Ressourcen bindet.

Wero-Bezahlsystem startet

Während die EZB am Euro-Digitalgeld arbeitet und Giropay in Kürze eingestellt wird, haben einige der Banken aus Deutschland, Belgien, Frankreich und den Niederlanden, die sich in in der „European Payments Initiative“ versammelt haben, ein neues europäisches Bezahlsystem namens Wero ins Leben gerufen. Wero ermöglicht aktuell Zahlungen von Handy zu Handy und soll perspektivisch auch für Online-Einkäufe nutzbar sein.

Aktuell unterstützen 270 Sparkassen das Wero-Bezahlverfahren. Die Kosten dafür seien mit einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr „viel geringer“ als für den digitalen Euro, erklärte Schmalzl.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Jakob Schmidt

                                                                            ***

Jakob Schmidt ist studierter Volkswirt und schreibt vor allem über Wirtschaft, Finanzen, Geldanlage und Edelmetalle.

DWN
Politik
Politik Bündnis Sahra Wagenknecht: AfD unterstützt Neuauszählung der Bundestagswahl
26.11.2025

An gerade mal 9.500 fehlenden Stimmen scheiterte im Februar der Einzug des BSW in den Deutschen Bundestag. Seitdem fordert die Partei eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz bei GOVECS – das Ende der elektrischen Schwalbe
26.11.2025

Das Münchner Unternehmen Govecs stellt unter dem Namen der in der DDR populären Moped-Marke seit einigen Jahren Elektroroller her. Nun...

DWN
Politik
Politik Regierung plant „Grüngas-Quote“: Mehr Umweltschutz auf Kosten der Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft in Deutschland auszubauen. Unternehmen sollen...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Covestro-Überrnahme genehmigt: Abu Dhabi wird vom Ölreich zum Chemieriesen
26.11.2025

In Abu Dhabi gilt die Chemieindustrie als Zukunftsmodell. Zentraler Baustein der Vision: Die Übernahme des Leverkusener...

DWN
Politik
Politik Nach AfD-Einladung: Deutsche Bank kündigt "Familienunternehmer" den Mietvertrag
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein. Daraufhin beendet die Deutsche Bank einen Mietvertrag. Der Verband...