Finanzen

Giropay ist am Ende – doch die Idee lebt weiter

Giropay, das einmal als sichere Alternative der deutschen Banken zu US-amerikanischen Diensten wie PayPal gedacht war, steht vor dem Aus und wird Ende des Jahres eingestellt. Auch die Unterstützung großer Banken und Investitionen in Millionenhöhe reichten nicht, um den Bezahldienst am Markt zu etablieren. Die Idee soll aber in einem neuen Anlauf wiederbelebt werden.
20.06.2024 15:19
Aktualisiert: 20.06.2024 15:19
Lesezeit: 2 min
Giropay ist am Ende – doch die Idee lebt weiter
Trotz Investitionen von mehreren hundert Millionen Euro und Unterstützung großer Banken und Händler konnte Giropay sich nicht am Markt durchsetzen. (Foto: dpa) Foto: Silas Stein

Die Gesellschafter der dahinterstehenden Paydirekt GmbH haben die Abschaltung des Bezahldienstes Giropay bereits beschlossen. Es müssen jedoch noch einige Gremien zustimmen. Die aktuelle Nachricht zur geplanten Einstellung kommt jetzt doch überraschend. Noch im April dieses Jahres hatten die Betreiber von Giropay kundgetan, dass der Bezahldienst seinen Wachstumskurs fortsetzt.

Bei den Kunden kam Giropay nicht richtig an

Giropay sollte für den deutschen Markt eine datenschutzfreundliche Alternative zu PayPal oder auch Visa werden für die deutschen Verbraucher. Der Bezahldienst sollte die Möglichkeit bieten, bei Einkäufen im Internet sehr einfach und auch schnell durch die direkte Anbindung an das eigene Girokonto zu bezahlen. Die Bezahldaten sollten dabei bei der eigenen Hausbank und auf deutschen Servern bleiben. Insgesamt hat die deutsche Kreditwirtschaft mehrere 100 Mio. Euro in Giropay investiert. Große Bankhäuser wie die Deutsche Bank, Commerzbank und Sparkasse haben eigene Projekte im Bereich Bezahldienst angeschoben. 2021 wurden dann die verschiedenen Dienste Paydirekt, Giropay und Kwit unter Giropay zusammengefasst.

Giropay konnte sich am Markt jedoch nicht durchsetzen. Nach Finanzberichten lag im Jahr 2022 der Marktanteil gerade einmal im einstelligen Prozentbereich, mit jährlich nur 23 Mio. Transaktionen. 2024 sollen dann die Transaktionszahlen nochmals stark eingebrochen sein. Und das, obwohl sich zu dem Konsortium der Banken auch namhafte Händler wie Deutsche Bahn, DM, Media Markt, Saturn und Otto anbinden ließen. PayPal hingegen hat in dieser Zeit nochmals Marktanteile in Deutschland gewinnen können und zählt aktuell 35 Mio. aktive, deutsche Kundenkonten.

Scheitern von Giropay durch Ankündigung eines digitalen EU-Bezahldienstes begünstigt?

Die Idee von Giropay ist jedoch nicht gestorben. Aktuell baut die von der EU unterstützte European Payments Initiative (EPI) einen gesamteuropäischen Bezahldienst in Konkurrenz zu PayPal auf. Dies könnte auch ein Grund für die doch überraschende Einstellung von Giropay sein. Es ist zumindest nicht unwahrscheinlich, dass die europäische Initiative „Wero“, die noch diesen Sommer an den Start gehen soll, maßgeblich zum Ende von Giropay beigetragen hat. Die European Payments Initiative wird ebenfalls von vielen großen deutschen und auch anderen EU-Banken unterstützt.

Der europäische Bezahldienst soll es Verbrauchern ermöglichen, ohne eine IBAN dann in Sekunden mit dem Handy Geld zu verschicken. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen dann auch der stationäre und der Onlinehandel eingebunden werden. Außerdem sollen Kunden durch den Bezahldienst dann auch Kosten sparen können, wenn sie Zahlungen an ein EU-Land schicken, das nicht an den Euro angebunden ist. Kernthema ist auch bei der europäischen Variante, dass die Daten besser geschützt sein sollen als beim US-Dienst PayPal. Das Projekt „Wero“ ist für die EU auch deshalb wichtig, um den europäischen Bankensektor zukunftsfähig zu gestalten und konkurrenzfähig im internationalen Vergleich zu bleiben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

DWN
Politik
Politik EU plant Anpassungen an der DSGVO: Mehr Spielraum für KI zu Lasten des Datenschutzes?
19.11.2025

Die Europäische Union plant umfassende Änderungen ihrer Digital- und Datenschutzregeln, um Innovationen im Bereich künstlicher...

DWN
Politik
Politik Russisches Geld soll nach Kiew fließen - trotz Korruptionsskandals: Von der Leyen schreibt Merz & Co.
19.11.2025

Für die Nutzung der russischen Gelder werben insbesondere Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und von der Leyen. Ihr Plan sieht vor, der...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Friedenspläne der USA zum Ukraine-Krieg belasten den Rheinmetall-Aktienkurs
19.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät nach frischen US-Friedenssignalen erneut in turbulentes Fahrwasser. Analysten bleiben optimistisch, doch die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Fokus: Anleger reagieren auf überhitzte KI-Aktien und reduzieren ihre Positionen
19.11.2025

Investoren an den US-Börsen beobachten derzeit starke Bewegungen im KI-Sektor, während große Akteure gleichzeitig ihr Portfolio neu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Exportbeschränkungen für Nexperia-Chips: Niederlande geben Kontrolle über Chip-Firma Nexperia ab
19.11.2025

Ende September hatte die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen. China reagierte kurz darauf mit einem...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucherumfrage: Debitkarten und Smartphones verdrängen Bargeld in Deutschland
19.11.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass in Deutschland das Bezahlen mit Debitkarte und Smartphone zunehmend das Bargeld verdrängt. Fast die...

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenplus 2026? Wann Ruheständler steuerpflichtig werden
19.11.2025

Rentner aufgepasst: Kommendes Jahr könnten die Renten in Deutschland erneut steigen. Was einerseits erfreulich ist, kann andererseits dazu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktienstrategie: Wie Profis erkennen, wann es Zeit zum Ausstieg ist
19.11.2025

Der perfekte Verkaufszeitpunkt an der Börse ist selten. Doch wer Gewinne nicht rechtzeitig realisiert, riskiert, sie wieder zu verlieren....