Wissing bemängelt, dass die Deutsche Bahn während der Fußball-Europameisterschaft ihre Ankündigungen nicht erfüllen konnte. "Was den Fans teilweise widerfahren ist, entspricht nicht dem Anspruch Deutschlands und nicht dem Anspruch, den ich an unsere Verkehrsinfrastruktur habe", sagte er der "Welt am Sonntag".
Insbesondere die Ankündigung, täglich 10.000 zusätzliche Sitzplätze im Zugverkehr bereitzustellen, habe sich als zu hoch gegriffen erwiesen. Das bestehende Netz sei für diese Belastung nicht ausgelegt gewesen.
Deutsche Bahn: Herausforderungen und Kritik
Der Vorstand der Deutschen Bahn rechtfertigt sich teilweise mit unglücklichen Umständen, wie dem häufigen Starkregen zu Beginn des Turniers. "Für solche Extremwetterlagen ist das Netz nicht ausgelegt", betonte Wissing. Auch Bahn-Infrastrukturvorstand Berthold Huber verteidigte das Unternehmen, räumte jedoch ein, dass strukturelle Verbesserungen nötig sind.
Wissing verspricht Verbesserungen und weist auf die bevorstehende Sanierung der Riedbahn hin, einer von 41 stark genutzten Strecken, die in den kommenden Jahren umfassend erneuert werden sollen. Die Bauarbeiten werden jedoch zuvor zu Beeinträchtigungen für die Fahrgäste führen. "Die Riedbahn wird ein wichtiger Testfall sein", so Wissing, "für die notwendigen Verbesserungen im gesamten Schienennetz."
Zweifel an den Sanierungsplänen
Kritik kommt auch aus der Bauindustrie. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, äußerte Zweifel, ob alle geplanten Sanierungen bis 2031 abgeschlossen werden können. "Die Unternehmen können bis heute noch keine realistische Kapazitätsplanung machen, da Politik und DB sich nicht einig sind", so Müller gegenüber der "Welt am Sonntag".