Unternehmen

Deutsche Startups bekommen wieder mehr Geld von Investoren

Durch die schwache Konjunktur und andere Sorgen sind viele deutsche Jungfirmen in Geldnot geraten. Investoren waren lange Zeit sehr zurückhaltend. Nun bessert sich die Lage – aber nur für manche Startups.
16.07.2024 09:03
Aktualisiert: 16.07.2024 10:03
Lesezeit: 2 min

Start-ups in Deutschland haben nach der Finanzierungskrise der vergangenen Jahre wieder etwas mehr Geld von Investoren bekommen. Im ersten Halbjahr flossen rund 3,4 Milliarden Euro Wagniskapital, 12 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (knapp 3,1 Mrd Euro). Das zeigt eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Die Autoren sprechen von „Zeichen einer Trendwende“ - noch in den beiden ersten Halbjahren 2022 und 2023 waren die Investitionen in Start-ups deutlich gesunken. Während Berlin auch dieses Jahr als Gründer-Hotspot unangefochten bleibt, holt Nordrhein-Westfalen rapide auf.

Deutsche Startups in Geldnöten

Trotz des Aufwärtstrends hat sich die Finanzierungslage längst nicht für alle Start-ups verbessert. So sank die Zahl der Finanzierungsrunden - wie schon in den Vorjahreszeiträumen - deutlich auf 367 Deals, fast ein Fünftel weniger binnen Jahresfrist. „Von einem generellen Aufatmen in der deutschen Startup-Szene kann noch keine Rede sein“, sagte EY-Partner Thomas Prüver. Denn während es etwas mehr mittelgroße und auch große Finanzierungsrunden von über 100 Millionen Euro gab, sei die Zahl der kleinen Deals unter zehn Millionen Euro eingebrochen. Es sei „alarmierend, dass es für ganz junge Start-ups offenbar immer schwieriger wird, an frisches Geld zu kommen.“ Denn gerade in der Anfangsphase seien Geldspritzen essenziell.

Verwöhnt vom Corona-Boom

Start-ups sind für ihr Wachstum auf externe Investoren angewiesen. Fonds, Einzelinvestoren und Konzerne beteiligen sich mit Wagniskapital an jungen Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Ideen durchsetzen und der Unternehmenswert vervielfacht.

In den Zeiten der Corona-Pandemie hatten Start-ups einen kleinen Boom erlebt. Sie profitierten davon, dass die Zinsen niedrig waren und die Digitalisierung einen Schub bekam - etwa bei Finanzgeschäften, Online-Shopping oder Essenslieferungen. Im Boomjahr 2021 flossen allein in den ersten Monaten fast 7,6 Milliarden Euro an Start-ups.

Doch mit dem Zinsanstieg folgte die Krise: Viele Start-ups strichen Jobs, andere wurden übernommen. 2023 brachen die Wagniskapital-Investments EY zufolge um 39 Prozent ein. Nun scheint zumindest das Schlimmste überwunden.

Investitionen in Jungfirmen: NRW holt auf

Unter den Bundesländern blieb Berlin im ersten Halbjahr an der Spitze, muss aber Federn lassen. Die Investments in Start-ups dort sanken um ein Viertel auf knapp 1,1 Milliarden Euro. Ein Grund: Im Bereich Online-Handel, wo Berlin traditionell stark ist, floss deutlich weniger Geld.

Start-ups aus Nordrhein-Westfalen holten dagegen auf. Sie erhielten laut EY in den ersten sechs Monaten 822 Millionen Euro – 653 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum. Dahinter stehen große Finanzierungsrunden, vorneweg der KI-basierte Online-Übersetzungsdienst DeepL (277 Millionen Euro) und die Halbleiter-Firma Black Semiconductor (254 Mio). Platz drei belegten Start-ups aus Bayern mit 577 Millionen Euro, ein Minus von rund einem Drittel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...