Wirtschaft

Düstere Prognose für Deutschland: IWF senkt Wachstumserwartung!

Die Konjunktur in Deutschland bleibt anscheinend auch 2024 Schlusslicht. Der IWF sieht nur ein Wachstum von 0,2 Prozent und langfristig kein Ende der Talfahrt! Zusätzlich könnte die nur langsam sinkende Inflation zum Problem werden. Reicht die zukünftige „Wachstumsinitiative“ der Ampelregierung, um den Abschwung zu stoppen?
19.07.2024 11:50
Aktualisiert: 01.01.2030 10:00
Lesezeit: 3 min

Kein Sommermärchen für Deutschland: Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft verschlechtern sich dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge weiter.

2024: Mini-Wachstum von 0,2 Prozent

Die Wachstumsperspektiven Deutschlands haben sich laut Internationalen Währungsfonds noch nicht aufgehellt. Es sei weiterhin mit Wachstumsraten von 0,2 Prozent in diesem Jahr und 1,3 Prozent im nächsten Jahr zu rechnen, teilte der IWF in ihrem jüngsten Konjunkturausblick am Dienstag in Washington mit.

Damit prognostiziert der IWF für die Bundesrepublik für das laufende Jahr das schwächste Wachstum aller führenden westlichen G7-Industriestaaten. In keinem großen westlichen Industrieland liefe die Konjunktur damit schlechter.

2023 war die deutsche Wirtschaft noch um 0,2 Prozent geschrumpft. Deutschland dürfte damit – sollten die Prognosen eintreffen – 2024 erneut das Schlusslicht unter den großen Industrienationen sein.

Hürden für Investitionen

Hinweise auf positive Auswirkungen durch das geplante Paket der Ampelregierung zur Stärkung des Standorts Deutschland sind in dem neuen IWF-Weltwirtschaftsausblick nicht zu finden. Der IWF verwies auf anhaltende Probleme in der Industrie, die die konjunkturelle Erholung erschwerten.

Langfristig sorgt sich der Fonds mit Blick auf Deutschland vor allem wegen struktureller Probleme, etwa des Rückgangs der arbeitenden Bevölkerung und der Hürden für Investitionen.

Führende Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren für Deutschland für das laufende Jahr ein noch schlechteres Wachstum von 0,1 Prozent. Für das kommende Jahr ist ihr Ausblick mit 1,4 Prozent demnach etwas besser als der des Währungsfonds.

Weltweiter Handel zieht an

Der weltweite Handel mit Waren und Dienstleistungen dürfte nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds ab 2024 wieder anziehen. Das Handelsvolumen werde dieses Jahr um 3,1 Prozent und 2025 dann um 3,4 Prozent zulegen, teilte der IWF mit. Beide Schätzungen wurden damit gegenüber April um 0,1 Punkte nach oben gesetzt. Zum Vergleich: 2023 betrug der Zuwachs lediglich 0,8 Prozent.

Der IWF warnte, dass die grenzüberschreitenden Handelsbarrieren zuletzt zugenommen hätten. Die EU-Kommission hat etwa vorläufig hohe Sonderzölle auf Elektroautos aus China verhängt. Nun werden Gegenmaßnahmen der Volksrepublik erwartet. Auch die USA habe neue Zölle gegen China auf den Weg gebracht. Eine Eskalation der Handelsstreitigkeiten gehöre zu den kurzfristigen Risiken für die Weltwirtschaft, so der IWF.

G7-Treffen der Handelsminister vom 16. und 17. Juli

Es bleibt abzuwarten, ob es bei den Beratungen über um resiliente Lieferketten, einen nachhaltigen Handel, Wirtschaftssicherheit sowie die Überkapazitäten chinesischer Industrieunternehmen, zu einem großen Durchspruch kommt. Der italienische Außenminister Tajani machte in seiner Eröffnungsrede die Handelsfreiheit auf globalen Märkten zum zentralen Thema des Treffens.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (54) verkündigte bereits im Vorfeld, dass er nicht mit einer Reform der WTO rechne.

Wird die „Wachstumsinitiative“ zum Rettungspaket?

Auch wenn der IWF keine konjunkturelle Erholung aufgrund der stagnierenden Industrie für Deutschland sieht, erhofft sich die Regierung mit dem Wachstumspaket eine Stärkung des Standortes. Das Bundeskabinett hat am Mittwoch mit dem Haushaltsentwurf 2025 auch das Maßnahmenpaket gebilligt.

Dazu gehören 49 Maßnahmen – unter anderem bessere Abschreibungsbedingungen für Unternehmen, eine ausgeweitete Forschungszulage, steuerliche Entlastungen für die Mittelschicht sowie Bürokratieabbau. Auch der Arbeitsmarkt soll mit finanziellen Anreizen für ausländische Fachkräfte, ältere Menschen und Langzeitarbeitslose belebt werden.

Wachstumspaket: Geplante Investitionen

Das Ampel-Bündnis will außerdem mehr Raum für private Investitionen schaffen – etwa mit einer beschleunigten Abschreibung von Investitionen und einer höheren Forschungszulage. So soll die sogenannte degressive AfA (Absetzung für Abnutzung) bis 2028 verlängert werden und der Satz von 20 auf 25 Prozent steigen.

Zudem ist rückwirkend ab Anfang Juli und bis Ende 2028 eine Sonderabschreibung für gewerblich genutzte E-Autos geplant – bis zu einem erhöhten Listenpreis von dann 95.000 Euro.

Ferner soll die staatliche Förderbank KfW Instrumente bekommen, um den Ausbau von Produktionskapazitäten zu unterstützen. Es geht um Bundesgarantien und zinsverbilligte Kredite und einen Eigenkapital-Transformationsfonds, der einen besonderen Fokus auf Mittelstand und Handwerk legt.

Insgesamt soll das Paket das Wachstumspotenzial stärken. Damit beginne „der Einstieg in die Wirtschaftswende“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) nach dem Kabinettsbeschluss. Der endgültige Beschluss ist für Ende November vorgesehen.

Ausblick

Die Ampel-Koalition setzt darauf, dass die Maßnahmen 2025 zu einem zusätzlichen Wachstum von rund einem halben Prozentpunkt führen. Das wären 26 Milliarden Euro zusätzliche Wirtschaftsleistung. Ökonomen sind skeptisch, ob das erreicht werden kann. Auch weil der Internationale Währungsfonds (IWF) Anzeichen sieht, dass die Inflation nicht weiter sinkt, sondern sich umkehrt: „Die Aufwärtsrisiken für die Inflation haben zugenommen“, schreibt die Organisation in ihrem Konjunkturausblick. Dann werden auch Investitionen und Kaufkraft wieder ins Stocken geraten.

Das Fazit des ifo-Konjunktur-Experten Klaus Wohlrabe: „Die deutsche Wirtschaft muss auf ihr Sommermärchen noch warten“, wie er sich im Juni bei Reuters äußerte.

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Mirell Bellmann

                                                                            ***

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

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