Wirtschaft

Pekings Wirtschaftskurs sorgt für Frustration bei deutschen Firmen

Das „Dritte Plenum“ sollte eigentlich für Aufbruchstimmung sorgen. Doch aus der Perspektive deutscher Firmen blieben die Beschlüsse des bedeutenden Parteitreffens hinter den Erwartungen zurück.
22.07.2024 13:45
Lesezeit: 2 min

Deutsche Unternehmen sind von den Ergebnissen eines wichtigen Treffens der Kommunistischen Partei Chinas zum künftigen Wirtschaftskurs der zweitgrößten Volkswirtschaft enttäuscht.

Die Firmen hätten sich „mehr Orientierung sowie eine Konkretisierung der bereits angekündigten Konjunkturförderungsmaßnahmen erhofft“, sagte Maximilian Butek, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Ostchina, als Reaktion auf das in der Vorwoche abgehaltene „Dritte Plenum“ der Partei. Das Treffen findet in der Regel nur alle fünf Jahre statt und gilt als Schlüsseltermin zur Festlegung von Reformen.

„Der Befreiungsschlag ist ausgeblieben, stattdessen erleben wir eine Politik, die im Zeichen von Kontinuität steht“, sagte Butek. Deutsche Unternehmen in China müssten weiterhin einen langen Atem beweisen. Man müsse in einem Marktumfeld bestehen, „was sich in absehbarer Zeit kaum verbessern wird“.

Wenig Öffnung, mehr Kontrolle

Neben dem starken Konkurrenzdruck seien es vor allem das geringe Vertrauen im Markt sowie zögerliche Investitionen im Privatsektor, die deutschen Unternehmen in China zu schaffen machten. Auch Hoffnungen in Richtung Marktöffnung und Gleichbehandlung ausländischer Unternehmen seien enttäuscht worden.

Chinas Führung wolle mehr Wirtschaftswachstum und wisse, dass an der Öffnung der Märkte kein Weg vorbeiführt. Diese Öffnung beiße sich aber mit dem Streben der Partei nach mehr Kontrolle. „Das Dritte Plenum trug nicht zur Auflösung dieses Widerspruchs bei, sondern hat diesen noch verstärkt“, so Butek. Eine national ausgerichtete Wirtschaftspolitik sei für deutsche Firmen problematisch, weil sie weiter an den Rand gedrängt werden könnten.

Andauernde Konjunkturflaute: Chinas Zentralbank senkt Zinsen

Gegen die andauernde Wirtschaftsschwäche stemmt sich Chinas Notenbank mit einer Lockerung der Geldpolitik. Nach Angaben der Zentralbank sinkt der einjährige Kreditzins von 3,45 auf 3,35 Prozent und die entsprechende fünfjährige Loan Prime Rate von 3,95 auf 3,85 Prozent. Der mittelfristige Zins ist vor allem für die Immobilienwirtschaft wichtig, da er ein Referenzzinssatz für Immobiliendarlehen ist.

Nach einem langen Boom, in dem auch viele Geisterstädte entstanden waren, lastet der schwache Immobilienmarkt schon länger auf der Wirtschaft Chinas sowie der Weltwirtschaft.

Zudem wurde der einwöchige Reverse-Repo-Satz erstmals seit fast einem Jahr gesenkt, und zwar um 10 Basispunkte auf 1,7 Prozent. Der Satz ist für kurzfristige Geschäfte mit den Geldhäusern relevant, allerdings nicht so bedeutend wie der Hauptleitzins MLF.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...