Politik

Länder sollen Bundesmittel vorrangig für Kita-Personal nutzen

Ab 2025 dürfen die Bundesländer die Milliarden Euro des Bundes zur Förderung von Kitas nicht mehr verwenden, um Eltern bei den Gebühren zu entlasten. Stattdessen soll das Geld künftig vorrangig in die Sicherung und Gewinnung von Fachkräften fließen.
23.07.2024 14:03
Lesezeit: 2 min
Länder sollen Bundesmittel vorrangig für Kita-Personal nutzen
"Wir brauchen mehr Erzieher" steht auf einem Zettel. Dieses Ziel könnte näherrücken, denn ab 2025 dürfen die Bundesländer Gelder des Bundes zur Förderung von Kitas nicht mehr verwenden, um Eltern bei den Gebühren zu entlasten (Foto: dpa). Foto: Monika Skolimowska

Dies geht aus einem Dokument zur geplanten Überarbeitung des Kita-Qualitätsgesetzes hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Bisher konnten die Länder die jährlichen Mittel in Höhe von zwei Milliarden Euro bis zu 49 Prozent zur Senkung oder Abschaffung von Kita-Gebühren einsetzen. Mit dem neuen Gesetz, das in den kommenden Wochen das Kabinett passieren soll, wird diese Möglichkeit entfallen. Derzeit nutzen nur sechs Bundesländer einen Teil der Bundesmittel für niedrige Kita-Beiträge, so das Familienministerium. Beispielsweise verwendet Berlin ausschließlich Landesmittel für die weitgehend kostenfreie Kindertagesbetreuung.

Ministerium erwartet keine Erhöhung der Kita-Gebühren

Das Ministerium erwartet daher keine Erhöhung der Kita-Gebühren durch die Neuerung. Die Länder haben weiterhin die Möglichkeit, die Entlastung der Eltern über ihre eigenen Landesmittel zu finanzieren. Zudem soll es eine Übergangsfrist von sechs Monaten geben, in der die bisherigen Regelungen zur Verwendung der Mittel für Kita-Gebühren weiterhin gelten. Das neue Kita-Qualitätsgesetz soll am 1. Januar 2025 in Kraft treten. Die Abstimmung innerhalb der Bundesregierung hat jedoch erst begonnen.

In diesem und im vergangenen Jahr hat der Bund die Qualität der Kitas mit insgesamt vier Milliarden Euro gefördert. Weitere vier Milliarden Euro sind für die Jahre 2025 und 2026 vorgesehen.

Zehntausende Kita-Fachkräfte fehlen

Durch die Gesetzesänderung sollen die Länder verpflichtet werden, die Mittel künftig in Maßnahmen zur Gewinnung und Sicherung von qualifiziertem Personal zu investieren. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) betonte, dass bei der Förderung von Kitas in Zukunft insbesondere die Qualität der Einrichtungen im Mittelpunkt stehen werde, weshalb der Fokus auf Fachkräfte liege. Investitionen in die frühkindliche Bildung seien „zentral für den Bildungserfolg und die Chancengerechtigkeit unserer Kinder“, sagte Paus der dpa. Die Bundesregierung strebt an, „gleichwertige Standards in allen Kitas“ zu erreichen.

Eine konkrete Zielgröße für das benötigte Personal nannte die Ministerin nicht. Paus hatte jedoch kürzlich erklärt, dass bis 2030 mit einem Mangel von 50.000 bis 90.000 Fachkräften in deutschen Kitas zu rechnen sei. Der kürzlich veröffentlichte Kita-Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands spricht sogar von bis zu 125.000 fehlenden Fachkräften im gesamten Bereich der Kinderbetreuung. Wie diese Lücke geschlossen werden kann, ist noch unklar.

Linke kritisieren Pläne als Verlagerung der Prioritäten

Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), begrüßte das Vorhaben. Das Gesetz ermögliche es, „das Geld dort einzusetzen, wo es dringend benötigt wird: zur Gewinnung von Fachkräften sowie zur Verbesserung der Betreuungsschlüssel und der bedarfsgerechten Angebote“, sagte sie laut Mitteilung. Dennoch müssten Eltern mit geringem Einkommen weiterhin eine Beitragsentlastung erhalten. Hier seien die Länder in der Verantwortung.

Die Vorsitzende der Linken-Gruppe im Bundestag, Heidi Reichinnek, kritisierte die Pläne von Paus. Sie forderte, dass die Ministerin „endlich offen aussprechen sollte, was es braucht, um den Fachkräftemangel wirklich zu beheben: es braucht Geld, um einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel zu ermöglichen“, sagte Reichinnek laut Mitteilung. Stattdessen werde Beitragsfreiheit gegen Qualität ausgespielt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zeitweise unter 90.000 US-Dollar: Kryptomarkt in extremer Angst
18.11.2025

Der Bitcoin-Kurs ist am Dienstag zeitweise tief gefallen und hat weltweit Unruhe unter Anlegern ausgelöst. Der Fear-and-Greed-Index warnt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Flixtrain bereit zum harten Wettbewerb um Bahn-Kunden
18.11.2025

Im Fernverkehr auf deutschen Schienen herrscht bislang wenig Wettbewerb. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. Ein kleiner...

DWN
Technologie
Technologie Fliegende Autos: XPeng eröffnet erste Produktionsstätte für Flugfahrzeuge in China
18.11.2025

China eröffnet erstmals industrielle Strukturen für Fahrzeuge, die sowohl am Boden als auch in der Luft nutzbar sein sollen. Wird damit...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare down: Internetdienste X und ChatGPT massiv von Cloudflare-Störung betroffen
18.11.2025

Die Cloudflare-Dienste sind seit Dienstagmittag weltweit massiv gestört, betroffen sind darunter große Plattformen wie X und ChatGPT. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Nokia-Aktie und Nvidia-Aktie im Fokus: Wie die Partnerschaft 5G-Wachstum antreibt
18.11.2025

Die einst vor allem für Handys bekannte Nokia hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und rückt nun wieder in den Fokus von...

DWN
Finanzen
Finanzen Vestas-Aktie im Minus: So sollen 900 gezielte Entlassungen die Ertragsziele stützen
18.11.2025

Die Vestas-Aktie steht derzeit unter Druck. Dass das Unternehmen weltweit 900 Bürostellen abbaut, scheint den Anlegern auch Sorgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erfolg im Job: Warum Diplome nicht mehr über Karrierechancen entscheiden
18.11.2025

Die Anforderungen an Fachkräfte haben sich deutlich verändert, und Arbeitgeber legen zunehmend Wert auf Fähigkeiten, Persönlichkeit und...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität in Europa: Beckedahl kritisiert Bundesregierung
18.11.2025

Deutschland feiert neue Google- und Microsoft-Rechenzentren, während die digitale Abhängigkeit von US-Konzernen wächst. Der...