Ein Treffpunkt für Anwohner, Büroangestellte und Touristen, wo man essen, arbeiten, sich austauschen, einkaufen, Sport treiben und noch viel mehr machen kann - das ist die Herausforderung für deutsche Shopping-Center.
Wo in Deutschland kann man das bereits erleben? In Berlin ist das „The Niu Hide” ein Beispiel für diese neue Entwicklungsrichtung im Einzelhandel, und auch „The Playce“ - früher bekannt als Potsdamer-Platz-Arkaden. In Weiterstadt, nahe Frankfurt am Main, hat sich das „Loop5“ neu erfunden und ein „Retailtainment“-Konzept umgesetzt: Eine Mischung aus Einzelhandel (Retail) und Entertainment.
Mit anderen Worten: Viel mehr als nur Einkaufen, mit dem Fokus auf die täglichen Bedürfnisse der Menschen durch gemeinschaftliche Räume, sei es Co-Working Spaces, Fitnessstudios, Bereiche zum Entspannen, Restaurants, Wellnessbereiche, Pop-Up Stores und sogar Angebote wie Schwimmschulen oder Bibliotheken.
Routinen der Menschen in die Shopping-Center integrieren
Die „neuen“ Bedürfnisse von Shoppern müssen angesprochen werden, so ein Bericht von Immobilien-Beratungs- und Investment-Management Firma JLL. „Denn Handel kann nur dort stattfinden, wo sich Menschen gerne aufhalten“, erläutert eine der Autorinnen, Sandra Ludwig, und fügt hinzu, man müsse die Frage stellen: „Wie können wir die Routinen der Menschen integrieren?“
Der Trend der Transformation des traditionellen Einzelhandelskonzepts in Europa ginge inzwischen weit über das einfache Einkaufen hinaus zu multifunktionalen, gemeinschaftlich genutzten Orten, so Ludwig. „Der Wandel hin zum Erlebniseinzelhandel hat sich schon seit Jahren abgezeichnet, aber jetzt sehen wir tatsächlich, wie er an vielen Orten in Europa Fahrt aufnimmt. Damit beginne eine neue Ära für das stationäre Geschäft der Einkaufszentren.
Hintergrund: Pandemie-Tief jetzt überwunden
Viele deutsche Shopping-Center wurden während der Corona-Krise in die Passivität gedrängt und erlebten ein Tief, doch die Trendumkehr sei geschafft, sagt Iris Schöberl, Vizepräsidentin des ZIA. Dies sei hauptsächlich durch ein professionelles Center-Management und einen individuellen Angebots-Mix zurückzuführen.
Die Besucherfrequenz in den verschiedenen deutschen Einkaufszentren habe zwar noch nicht überall das Vor-Corona-Niveau erreicht, doch die Pandemie habe einen Entwicklungsprozess beschleunigt, in dem sich immer mehr Shopping-Center zu Mittelpunkten des Zusammenlebens entwickelt hätten, sagte Schöberl. „Dieses soziale Plus ist auch eine entscheidende Antwort des stationären Handels auf die digitale Konkurrenz.“
Studie: Es gibt schon einen guten Mix
Laut einer kürzlich durchgeführten Studie von ZIA und EY Real Estate bieten deutsche Shopping-Center schon eine gute Mischung aus verschiedenen Shopping-Möglichkeiten, beispielsweise Dienstleistungs- und Gesundheitsangebote, Lebensmitteleinzelhandel, Mode, Drogerien sowie Freizeit- und Unterhaltungsangebote, unter einem Dach an.
Der Mix sieht so aus:
- Dienstleistungs- und Gesundheitsangebote finden sich mittlerweile in fast allen Centern (89 Prozent)
- Freizeit- und Unterhaltungsangebote sind auch gut vertreten (52 Prozent)
- Der Lebensmitteleinzelhandel hat sich als typischer Ankermieter etabliert (75 Prozent)
- Auch Drogerien haben einen hohen Stellenwert (35 Prozent)
Erfolgreich neu erfundene Center
Das „The Niu Hide”in Berlin ist das weltweit erste Hotel, das auf dem Dach eines Einkaufszentrums, dem Ring-Center II an der Frankfurter Allee, errichtet wurde. JLL zufolge könnte die Kombination aus Hotel und Einkaufszentrum ein Beispiel für ähnliche Projekte in anderen Städten sein.
„The Playce“ in Berlin soll mit 90 Geschäften, 22 Gastronomieeinheiten, drei Bars, ein Videospiel-Paradies und ein „Food-Hub-Konzept“ verschiedene Zielgruppen ansprechen – Touristen, nahegelegene Büroangestellte und Einwohner.
In der Nähe von Frankfurt am Main, hat das „Loop5“ ein außergewöhnliches „Retailtainment“-Konzept umgesetzt: Die Verknüpfung von Einzelhandel (Retail) mit und Entertainment, und daher ein Magnet für Einkaufs- und Unterhaltungserlebnisse.
Shopping-Center „zukunftsfähig“ machen
Laut Ludwig liegt die Zukunft des Einzelhandels in diesen neu gestalteten Einkaufszentren, die weit mehr bieten als nur die Möglichkeit zum Einkaufen. „Shopping-Center haben dann eine Zukunftschance, wenn sie sich neu erfinden. Unternehmen und Systeme müssen zukunftsfähig gemacht werden. Dies erfordert mitunter umfangreiche Investitionen und einen langen Atem ... aber es wird sich lohnen, wenn jetzt damit begonnen wird.“