Unternehmen

British Airways (IAG) scheitert mit Übernahme von Air Europa

Die EU ist hart geblieben, die Konzernmutter von British Airways gibt ihren Übernahme-Versuch auf. Es bleibt vorerst nur bei der bestehenden Minderheitsbeteiligung an der spanischen Fluglinie Air Europa.
02.08.2024 14:18
Aktualisiert: 02.08.2024 14:30
Lesezeit: 2 min

Wegen des Widerstands der EU-Behörden gibt die British-Airways-Mutter IAG erneut die geplante Übernahme der spanischen Fluggesellschaft Air Europa auf. "Der Vorstand ist zu dem Schluss gekommen, dass es im derzeitigen Regulierungsumfeld nicht im besten Interesse der Aktionäre wäre, die Transaktion fortzusetzen", teilte die Lufthansa-Rivalin am Donnerstag nach Börsenschluss in London mit. Zudem legte das Unternehmen vergleichsweise robuste Zahlen für das zweite Quartal vor. Die IAG-Aktie gewann gegen Freitagmittag rund sechs Prozent.

Der Airline-Konzern mit Marken wie Iberia, Vueling und Aer Lingus wollte ursprünglich alle noch ausstehende Anteile an Air Europa einsacken und dafür 400 Millionen Euro in die Hand nehmen. Zurzeit und auch künftig wird IAG nun als Minderheitsaktionärin 20 Prozent an der Fluggesellschaft halten. Dem Besitzer von Air Europa, dem spanischen Konzern Grupo Globalia, will IAG nun eine Entschädigung von 50 Millionen Euro zahlen.

Air Europa hält sich für "solide und lebensfähig"

Air Europa zeigte sich dennoch optimistisch für die Zukunft: Diese sei weiter "nachhaltig und ermutigend", hieß es in einem Kommuniqué. Trotz der Instabilität des Marktes sei das Geschäftsmodell "solide und lebensfähig". Die Brüsseler Behörde nehme die Ankündigung zur Kenntnis, teilte sie mit. Bis zum Abbruch der Transaktion seien die Gespräche mit den Unternehmen und die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht ausreichend gewesen, um ihre Wettbewerbsbedenken auszuräumen. Seit einiger Zeit stand der Deal auf der Kippe.

Die europäischen Wettbewerbshüter waren bis zuletzt trotz einiger Zugeständnisse von IAG weiter der Ansicht, dass der Zusammenschluss den Wettbewerb auf dem Markt für Passagierflüge auf mehreren Inlandsstrecken sowie Kurz- und Langstrecken von und nach Spanien verringern könnte. "Wir hatten die Befürchtung, dass der Zusammenschluss nachteilige Auswirkungen auf die Passagiere - sowohl Geschäftskunden und Verbraucher - in Form von Preiserhöhungen oder Qualitätseinbußen bei den Dienstleistungen führen könnte", sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Eine endgültige Entscheidung war in Brüssel nicht getroffen worden.

IAG und Air Europa betreiben ein umfangreiches Netzwerk an Inlandsstrecken in Spanien, Kurzstrecken innerhalb der EU und mit Norwegen, Island und Liechtenstein - sowie Langstrecken, insbesondere von und nach Lateinamerika. Sie sind Wettbewerber unter anderem auf Strecken zwischen dem spanischen Festland und den Kanarischen Inseln und den Balearen sowie auf Strecken innerhalb Spaniens, auf denen Hochgeschwindigkeitszüge keine Alternative bieten.

Auch die Lufthansa hatte schon mit EU zu kämpfen

Auch die Deutsche Lufthansa muss bei ihren Übernahmeplänen der staatlichen italienischen Fluggesellschaft Ita eine Reihe von Bedingungen erfüllen. Seit Anfang Juli ist klar, dass die Lufthansa bei der Alitalia-Nachfolgerin einsteigen darf.

IAG legte zudem am Donnerstagabend Zahlen für das zweite Quartal vor. So rutschte der Nachsteuergewinn zwar um fast ein Zehntel auf knapp 910 Millionen Euro ab. Höhere Personalkosten sowie Ausgaben für Kerosin schlugen negativ zu Buche. Analysten hatten im Schnitt aber einen deutlicheren Rückgang befürchtet. Der Umsatz legte unterdessen um knapp acht Prozent auf rund 8,3 Milliarden Euro zu und fiel damit in etwa wie erwartet aus. IAG sprach von einer anhaltend guten Reise-Nachfrage, die sich fortsetzen werde.

Analysten zeigten sich zu den Zahlen positiv gestimmt. Die Airline-Holding habe unerwartet starke Zahlen vorgelegt, schrieb Analyst Patrick Creuset von Goldman Sachs. Er sehe für 2024 weiterhin eine starke Nachfrage und ein positives Umfeld. Die Airline-Holding habe die Erwartungen übertroffen und auch beim Ausblick im Vergleich zu den anderen Fluggesellschaften gut abgeschnitten, notierte UBS-Experte Jarrod Castle.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...