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Übertourismus in Deutschland und Südeuropa: Sind Time Slots wie in Paris die Lösung?

Lesezeit: 3 min
24.08.2024 06:01
Der sogenannte Overtourism, also Übertourismus, ist ein massives Problem in verschiedenen Städten in Südeuropa wie Spanien und Griechenland geworden. Aber auch in Deutschland kämpfen einige Regionen zunehmend mit zu großen Strömen von Touristen. Wie reagieren die Behörden, wenn eine Grenze erreicht wird? Und inwiefern können Touristenspots im Ausland ein Vorbild sein?
Übertourismus in Deutschland und Südeuropa: Sind Time Slots wie in Paris die Lösung?
Teilnehmer an einer Demonstration gegen den Massentourismus auf Mallorca. Was tun, wenn die touristische Nachfrage unaufhaltsam ist? (Foto: dpa)
Foto: Clara Margais

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Nicht nur in Städten wie Madrid, Barcelona, Ibiza, Mallorca oder an beliebten Urlaubszielen wie den Kanarischen Inseln und Kroatien klagen Einwohner über Touristenmassen in der Sommerhochsaison. Mittlerweile herrscht Übertourismus auch in verschiedenen Regionen in Deutschland, zum Beispiel im bayrischen Garmisch-Partenkirchen. Die Frustration der Anwohner konzentriert sich auf die Staus, den Lärm, die Umweltverschmutzung, hohe Preise und – für viele Menschen vor Ort in Spanien und Südeuropa das größte Ärgernis und Problem – immer teuer werdende Wohnungen.

Der Begriff „Overtourism“ kann ausgetauscht werden mit Massentourismus und bedeutet, dass der Tourismus in einer Stadt oder Gegend übermäßig und für Einheimische nicht mehr ertragbar ist. Oft sind Reiseziele betroffen, die durch Touristenströme so überrannt werden, dass die Lebensqualität der Bewohner wegen der Vielzahl der Touristen eingeschränkt wird.

Eine aktuelle Rangliste des Economist hat die 20 beliebten Reiseziele nach ihrer Attraktivität für internationale Touristen bewertet. Teilt man die verschiedenen internationalen Großstädte nach Einwohnerzahl auf, haben Amsterdam und Paris die ersten zwei Plätze mit zehn und acht Ankünften pro Einwohner belegt. Madrid lag auf Platz 12 und Berlin auf Platz 17 – noch vor Städten wie Hongkong und Shanghai.

Touristenobergrenze: Städte reagieren mit Beschränkungen

Viele Städte sind dabei, Maßnahmen zu ergreifen, um übermäßigen Tourismus einzuschränken. Obwohl es klar ist, dass der Tourismus für einige Städte finanziell entscheidend ist und Urlauber einen wirtschaftlicher Segen sind, wünschen sich Einwohner der Top-Touristenziele eine kleinere Zahl Besucher, um die Störung des Alltagslebens zu minimieren.

Die größeren Probleme sind hohe Wohnkosten für Einheimische. Ein Beispiel ist Spanien: In den letzten Jahren sind die Kosten dort durch vermietete Ferienwohnungen so in die Höhe geschossen, dass es für Bewohner und junge Familien unerschwinglich geworden ist, in ihren eigenen Städten Wohnungen zu mieten oder zu kaufen.

Spanien: Massenproteste im Hochsommer

Daher die Massenproteste in den Hochsommerwochen in diesem Jahr in Städten wie Barcelona, Mallorca und Ibiza. Dort protestierten Bewohner gegen den Mangel an bezahlbarem Wohnraum, und auch gegen Umweltzerstörung, Überfüllung und Preisanstiege.

Die Stadt Barcelona wird bis Ende 2028 die Vermietung von Ferienwohnungen abschaffen. Wohnungen, die momentan legal an Touristen für einen kurzfristigen Aufenthalt vermietet werden, sind in knapp vier Jahren dann nur noch für die Bewohnern der Metropole im Nordosten von Spanien verfügbar. So will die Stadt es schaffen, 10.000 Unterkünfte auf den Miet- oder Verkaufsmarkt zu bringen.

In Dubrovnik, Kroatien, dürfen Mehrfamilienhäusern nicht mehr neue Apartments für Touristen einrichten. Auch hat Bürgermeister Mato Franković Dubrovnik angefangen, selbst Immobilien in der historischen Altstadt aufzukaufen, gezielt für Familien mit Kindern.

Deutschland: Garmischparten Kirchen und Sylt unter anderem betroffen

Auch die Zugspitzregion in Garmisch-Partenkirchen in Bayern ist von Übertourismus betroffen. Laut dem ZDF waren in der Hauptsaison in diesem Sommer 3,500 Menschen auf der Gipfelterrasse – bei 4,000 wird der Ticketkauf eingestellt. Zwischen Januar und Juli 2024 gab es über 900,000 Übernachtungen, plus Tagesgäste.

Lösungen: Time Slots buchen - wie in Paris

Bürgermeisterin Birgit Koch sagte gegenüber dem ZDF, eine Grenze sei erreicht worden: „Uns bleibt nichts anders übrig, als den Massentourismus zu reduzieren.“ Der Zugang soll nun beschränkt werden und Touristen müssen Time Slots buchen – ähnlich wie bei den beliebten Touristenattraktionen in Paris und London, zum Beispiel der Eiffelturm. Laut Koch sind dies einige Lösungen, damit Garmisch-Partenkirchen für Besucher beliebt bleibt und die Bewohner dennoch weiterhin eine gute Lebensqualität genießen können.

In Sylt gibt es ein anderes Problem: Bis zu 50 Prozent der Ferienwohnungen auf den nordfriesischen Inseln könnten illegal sein. Allein auf Sylt sind das über 5.000 während auf der Insel Föhr ungefähr 1.500. „Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist höchst problematisch …etliche Wohnungen sind in den letzten Jahren zu Ferienunterkünften umgewandelt worden, für die es keine Genehmigungen gibt“, sagte Burkhard Jansen vom Kreisbauamt Nordfriesland vor Kurzem gegenüber dem Zdfheute. Dies sorge für Spannungen, weil immer mehr Bewohner in Sylt keinen Wohnraum mehr fänden.

Jansen rechnete damit, dass es rund zehn Jahre dauern würde, bis alles seine Ordnung haben würde. So lange würde es dauern, damit Touristen auch in Zukunft noch auf Einheimische treffen, wenn sie nach Sylt, Föhr oder Amrum reisen.

Langfristige Lösungen: „Mit Menschen vor Ort einen Weg finden“

Bezüglich den jüngsten Massenprotesten in Mallorca sagte Aage Dünhaupt, Pressesprecher des Reiseunternehmens Tui vor Kurzem, dass sich in den vergangenen Jahren ein Trend entwickelt habe, wo immer mehr Menschen Ferienunterkünfte gekauft und vermietet haben.

Viele Touristen würden jetzt Ferienwohnungen über online Portale mieten im Gegensatz zu Hotels in der Vergangenheit. „Der Tourismus hat sich verändert und ist viel individueller geworden. Es wird viel über online organisiert“, sagte Dünhaupt dem ZDF.

Die Herausforderung sei, zusammen mit den Politikern vor Ort, Wohnungen zu fairen Preisen zu organisieren. „Es ist an uns allen zu schauen, dass wir mit den Menschen vor Ort einen Weg finden, wie wir den Tourismus (in der Zukunft) gestalten.“

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Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.


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