Politik

Verkehrswende: Bundesregierung will den Städten die Autos austreiben

Lesezeit: 3 min
22.08.2024 14:45
Bundeskabinett beschließt Transformationsbericht „Nachhaltiges Bauen und Verkehrswende“. Mehr Fuß- und Fahrradwege, mehr Busse und Bahnen, weniger Autos – die Bundesregierung will die Städte klimafreundlich umbauen.
Verkehrswende: Bundesregierung will den Städten die Autos austreiben
Verkehrswende: Die Bundesregierung will Mobilität künftig „umfassend klima- und umweltfreundlich, effizient, bezahlbar und inklusiv“ organisieren. (Foto: dpa)
Foto: Julian Stratenschulte

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das Bundeskabinett hat den Transformationsbericht „Nachhaltiges Bauen und Verkehrswende – Herausforderungen und Wege der Transformation mit Blick auf die Stadtentwicklung, den Bau- und Bauwerksbereich und die nachhaltige Gestaltung der Mobilität“ beschlossen. Der Bericht dient dazu, die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie zur Umsetzung der Agenda 2030 weiterzuentwickeln. Mit dem Bericht wird die Schlüsselrolle des in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie festgelegten Transformationsbereichs "Nachhaltiges Bauen und Verkehrswende" herausgestellt. Er setzt den stadtentwicklungs-, bau- sowie verkehrspolitischen Rahmen und führt zentrale Herausforderungen, Lösungsansätze und Vorhaben der Bundesregierung in drei Handlungsfeldern auf: nachhaltige Stadtentwicklung, nachhaltige Gebäude und nachhaltige Mobilität.

Umsetzung der Agenda 2030: Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie

Die Bundesregierung will Mobilität künftig „umfassend klima- und umweltfreundlich, effizient, bezahlbar und inklusiv“ organisieren und zugleich „grundsätzlich den Energieverbrauch und den Schadstoffausstoß“ reduzieren. Das geht aus dem Transformationsbericht der Bundesregierung mit dem Titel „Nachhaltiges Bauen und Verkehrswende“ hervor.

Der Bericht ist Teil der „Nachhaltigkeitsstrategie“ der Bundesregierung. Darin sind sechs Bereiche definiert, für die sich die Regierung Ziele setzt. Für fünf Bereiche hatte die Regierung bereits Berichte verabschiedet: Dazu gehören „Energiewende und Klimaschutz“, „Kreislaufwirtschaft“, „Agrar- und Ernährungssysteme“, „schadstofffreie Umwelt“ sowie „menschliches Wohlbefinden“.

Insgesamt hat sich Deutschland international verpflichtet, 17 Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen.

Bei der Transformationsbericht geht es um Mobilität, Städtebau und den Bau von Gebäuden. So ist etwa die Rede davon, „die Stadt der kurzen Wege“ wieder ins Zentrum der Planung zu rücken. Ziel ist es, möglichst viele Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Nahverkehr zurückzulegen. Arbeiten und Wohnen würden demnach wieder stärker zusammenrücken.

Schiene und Schiff statt Auto und Lkw

Auch ist vom Umstieg auf andere Verkehrsmittel die Rede, um klimaschädliche Emissionen zu vermeiden. Die Veränderung solle „zugunsten von Schiene und Wasserstraße“ – etwa im Güterverkehr – erfolgen. Auch der „ÖPNV sowie der Fuß- und Radverkehr“ sollen gestärkt werden. Der Umstieg soll den Menschen durch eine „Vernetzung der Angebote“ leichter fallen.

Der Bericht betont zwar, dass „der Umstieg auf Antriebe mit klimaneutralen (erneuerbaren) Energieträgern“ gefördert werden solle. Darüber hinaus bleibe das Auto aber „weiterhin eine wichtige Säule, um die unterschiedlichen Mobilitätsanforderungen erfüllen zu können“, wie es weiter heißt. Schließlich seien gerade im ländlichen Raum 70 Prozent der Menschen aufs Auto angewiesen. Zugleich betont die Bundesregierung: „Ohne alternative Antriebe und Kraftstoffe, Innovationen und eine stärkere Nutzung nachhaltiger Mobilitätsangebote lassen sich die Klimaziele nicht erreichen.“

Der Verkehrssektor hat seine Emissionen seit 1990 kaum senken können, während der Ausstoß „insgesamt stark gesunken ist“, wie die Regierung in dem Bericht betont. Sie hält in dem Zusammenhang an ihrem Ziel fest, dass bis 2030 mindestens 15 Millionen vollelektrisch betriebene Autos auf den Straßen fahren. Angesichts der Absatzflaute der Autobauer gilt das Ziel allerdings als kaum mehr zu erreichen.

In dem Bericht heißt es zudem, Straßen seien in Städten mehr als Verkehrswege. Sie seien „Kristallisationspunkte des öffentlichen Lebens“. Sie schafften „Identität“, weil sie „Ort der Versorgung, der Arbeit, der Freizeit sowie der Begegnung“ seien. Daher sei es wichtig, bestehende Konflikte, die es vor allem in den Großstädten gebe, aufzulösen. Ziel sei es, durch eine nachhaltige Mobilität eine höhere Aufenthaltsqualität zu schaffen.

Nachhaltige Stadtentwicklung

Weiter heißt es in der Pressemitteilung, innerhalb des Bereichs der nachhaltigen Stadtentwicklung zielen die aufgeführten Ansätze und Vorhaben u. a. auf Umbauen statt Abreißen bzw. Neubauen, auf Innen- vor Außenentwicklung sowie auf die Mehrfachnutzung von Flächen. Gleichzeitig soll bezahlbarer Wohnraum geschaffen und erhalten werden. Neue Wohnformen in alten Gebäuden, die Umnutzung leerstehender Gebäude zu Orten des Wohnens und Arbeitens sowie die Revitalisierung von Gebäuden im ländlichen Raum für neue Arbeitsmodelle wie Co-Working sind hier Ansatzpunkte. Dabei spielt auch die Fortentwicklung von Programmen für den Städtebau und die Dorfentwicklung eine wichtige Rolle.

Für nachhaltiges Bauen fördert der Bund ressourcenschonendes und kreislaufgerechtes Bauen. Unter anderem soll die Verwendung von natürlichen Ressourcen sowie deren Wirkungen auf die Umwelt so ermittelt und kommuniziert werden, dass diese Informationen u. a. bei Miet- und Kaufentscheidungen, der Festlegung von Finanzierungs- und Versicherungskonditionen sowie bei der Wertermittlung und Risikobewertung besser als bisher berücksichtigt werden können.

Zur Förderung nachhaltiger Mobilität stehen die Reduzierung von Luftschadstoff- und Lärmemissionen sowie die Schaffung guter und vielfältiger Angebote für die Verkehrsmittel- und Verkehrswegewahl im Zentrum.

                                                                            ***

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.



Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wo Zuwanderung eine Chance ist und der Arbeitsmarkt Zuwanderung braucht
29.12.2024

Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor großen Herausforderungen: Die geburtenstarken Babyboomer verabschieden sich nach und nach in den...

DWN
Politik
Politik CDU-Chef Merz: Ukraine-Friedenstruppe nur mit einwandfreiem Mandat
29.12.2024

Am 20. Januar übernimmt Donald Trump die Regierungsgeschäfte in den USA. Wie soll sich Berlin auf dessen Politik gegenüber Kiew...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa vereinbart Rettungsplan - erste große Schritte
29.12.2024

Im Sommer geriet Deutschlands führender Agrarhändler an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Preis der Rettung sind die Schrumpfung und...

DWN
Panorama
Panorama Fast alle Insassen bei Flugzeugunglück in Südkorea tot
29.12.2024

Es ist eines der schwersten Flugzeugunglücke seit Jahren: Eine Maschine mit 181 Insassen zerschellt auf dem südkoreanischen Flughafen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräfte für KMU: Die Bedeutung von Unternehmenskultur und Flexibilität im Recruiting
29.12.2024

Fachkräfte für KMU zu gewinnen und langfristig zu binden, ist eine der größten Herausforderungen im Mittelstand. Nicole Bauer, Expertin...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld-Auszahlung Januar 2025: An diesen Tagen gibt's Kindergeld
29.12.2024

Die Kindergeld-Auszahlung spielt für viele Familien in Deutschland eine zentrale Rolle bei der finanziellen Planung. Doch die Frage nach...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoff-Farben: Bedeutung von grün, blau, türkis, grau und mehr - die Unterschiede
29.12.2024

Wasserstoff gilt als essentieller Baustein für die Energieerzeugung der Zukunft. Es gibt blauen Wasserstoff, grünen, gelben - sogar...

DWN
Panorama
Panorama Elon Musk begründet seinen Wahlaufruf für die AfD - Kontroverse im Springer-Verlag
28.12.2024

Der Tesla-Chef und Eigentümer der Plattform X hat Gefallen an der AfD gefunden. Er meint, die Partei sei nicht rechtsextrem - und hat...