Die Polizei hat in der Nähe des israelischen Generalkonsulats in München einen bewaffneten Mann bei einem Schusswechsel niedergeschossen. Dabei sei dieser schwer verletzt worden und später gestorben, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Polizisten hatten am Donnerstagvormittag gegen 9.00 Uhr in der Maxvorstadt den mit einem älteren Karabiner samt Bajonett bewaffneten Mann entdeckt. Er schoss laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gezielt auf die Polizisten, die das Feuer erwiderten. Fünf Beamten waren laut einem Polizeisprecher an dem Schusswechsel beteiligt.
Die Identität des Toten wurde inzwischen geklärt. Es handelt sich um einen 18 Jahre alten Mann aus Österreich, der dort auch seinen Wohnsitz hatte. Nach derzeitigen Erkenntnissen sehe man bei dem Angriff des jungen Mannes einen "Bezug zum Generalkonsulat des Staates Israel", teilten Polizei und Generalstaatsanwaltschaft München mit.
Über 500 Polizisten, darunter auch schwer bewaffnete Spezialkräfte, und Hubschrauber waren in der Innenstadt im Einsatz. Der Bereich um das Konsulat war über Stunden weiträumig abgesperrt. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, den Bereich im Stadtteil Maxvorstadt zu meiden. Zudem prüften Ermittler ein Fahrzeug, das möglicherweise dem Verdächtigen zuzuordnen sei - unter anderem, ob dort Sprengfallen versteckt sein könnten.
Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus ermittelt
Die Ermittlungen unter Federführung der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus konzentrieren sich demnach auf das genaue Motiv des jungen Mannes. Er wurde bei dem Schusswechsel mit der Polizei schwer verletzt und starb noch am Ort. Infolge des Vorfalls waren in der Münchner Innenstadt rund 500 Polizisten im Einsatz, darunter auch Spezialkräfte. Abgesehen von dem Schützen wurde laut Polizei niemand verletzt.
"Die Hintergründe der Tat müssen noch aufgeklärt werden", sagte Herrmann. Allerdings: "Wenn jemand hier unmittelbar in Sichtweite zum israelischen Generalkonsulat parkt, dann mit dem Gewehr um dieses Generalkonsulat herum geht, da mit dem Schießen beginnt", sei das "sicherlich oder mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Zufall".
Söder: Zusammenhang mit Jahrestag des Olympita-Attentats möglich
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach mit Blick auf den zeitgleichen Jahrestag des Olympia-Attentats in München von einem schlimmen Verdacht. "Ein Zusammenhang ist möglicherweise gegeben. Es muss noch geklärt werden", sagte der CSU-Politiker in der Nähe des Tatorts.
Bei dem Terroranschlag bei den Olympischen Spielen in München hatten am 5. September 1972 palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf zwei Männer erschossen und neun Geiseln genommen. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter.
Schütze war Behörden in Österreich als mutmaßlicher Islamist bekannt
Gegen den jungen Mann aus dem Salzburger Land war nach Angaben der österreichischen Polizei vergangenes Jahr ermittelt worden - wegen des Verdachts, dass er sich religiös radikalisiert sowie für Sprengstoff und Waffen interessiert hatte. Für den Mann mit bosnischen Wurzeln wurde ein Waffenverbot verhängt.
Der damals noch 17-Jährige war den Behörden nach einer Drohung gegen Mitschüler und einer Körperverletzung aufgefallen. In diesem Zusammenhang sei ihm die Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen worden, hieß es. Laut Informationen der österreichischen Nachrichtenagentur APA wurde Propaganda der Terrororganisation Islamischer Staat auf seinem Mobiltelefon gefunden. Doch die Staatsanwaltschaft Salzburg habe die Ermittlungen im April 2023 eingestellt, hieß es von der Polizei. Seither sei der 18-Jährige nicht mehr polizeilich in Erscheinung getreten.
Nach dem mutmaßlichen Anschlagsversuch wurde sein Wohnort im Salzburger Land durchsucht. Zahlreiche Beamte rückten nach Neumarkt am Wallersee aus, um Beweise und Spuren zu sichern. Das teilte ein Salzburger Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur mit.
Der 18-Jährige hatte in Neumarkt zusammen mit seinen Eltern gewohnt. Zur Sicherheit sei das Wohnhaus und die benachbarten Gebäude evakuiert worden, sagte der Polizeisprecher. Im Nachhinein habe aber sich herausgestellt, dass keine Gefahr bestanden habe.
Österreich verschärft Sicherheitsmaßnahmen
Österreich erhöhte danach seine eigenen Sicherheitsmaßnahmen. Die Staatsschutzbehörde DSN habe deswegen bereits mit der israelischen Botschaft und der israelischen Kultusgemeinde Kontakt aufgenommen, sagte Innenminister Gerhard Karner. "Die österreichischen Sicherheitsbehörden sind in intensivem Austausch mit den deutschen Kollegen."
Israels Staatspräsident spricht von Terroranschlag
Israels Staatspräsident Izchak Herzog sprach von einem "Terroranschlag heute Morgen in der Nähe des israelischen Konsulats in München" und verurteilte die Tat. Er danke den deutschen Sicherheitsdiensten für ihr schnelles Eingreifen, schrieb Herzog auf der Plattform X nach einem Telefonat mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf der Plattform X: "Die schnelle Reaktion der Einsatzkräfte in München hat heute womöglich Grausames verhindert. ... Ich sage es ganz deutlich: Antisemitismus und Islamismus haben bei uns keinen Platz."