Der Gründer des Messenger-Dienstes Telegram, Pawel Durow, äußerte sich erstmals nach seiner tagelangen Festnahme in Paris in einem umfassenden Post und bedankte sich bei seinen Anhängern für deren Unterstützung. Er wies zudem die Vorwürfe der französischen Behörden zurück, Telegram würde auf Anfragen von offiziellen Stellen nicht reagieren. Durow betonte, dass er selbst bereits Unterstützung angeboten habe.
"Telegram verfügt über einen offiziellen Vertreter in der EU, der sämtliche Anfragen aus der EU entgegennimmt und bearbeitet", teilte Durow über sein Netzwerk mit. Der 39-Jährige befindet sich derzeit unter Auflagen auf freiem Fuß und darf Frankreich nicht verlassen.
Nach Durows Darstellung bestand kein Grund für seine Festnahme aufgrund vermeintlicher fehlender Zusammenarbeit mit den Behörden, da er regelmäßig das französische Konsulat in Dubai, seiner Wahlheimat, besuche. "Als ich vor einiger Zeit darum gebeten wurde, habe ich persönlich geholfen, eine Hotline mit Telegram einzurichten, um der Terrorbedrohung in Frankreich entgegenzuwirken", so Durow weiter.
Ermittler in Paris werfen Durow mangelnde Kooperation bei Ermittlungen gegen kriminelle Aktivitäten und gesetzlich vorgesehene Abhörmaßnahmen vor. Es wird vermutet, dass er durch fehlende Eingriffe bei Telegram und unzureichende Zusammenarbeit mit Behörden mitschuldig an Delikten wie Drogenhandel, Geldwäsche, Betrug und Kindesmissbrauch geworden sei.
Durow kritisiert "verfehlten Ansatz" in Frankreich
Durow wies die Behauptungen zurück, Telegram sei ein sicherer Hafen für Kriminelle. "Wir entfernen täglich Millionen schädlicher Inhalte und Kanäle. Zudem veröffentlichen wir regelmäßig Transparenzberichte", schrieb der Telegram-Gründer. Allerdings räumte er ein, dass dies möglicherweise nicht ausreichend sei und Telegram, das über 950 Millionen Nutzer habe, in Zukunft bei der Moderation von Inhalten noch effizienter werden müsse. Er kündigte baldige Fortschritte an und erklärte, dass das Ziel sei, die Netzwerke insgesamt sicherer und widerstandsfähiger zu machen.
In seinem Post äußerte Durow zudem Kritik daran, dass Manager auf Grundlage veralteter Gesetze für Verbrechen zur Verantwortung gezogen würden, die von Dritten begangen werden. Dies sei ein "verfehlter Ansatz", so der Telegram-Gründer. "Kein Innovator wird neue Technologien entwickeln, wenn er damit rechnen muss, persönlich für einen möglichen Missbrauch dieser Technologien verantwortlich gemacht zu werden."
Es sei ein ständiger Balanceakt, global tätig zu sein und gleichzeitig den Erwartungen in jedem Land gerecht zu werden. Telegram sei grundsätzlich offen für Dialog, doch das Prinzip bleibe, Nutzer in autoritären Staaten zu schützen. Häufig ließen sich die Anforderungen zum Schutz der Privatsphäre der Nutzer nicht mit den Sicherheitsinteressen der Behörden in Einklang bringen. "In solchen Fällen sind wir bereit, das Land zu verlassen. Das haben wir bereits mehrfach getan." In der Vergangenheit hatte sich Telegram geweigert, russischen und iranischen Behörden die Verschlüsselungscodes zur Überwachung der Nutzer zu übergeben.