Politik

Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl verkündet. Richter Juan Merchan entsprach einem Antrag Trumps und setzte den neuen Termin auf den 26. November fest, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Ursprünglich war die Verkündung der Strafe für den 18. September geplant.
07.09.2024 09:52
Lesezeit: 2 min

Damit erzielt Trump einen signifikanten Erfolg im Rennen um das Weiße Haus. Er konnte eine Entscheidung, die ihm bei der US-Wahl schaden könnte, hinauszögern. Der 78-Jährige argumentierte, dass ein Urteil wenige Wochen vor der Wahl am 5. November die Integrität des Wahlprozesses gefährden könnte.

Richter Merchan begründete seine Entscheidung wie folgt: "Dieser Fall ist einzigartig und nimmt einen besonderen Platz in der Geschichte dieser Nation ein." Die Verkündung des Strafmaßes werde verschoben, "um jeden Eindruck - wie unbegründet auch immer - zu vermeiden, dass der Prozess die bevorstehende Wahl, bei der der Angeklagte kandidiert, beeinflusst hat oder beeinflussen soll."

Das Gericht sei eine unparteiische und unabhängige Institution, betonte Merchan. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass das Gericht eine Entscheidung aus politischen Gründen treffe, um jemanden zu benachteiligen oder zu unterstützen.

Gefängnis als mögliche Folge

Diese Verzögerung bedeutet, dass die Wähler Anfang November zur Wahl gehen, ohne zu wissen, ob Trump, der bereits schuldig gesprochen wurde, ins Gefängnis muss.

Sollte Trump die demokratische Kandidatin Kamala Harris besiegen, könnte sich die Verkündung des Strafmaßes weiter verzögern. Im schlimmsten Fall droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe, jedoch halten einige Beobachter eine Bewährungsstrafe für wahrscheinlicher.

Eine Geschworenenjury in New York befand den Ex-Präsidenten Ende Mai in 34 Anklagepunkten für schuldig. Der Prozess drehte sich um die illegale Verschleierung von Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin, um im Wahlkampf 2016 Vorteile zu erlangen. Zum ersten Mal in der Geschichte der USA wurde ein ehemaliger Präsident wegen einer Straftat verurteilt.

Supreme-Court-Entscheidung als taktischer Trumpf

Trumps Anwälte nutzten auch einen weiteren Antrag zur Immunität des 78-Jährigen, gestützt auf ein Grundsatzurteil des Supreme Court. Merchan setzte die Entscheidung hierzu auf den 12. November fest. Beobachter halten eine Zustimmung allerdings für unwahrscheinlich. Sollte es dennoch dazu kommen, müsste der Prozess wahrscheinlich neu aufgerollt werden.

Das oberste Gericht der USA hatte Anfang Juli mit seiner konservativen Mehrheit entschieden, dass Trump für bestimmte Amtshandlungen Immunität genießt. Diese Entscheidung nutzt Trump, um Verfahren gegen ihn zu blockieren.

Obwohl der Schweigegeld-Prozess in New York auf anderen Handlungen beruht, da er sich auf Trumps Zeit als Kandidat vor der Wahl 2016 bezieht, besagt das Urteil des Supreme Court auch, dass Amtshandlungen von Präsidenten nicht als Beweise in Strafverfahren verwendet werden dürfen. Trumps Anwälte argumentieren, dass die Anklage sich teilweise auf Beweise stützt, die aus seiner Amtszeit stammen.

Das Urteil zur Immunität hat bereits Auswirkungen gezeigt, denn die Anklageschrift im Verfahren wegen Wahlbetrugs in Washington wurde von der Staatsanwaltschaft entsprechend überarbeitet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama In Zeiten von Trump: Bleibt das Traumziel USA für Deutsche attraktiv?
17.05.2025

Die USA galten lange als Traumziel für deutsche Urlauber. Doch politische Entwicklungen und wachsende Unsicherheit verändern das Bild....

DWN
Immobilien
Immobilien Koalitionsvertrag 2025: Das bedeutet er für Mieter, Vermieter und Immobilienbesitzer
17.05.2025

Union und SPD haben nach längerem Hin und Her den Koalitionsvertrag für die kommende Regierungsperiode unterschrieben. Was dieser zu den...

DWN
Technologie
Technologie Batteriekrieg mit China: Europa setzt auf Start-ups, Peking baut Gigafabriken
17.05.2025

Der technologische Wettlauf gegen Pekings Expansionsstrategie hat begonnen. Start-ups wie Factorial und Industriegiganten wie Mercedes...

DWN
Politik
Politik Präsidentschaftswahlen in Rumänien: Wird George Simion Trumps „Werkzeug“ in Europa?
17.05.2025

Ein Trump-Verehrer an der Spitze Rumäniens? George Simion, der Favorit für die Präsidentschaft, ist zuversichtlich, dass er die Wahl am...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt: Klingbeils Kraftakt mit zwei Haushalten und einem klaren Ziel
17.05.2025

Ein Kaltstart für Finanzminister Klingbeil: Treffen in Brüssel, die Steuerschätzung, Gespräche der G7 – alles binnen zwei Wochen. Der...

DWN
Politik
Politik Elon Musk: Der stille Umbau der USA in ein Tech-Regime
17.05.2025

Nie zuvor in der modernen Geschichte der USA hat ein einzelner Unternehmer derart tief in den Staat eingegriffen. Elon Musk, offiziell ohne...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...

DWN
Politik
Politik Zentralplanerisches Scheitern: Lukaschenkos Preiskontrolle lässt Kartoffeln verschwinden
16.05.2025

Die belarussische Regierung hat mit rigider Preiskontrolle einen der elementarsten Versorgungsbereiche des Landes destabilisiert....