Unternehmen

Lichtblick: Anteil gründungsinteressierter Frauen steigt auf Rekordhoch

Die Rahmenbedingungen für Gründerinnen und Gründer in Deutschland sehen schlecht aus. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) warnt vor gravierenden Folgen, während Gründerinnen und Gründer sich eine vereinfachte Besteuerung und einen Abbau von Bürokratie wünschen. Unter diesen Umständen ist die Nachricht, dass der Anteil der gründungsinteressierten Frauen steigt ein echter Hoffnungsschimmer! Doch es gibt immer noch viel Handlungsbedarf.
20.09.2024 14:31
Aktualisiert: 01.01.2030 09:00
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Lichtblick: Anteil gründungsinteressierter Frauen steigt auf Rekordhoch
Gründen wird mittlerweile immer mehr zur Frauensache. (Foto:dpa) Foto: Josep Suria

Die Rahmenbedingungen für Gründerinnen und Gründer in Deutschland sind besorgniserregend: Immer weniger Menschen wollen ihr eigenes Unternehmen gründen. Trotz Nachholeffekten nach der Coronazeit sieht die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) keine grundlegende Verbesserung und Gründer und Gründerinnen geben dem Gründungsstandort Deutschland schlechte Noten.

Umso erfreulich daher die Nachricht, dass der Anteil von Frauen an der Deutschen Industrie- und Handelskammer (IHK)-Gründungsberatung einen Rekordwert erreicht hat! Einer aktuellen Umfrage der IHK zufolge hat der Anteil mit 31 Prozent vor zwanzig Jahren noch unter einem Drittel gelegen. Inzwischen sind knapp die Hälfte (43 Prozent) der von der Industrie- und Handelskammer zur Gründung Beratenen weiblich – und damit hat der Frauenanteil einen Rekordwert erreicht.

Quelle: DIHK

Hauptmotive wenn Frauen gründen: Flexibilität, Selbstständigkeit und finanzielle Anreize

Wenn Frauen eine Firma gründen, ist laut der IHK-Umfrage die durch die Selbstständigkeit gewonnene Flexibilität ein zentrales Motiv. Im Mittelpunkt stehe die Chance, eigene Ideen unabhängig umzusetzen und selbstbestimmt zu arbeiten, so DIHK-Vizepräsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller. „Oftmals gelingt es mit der unternehmerischen Selbstständigkeit trotz angespanntem Betreuungsangebot auch besser, Erwerbstätigkeit und Familie zu vereinbaren.“

Rund 71 Prozent der Gründerinnen sehen finanzielle Anreize als wichtigen Faktor. Diese können auch darin bestehen, zunächst im Nebenerwerb ein zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften und nach der Startphase sich auf die unternehmerische Selbstständigkeit zu fokussieren. Von den Befragten sahen 38 Prozent mangelnde Erwerbsalternativen als zentrales Gründungsmotiv für die Gründung der eigenen Firma. Rund 35 Prozent wollen mit ihrer Gründung vor allem auch zum Gemeinwohl von Social Entrepreneurship beitragen.

Laut der IHK-Umfrage nehmen Finanzierungsfragen bei Gründerinnen sowie Gründer in den Beratungsgesprächen viel Zeit in Anspruch, denn der Zugang zu Finanzmitteln ist in vielen Fällen aufgrund höherer Zinssätze schwieriger geworden. Viele mussten nach Beratungen die Finanzpläne für ihre verschiedenen Projekte überarbeiten.

Quelle: DIHK

Warnsignale an die Politik: Startups brauchen Bürokratie-Entlastung, einfacheres Steuerrecht und niedrigere Energiepreise

Trotz den positiven Nachrichten des Anstiegs an gründungsinteressierten Frauen, könnten die Warnsignale für die Politik kaum größer sein: Der Gründungsstandort Deutschland brauche dringend gute wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, so Schoder-Steinmüller.

„Wenn Gründende und Start-ups dem Gründungsstandort Deutschland mittlerweile nur noch ein 'ausreichend' verpassen, dann könnten die Warnsignale für die Politik kaum größer sein,“ betonte sie. „Deutliche Entlastung von Bürokratie, ein einfacheres Steuerrecht, niedrigere Energiepreise und mehr Verständnis für das Unternehmertum in der Gesellschaft auch hinsichtlich besserer Betreuungsmöglichkeiten für Kinder – das wollen Gründerinnen und Gründer und darauf sollte die Politik hören.“

Insgesamt basiert der DIHK-Report Unternehmensgründung 2024 auf rund 180.000 Kontakten aus dem IHK-Gründungsservice mit angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern aus Einstiegsgesprächen, Beratungen, Gründungsveranstaltungen und Gründertagen. Weitere Grundlage für den Report bildet eine von IHKs und der DIHK durchgeführte Befragung von Gründerinnen und Gründern, Startups sowie jungen Unternehmen hinsichtlich ihrer Empfehlungen und Forderungen an die Politik. Ausgewertet wurden 952 Antworten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Technologie
Technologie Innovation gegen Ärztemangel- Frankreich setzt auf Hightech-Kabinen
16.09.2025

In Frankreich breiten sich in ländlichen Regionen zunehmend Kabinen mit Medizingeräten und Videoberatung durch Ärztinnen und Ärzte aus....

DWN
Politik
Politik Nawrocki besucht Berlin – Bundesregierung weist Reparationsforderungen zurück
16.09.2025

Polens neuer rechtskonservativer Präsident Karol Nawrocki ist zu seinem Antrittsbesuch in Berlin eingetroffen. Dabei könnte es zu...

DWN
Immobilien
Immobilien Smart Cities in Europa: Warum die urbane Zukunft mehr als IT braucht
16.09.2025

Smart Cities gelten als Schlüssel für die urbane Zukunft – doch ohne klare Strategie und Bürgerbeteiligung bleiben sie Stückwerk....

DWN
Politik
Politik EU-Datengesetz: Smart-TV bis E-Bike - mit Data Act haben Nutzer neue Rechte
16.09.2025

Der Data Act der EU sieht seit dem 12. September 2025 vor, dass Hersteller Zugang zu den gespeicherten Daten vernetzter Geräte gewähren...

DWN
Politik
Politik Sondergipfel in Katar: Forderung nach internationalem Waffenembargo gegen Israel
15.09.2025

Der Sondergipfel in Katar hat mit scharfer Kritik auf das israelische Vorgehen reagiert. Mehrere Staaten der Region erklärten ihre...

DWN
Politik
Politik UN-Kritik: Israel zielt auf Journalisten um eigene Gräueltaten zu vertuschen
15.09.2025

252 Reporter sind in gut zweieinhalb Jahren im Gazastreifen getötet worden. Diese Zahl sei kein Zufall, meinen Menschenrechtsexperten und...

DWN
Politik
Politik Elektroautos: Autofahrer revoltieren gegen Brüsseler Kurs
15.09.2025

Subventionen statt Innovation: Während China den Markt dominiert, setzt die EU auf Elektroautos um jeden Preis. Für Autofahrer und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apothekennetz schrumpft - Branche verlangt Reform
15.09.2025

In Deutschland schließen immer mehr Apotheken: Allein im ersten Halbjahr sank die Zahl der Standorte um 238 auf 16.803. Damit hat in den...