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Solidarität mit den kleinen Inselstaaten und gesunder Menschenverstand in Klimafragen

Lesezeit: 3 min
22.09.2024 12:15  Aktualisiert: 22.09.2024 12:40
Während die Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung daran noch jahrzehntelang oberste internationale Priorität haben werden, erfordern die dringendsten von der globalen Erwärmung ausgehenden Risiken sofortiges Handeln und neue Ideen. Wie UN-Generalsekretär António Guterres letzten Monat auf dem Pazifischen Inselforum in Tonga sagte: „Wenn wir den Pazifik retten, retten wir die Welt“.
Solidarität mit den kleinen Inselstaaten und gesunder Menschenverstand in Klimafragen
EU-geförderte Projekte unterstützen kleine Inselstaaten und gefährdete Regionen bei der Bewältigung des Klimawandels. (Foto: dpa).
Foto: dpa Kubik

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Seit Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens vor acht Jahren wurden große Fortschritte bei der Schaffung einer nachhaltigeren Wirtschaft erzielt. Neue technologische Lösungen ermöglichen Ländern, ein starkes Wachstum beizubehalten und zugleich ihre Kohlendioxidemissionen zu verringern. Regierungen, Unternehmen und Haushalte sind zunehmend entschlossen, Klimainvestitionen zu unterstützen. Erneuerbare Energien werden für Unternehmen zur ersten Wahl bei der Stromerzeugung. Innovationen steigern die Wettbewerbsfähigkeit umweltfreundlicher Alternativen. Und Finanzinstitute stellen jedes Jahr mehr als eine Billion Dollar für umweltfreundliche Projekte zur Verfügung.

Der Schlüssel zum Erfolg werden in diesem Zusammenhang nachhaltige und konzertierte Maßnahmen auf globaler Ebene sein. Für die am stärksten gefährdeten Regionen der Welt sind die Fortschritte jedoch zu langsam. Für die Bewohner kleiner Inseln, die mit dem Anstieg des Meeresspiegels, Extremwetter und der Erwärmung der Ozeane zu kämpfen haben, ist der Klimawandel schon jetzt eine existenzielle Bedrohung. Trotz ihres minimalen CO2-Fußabdrucks sind diese Regionen mit am stärksten mit dem Problem konfrontiert. Ihre heutigen Herausforderungen werden die globalen Krisen von morgen sein.

Für kleine Inseln ist Anpassung entscheidend. Die karibischen und pazifischen Inselstaaten sowie Teile Lateinamerikas, Afrikas und Asiens sind mit viel schwerwiegenderen klimabedingten Problemen konfrontiert als andere Teile der Welt. Sie sind auch in finanzieller Hinsicht gefährdeter. Egal, ob sie Kredite aufnehmen, um sich von Naturkatastrophen zu erholen, oder ob sie investieren, um ihre Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel zu stärken: Sie müssen höhere Zinsen zahlen, und diese zusätzlichen Kosten gehen zu Lasten von Investitionen in Gesundheit und Bildung.

Als weltweit führender Akteur im Bereich der humanitären Hilfe und der Entwicklungshilfe ist die Europäische Union einer der engsten Partner kleiner Inselstaaten und anderer gefährdeter Regionen bei der Bekämpfung des Klimawandels. Im Rahmen der EU-Investitionsstrategie „Global Gateway“ haben wir unseren Worten Taten folgen lassen, denn unser Engagement spiegelt sowohl echte Solidarität als auch gesunden Menschenverstand wider. Wir wissen, dass die Kosten einer ungeordneten ökologischen Wende die Kosten jetzt erfolgender Investitionen in die Anpassung an den Klimawandel und in seine Eindämmung weit übersteigen würden. Die schrittweisen, glaubwürdigen Veränderungen, die wir heute vornehmen, werden uns die massiven wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Schäden ersparen, die ein ungebremster Klimawandel verursacht.

Einige aktuelle Beispiele verdeutlichen unser Engagement. In Kiribati, einem kleinen Inselstaat im Zentralpazifik, könnte der steigende Meeresspiegel viele Inseln innerhalb weniger Jahrzehnte unbewohnbar machen. Daher arbeiten die EU und ihre Finanzierungsinstitution, die Europäische Investitionsbank, mit der Weltbank und anderen internationalen Finanzinstitutionen zusammen, um die Möglichkeit des Baus eines neuen Seehafens zu prüfen, der die Umsiedlung der Menschen von kleineren Inseln in sicherere Gebiete ermöglichen soll. Derartige Projekte können für gefährdete Bevölkerungsgruppen überall ein Leuchtfeuer der Hoffnung sein.

In der Karibik, wo heftige Stürme und steigende Temperaturen die Wasserinfrastruktur und die umliegenden Meere und Meeresökosysteme belasten, wird ein von der EU gefördertes Programm für Wassermanagement und saubere Ozeane Expertenhilfe beim Start von Wasserprojekten in 15 karibischen Ländern leisten. Diese Projekte werden die Sicherheit der Wasserversorgung, die Abwasserentsorgung, die Bewirtschaftung fester Abfälle und den Schutz vor Überschwemmungen verbessern und zum Schutz unserer Meere beitragen.

EU und EIB bündeln zudem ihre Ressourcen, um die Art und Weise zu verändern, wie Cabo Verde (ein Inselstaat vor der Küste Westafrikas) Energie nutzt und produziert. Das ehrgeizige Projekt wird den Plan der Regierung unterstützen, bis 2040 aus der Nutzung fossiler Brennstoffe auszusteigen. Durch Konzentration auf erneuerbare Energien und deren Speicherung wird es die Umweltverschmutzung verringern und dem Wassersektor von Cabo Verde, der in hohem Maße auf Entsalzung – ein sehr energieintensives Verfahren – angewiesen ist, erhebliche Vorteile bringen. Mit ihren weitreichenden ökologischen und wirtschaftlichen Vorteilen werden diese Investitionen Cabo Verde zu einem Modell für nachhaltige Entwicklung in der gesamten Region machen.

In Barbados schließlich unterstützen wir Investitionen zur Bewältigung von Überschwemmungen und Wirbelstürmen. Ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Interamerikanischen Entwicklungsbank wird die Klärung von Abwässern und die Grundwasserbewirtschaftung verbessern, und wir unterstützen auch ein System zur Brauchwasseraufbereitung für die Landwirtschaft. Um diese Investitionen zu ermöglichen, finanzieren wir ein Programm von Anleihe-Emissionen für die Klimakonversion, das auf den besonderen Finanzbedarf von Barbados auf dem Anleihemarkt reagiert.

Diese Projekte zeigen, wie sinnvolle Unterstützung für kleine Inselstaaten aussehen kann. Das Global-Gateway-Programm leistet Unterstützung nicht nur bei der Anpassung an den Klimawandel und der Sicherheit der Wasserversorgung, sondern auch im Bereich erneuerbarer Energien, digitaler Innovation, bei der Bildung, Gesundheitsversorgung und beim umweltfreundlichen Transport.

In jedem Fall bedarf es eines Umdenkens, denn wir stehen vor Herausforderungen, die niemand von uns je zuvor erlebt hat. Die Bewältigung des Klimawandels ist die wichtigste Aufgabe unserer Zeit, und Innovation und neue Ideen sind unerlässlich. Wenn wir zusammenarbeiten, um sie umzusetzen, werden wir eine bessere Welt für die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen der Welt schaffen – und für uns alle.

Copyright: Project Syndicate, 2024.

www.project-syndicate.org

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Nadia Calviño ist eine erfahrene Juristin und Ökonomin. Sie hat bedeutende Positionen in der Europäischen Kommission für Spanien innegehabt und war stellvertretende Ministerpräsidentin Spaniens. Derzeit ist sie Präsidentin der Europäischen Investitionsbank.

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Jutta Urpilainen ist EU-Kommissarin für Internationale Partnerschaften.


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