Technologie

Gaskraftwerke oder Wasserstoff? Ministerium stellt Förderpläne für neue Kraftwerke vor

In Deutschland soll zukünftig ein größerer Anteil des Stroms aus Wind- und Solarenergie stammen. Da diese Energiequellen jedoch nicht konstant verfügbar sind, sollen laut den Plänen der Bundesregierung neue Gaskraftwerke zum Einsatz kommen.
11.09.2024 18:13
Aktualisiert: 11.09.2024 18:13
Lesezeit: 2 min

Das Bundeswirtschaftsministerium hat jetzt seine Pläne zur staatlichen Unterstützung neuer Gaskraftwerke und zur Modernisierung bestehender Anlagen vorgestellt. Diese neuen Kraftwerke sollen dann einspringen, wenn die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien nicht ausreicht. Außerdem wird die Förderung der Umstellung auf klimafreundlicheren Wasserstoff angestrebt.

Stromsystem soll verstärkt auf erneuerbare Energien setzen

„Damit machen wir das Stromsystem fit für hohe Anteile erneuerbarer Energien und sichern uns auch für Zeiten von wenig Wind und Sonne ab“, erklärte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Fachleute, Verbände und Unternehmen können nun innerhalb der nächsten sechs Wochen ihre Stellungnahmen zum neuen Kraftwerkssicherheitsgesetz abgeben.

Geplant ist, dass zunächst Kraftwerkskapazitäten von 12,5 Gigawatt (GW) zur Förderung ausgeschrieben werden, ebenso wie 500 Megawatt (MW) an Langzeitspeichern. Die neuen Gaskraftwerke sollen für eine spätere Umstellung auf klimafreundlicheren Wasserstoff vorbereitet sein; zum Teil sollen auch reine Wasserstoffkraftwerke gefördert werden.

FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler erklärte, dass die Kraftwerksstrategie die Grundlage schaffe, „um auch in Zukunft jedes Unternehmen und jeden Haushalt in Deutschland jederzeit und bei jedem Wetter mit günstiger Energie zu versorgen“.

Details der Förderpläne

Im Detail ist vorgesehen, dass 5 GW an neuen wasserstofffähigen Gaskraftwerken gefördert werden, sowie 2 GW an wasserstofffähigen Modernisierungen. Spätestens ab dem achten Jahr nach Inbetriebnahme oder Modernisierung sollen diese Kraftwerke mit „grünem“ oder „blauem“ Wasserstoff betrieben werden. „Grüner“ Wasserstoff wird durch erneuerbare Energien erzeugt, bei „blauem“ Wasserstoff wird das klimaschädliche CO2 aufgefangen und unterirdisch gelagert.

Zusätzlich werden 500 MW an reinen Wasserstoffkraftwerken gefördert, die sofort mit Wasserstoff betrieben werden können, sowie 500 MW an Langzeitspeichern. Es wird auch eine Fördersäule für weitere 5 GW an neuen Gaskraftwerken geben - das Ministerium erwartet, dass auch diese wasserstofffähig gebaut werden.

Diese Maßnahmen sind auch als Vorgriff auf den für 2028 geplanten Kapazitätsmechanismus gedacht. Dieser soll die Stromversorgung während Dunkelflauten absichern, also Zeiten, in denen weder Wind noch Sonne Energie liefern. Kraftwerksbetreiber würden dann honoriert, wenn sie Kapazitäten für den Bedarfsfall bereithalten, selbst wenn diese selten abgerufen werden.

„Neue Kraftwerke, die als Teil des zukünftigen Kapazitätsmechanismus entstehen, dürften erst in der ersten Hälfte der 2030er Jahre in Betrieb gehen“, sagte Staatssekretär Philipp Nimmermann der Deutschen Presse-Agentur. „Neubauten und Modernisierungen nach dem Kraftwerkssicherheitsgesetz erwarten wir hingegen schon ab etwa 2030 auf dem Markt.“

Standorte der neuen Kraftwerke

Neue Kraftwerke sollen bevorzugt im „netztechnischen Süden“ Deutschlands gefördert werden. Das umfasst die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, die weiter von den großen Windparks Norddeutschlands entfernt liegen. Dies soll die Stabilität im Stromnetz erhöhen und die Kosten senken, die durch Anpassungen der Kraftwerksleistung zur Vermeidung von Netzengpässen entstehen (Redispatch).

Stefan Kapferer, Geschäftsführer des ostdeutschen Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, betonte: „Entscheidend ist, dass die Kraftwerke dort entstehen, wo sie das Stromnetz unterstützen, also auch in Ostdeutschland. Allerdings ist bereits jetzt klar, dass die ausgeschriebenen Mengen nicht ausreichen werden.“

Der energiepolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Michael Kruse, forderte ein zügiges Vorgehen beim geplanten Kapazitätsmarkt. „Andernfalls könnten die Strompreise in Deutschland endgültig außer Kontrolle geraten.“ Auch der Verband der Chemischen Industrie (VCI) drängt auf Klarheit. „Es ist offen, wie die Bereitstellung von Kraftwerksleistung vergütet wird – unabhängig davon, ob sie am Ende benötigt wird.“ Bis ausreichend neue Kraftwerke verfügbar sind, dürfe keine zusätzliche gesicherte Leistung, wie etwa aus Kohlekraftwerken, abgeschaltet werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lyft attackiert Uber: Neuer Mobilitäts-Gigant übernimmt FreeNow und greift Europa an
25.04.2025

Der Mobilitätskampf in Europa geht in eine neue Runde – und diesmal kommt die Herausforderung von der anderen Seite des Atlantiks: Lyft,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der offene Konflikt zwischen Big Tech und der EU eskaliert
24.04.2025

Meta hat den diplomatischen Kurs verlassen und mit scharfen Vorwürfen auf die jüngsten Strafen der EU-Kommission reagiert. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lego rüstet auf: Wie der Spielzeugriese mit Industrie 4.0 zum globalen Produktionsvorbild werden will
24.04.2025

Mit KI, Robotik und strategischer Fertigung wird Lego zum heimlichen Vorbild europäischer Industrie – und setzt neue Standards in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Drittes Jahr in Folge kein Wachstum – Habeck senkt Prognose
24.04.2025

Ein drittes Jahr ohne Wachstum, eine düstere Prognose und ein scheidender Minister, der den Stillstand verwaltet: Robert Habeck...

DWN
Politik
Politik Europa sitzt auf russischem Milliardenvermögen – doch es gibt ein Problem
24.04.2025

Europa sitzt auf eingefrorenem russischen Vermögen im Wert von 260 Milliarden Euro – ein gewaltiger Betrag, der den Wiederaufbau der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.