Donald Trumps Schlagabtausch mit Kamala Harris könnte den ehemaligen US-Präsidentin noch teuer zu stehen kommen. Womöglich hat seine verstörende Hasstirade gegen (angeblich Hunde und Katzen verschlingende) Haitianer in Springfield/Ohio) ihn die Wahl am 5. November gekostet. Vor allem erst einmal Millionen an der Börse - gleich am Tag nach der Fernsehdebatte, als die Aktien von Truth Social von 19 auf 15 Dollar die Aktie absackten. 400 Millionen Dollar waren damit futsch. Ob es noch mehr werden sollen, oder ob er besser sein Aktienpaket eincashen sollte, wird Trump heute inniglich beschäftigen.
Am Donnerstag nach Börsenschluss an der Wall Street endet nämlich die von den Gründern des Unternehmens bei Trump ausbedungene Haltefrist seiner Aktienanteile. Das bedeutet von daher: Schnell das Geschäft abschließen - oder doch besser abwarten, und auf einen für ihn erfolgreichen Ausgang der Wahl setzen? Wenn Trump tatsächlich wieder US-Präsident wird, könnte das dümpelnde Forum hingegen richtig steil gehen und andere soziale Medien wie Elon Musks X weit in den Schatten stellen. Game over - das wäre allerdings auch denkbar.
Trump gehören 150 Millionen der Aktien und damit rund 60 Prozent des Medienunternehmens. Doch trotz seiner beständigen Beteuerungen und Werbebotschaften ("I love Truth Social") hat ihm die Plattform zuletzt vergleichsweise wenig Resonanz beschert. Bislang erst 7,7 Millionen Menschen folgen Trump auf Truth Social, die in weiten Teilen der USA bereits als "Echokammer der Ultrarechten" verschrien ist. Elon Musks frühere Twitter-Seite versammelt (unterdessen als X) immerhin noch 90 Millionen Follower vor den Bildschirmen und lädt dort zum Streiten und Beschimpfen ein.
Anzahl der Follower in "Echokammer der Ultrarechten" bleibt überschaubar
Anfang der Woche hat Donald Trump auf Nachfragen, wie er es denn künftig mit Truth Social hält, noch abgewinkt. Am Donnerstag nach Börsenschluss indessen dürfte seine vornehme gesichtswahrende Zurückhaltung ein Ende haben. Der 78-Jährige könnte kräftig Kasse machen. Fast zwei Milliarden sind fast so viel wie "Forbes" zufolge Donald Trumps Vermögen überhaupt wert ist. Gut möglich, dass er Geld für seine enormen Anwaltskosten benötigt. Trump ist scheinbar längst nicht so flüssig, wie er in den letzten Jahren stets vorgegeben und der Öffentlichkeit vorgegaukelt hat. "Nein, ich verkaufe nicht. Ich liebe es!" Das waren Trumps letzten Worte zu seiner Börsenstrategie. Bleibt es dabei? Das beschäftigt heute ganz Amerika - nicht nur die Börsianer an der Wall- Street.
Tatsächlich wäre Trumps Ausverkauf nämlich wohl das deutliche Eingeständnis, dass er im Kampf gegen seine demokratische Konkurrentin Kamala Harris bereits aufgegeben hat, innerlich, lange bevor die Stimmen der Wähler überhaupt ausgezählt worden sind. Immerhin sind es großteils seine Anhänger, die mit ihren Ersparnissen eingestiegen sind und die Aktie hoch gejazzt haben - zu der völlig überzogenen Bewertung für die wenigen Abonnenten.
Als Alternative könnte Trump allerdings sein Aktienpaket künftig wenigstens als Sicherheit belegen oder auch als sogenanntes Collateral nutzen, wenn er mal wieder vom Gericht zu einer exorbitanten Strafzahlung verdonnert wird. Sollte er im Januar 2025 tatsächlich ins Weiße Haus zurückkehren, dürfte der Wert seines Aktienpakets indessen kräftig steigen.
Ob sein Stern so sehr gesunken ist wie der Börsenkurs von Truth Social zuletzt - das ist die offene Frage, die Amerika heute in Spannung versetzt. Ganz abgeschrieben sind weder Trump noch Truth Social bisher. Immer moch gibt es reichlich Anhänger mit einer dezidiert anderen Meinung. Und die brauchen auch ein Ort, an dem sie sie heimisch fühlen und anders als beim Krawallsender Fox-News auch wirklich mitreden können.