Die Phase der durchgängigen deutlichen Preisrückgänge auf dem Immobilienmarkt scheint endgültig beendet. Der Markt hat den Zinsschock verarbeitet, befindet sich jedoch in einer „Findungsphase“, in der Angebotspreise sich noch einpendeln müssen.
Und Käufer sollten aufhorchen: Es gibt Verhandlungsspielraum bei den Preisen – insbesondere bei sanierungsbedürftigen Objekten.
Das sind einige der wichtigen Punkte der neuesten Ausgabe des Immowelt-Preiskompass für das dritte Quartal 2024. In diesem Zeitraum erhöhte sich der Durchschnittspreis einer Bestandswohnung deutschlandweit um 0,8 Prozent. Wenig überraschend gab es den größten Bedarf an Wohnraum in den Metropolen – in 11 der 15 größten deutschen Städte sind die Preise im dritten Quartal in der Spitze um 3,7 Prozent gestiegen im Vergleich zum vorherigen Quartal.
Laut Immowelt Geschäftsführer Piet Derriks müssen sich die Angebotspreise noch einpendeln. Derriks kommentierte: „Die Preisrückgänge der letzten zwei Jahre wiegen aus Käufersicht die höheren Zinsen nicht auf.“ Die tendenziell sinkenden Zinsen hätten den deutschen Immobilienmarkt jedoch bereits deutlich gefestigt und weitere leichte Zinssenkungen würden zu noch mehr Preisstabilisierung führen.
Quelle: Immowelt
Hintergrund: Die Haupt-Marktthemen
Der energetische Zustand von Bestandsimmobilien und der zunehmende Wohnraummangel gehören zu den zentralen Herausforderungen des deutschen Wohnimmobilienmarktes 2024. Das Thema Energieeffizienz spielt auch eine immer wichtiger werdende Rolle für die Entwicklung von Immobilienpreisen.
Günstiges Zeitfenster für den Kauf: Verhandlungsspielraum bei Preisen
Viele Marktinteressenten fragen sich, ob jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um den Sprung in den Markt zu wagen. Derriks zufolge werden Preise sich noch mehr stabilisieren, sollten die Zinssätze weiter leicht sinken. „Das Zeitfenster für den Immobilienkauf ist derzeit günstig,“ sagte er. „Kaufinteressenten finden ein großes Angebot auf dem Markt und verfügen zudem über Verhandlungsspielraum beim Preis – insbesondere bei sanierungsbedürftigen Objekten.“
Energieeffizienz: Zentral für den Wohnimmobilienmarkt in den nächsten Jahren
Till-Fabian Zalewski, CEO von Engel & Völkers, sagte letzte Woche ein besonders wichtiger Bereich bei der Immobilien-Preisentwickelung sei aktuell das Thema Energieeffizienz. Objekte der Energieeffizienzklassen B bis A+ verzeichneten konstante Preissteigerungen, während bei Immobilien mit einer Energieeffizienzklasse C oder niedriger deutliche Preisrückgänge registriert wurden - bei Eigentumswohnungen um mehr als sieben Prozent, bei Einfamilienhäusern über drei Prozent. Eigentümer standen in der Folge oftmals vor der Entscheidung, entweder kostspielige Sanierungen vorzunehmen, etwa durch den Austausch des Energieträgers, oder einen Verkauf in Betracht zu ziehen, bevor die Preise weiter sinken.
„Eine stärkere Segmentierung zwischen sanierungsbedürftigen und energieeffizienten Immobilien sowie zwischen Wachstums- und schwächeren Regionen zeichnet sich ab. Beide Faktoren sind zentrale Stellschrauben für die Entwicklung des deutschen Wohnimmobilienmarktes der nächsten Jahre und erfordern zukunftsorientierte Lösungen", kommentierte Zalewski.
Über den gesamten Immobilienmarkt sagte Engel & Völkers alle Zeichen standen auf Erholung - erstmals seit zwei Jahren.
Auch der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) sagte vor Kurzem der knapp zweijährige Rückgang der Immobilienpreise in Deutschland sei zumindest vorerst gestoppt: Nach Verband-Daten waren sowohl Wohn- als auch Gewerbeimmobilien im zweiten Quartal ein wenig teurer als noch in den ersten drei Monaten des Jahres. Laut dem vdp sei es dennoch zu früh, eine Trendumkehr auszurufen. Der Markt bleibe weiterhin uneinheitlich - besonders in den Großstädten.
Einige der wichtigsten Ergebnisse des jüngsten Immowelt-Preiskompass sind:
- Die Angebotspreise für Bestandswohnungen erhöhten sich in den letzten drei Monaten deutschlandweit um +0,8 Prozent
- Die Phase der durchgängigen Preisrückgänge ist beendet: In 11 der 15 größten Städte steigen die Immobilienpreise
- Der Markt ist in Findungsphase: Preisdämpfer in München (-0,1 Prozent) und Köln (-0,8 Prozent) während Berlin stabil bleibt (0,0 Prozent)
- Auf und ab im Ruhrgebiet – nach Rückgängen im zweiten Quartal steigen die Preise wieder in Dortmund (+3,7 Prozent), Duisburg (+1,6 Prozent) und Essen (+1,3 Prozent)
In der Immowelt-Recherche wurde analysiert, wie sich die Angebotspreise von Bestandswohnungen in Deutschland und den 15 größten deutschen Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern verändert haben. Grundlage für die Analyse sind die auf dem Immowelt-Portal inserierte Wohnungen, die mit bewährten statistischen Methoden ausgewertet werden.