In einer repräsentativen Studie der R+V Versicherung wurden auch dieses Jahr wieder die Bürger zu ihren größten Ängsten in Bezug auf die Zukunft befragt. Spitzenreiter auf Platz 1 mit 57 Prozent Zustimmung bleibt dabei die Angst vor den steigenden Lebenshaltungskosten, dicht gefolgt von der Angst, dass Deutschland mit der Zahl der Flüchtlinge überfordert ist, mit 56 Prozent.
Hohe Lebenshaltungskosten und Sparneigung
Trotz sinkender Inflation und gestiegenen Einkommen fürchtet sich über die Hälfte der Deutschen weiterhin davor, dass das Leben in Deutschland zu teuer wird. Hohe Lebensmittelpreise, teurer Wohnraum und kostspielige Dienstleistungen sorgen dafür, dass das Angstthema nun schon zum 14. Mal auf Platz 1 der Ängste landet.
Die Verbraucher sind wegen des schlechten wirtschaftlichen Klimas verunsichert. Deshalb halten auch viele Menschen in dieser Zeit ihr Geld für Krisenzeiten zusammen und verzichten auf Konsum. Begünstigt wird dies auch durch die wieder höheren Zinsen und die Skepsis in Bezug auf die Konjunkturentwicklung, wie auch eine Umfrage im Auftrag der Postbank ergab. Bei den Ängsten in Bezug auf die Zukunft ist auch die Angst groß, im Alter zum Pflegefall zu werden. Immerhin 45 Prozent der Befragten stimmten dem zu.
Ängste vor Folgen der Migration, Extremismus und Kriegsangst
Ebenfalls fürchtet sich die Mehrheit der Bürger vor den Folgen der Migration. 56 Prozent der Befragten stimmten dem zu. Allen voran steht hier die Angst vor der Überforderung des Staates durch die hohe Anzahl an Flüchtlingen. Auch befürchtet die Hälfte der Befragten Spannungen durch den Zuzug von Migranten. Die Ängste in diesem Bereich sind im Osten noch stärker ausgeprägt als im Westen.
Am stärksten steigt 2024 die Angst vor politischem Extremismus, der im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozentpunkte zulegen konnte und es damit in die Top Ten der Ängste geschafft hat. 46 Prozent der Befragten gaben an, Angst vor politischen Extremen zu haben - 48 Prozent fürchten sich dabei vor islamistischem Terror, 38 Prozent vor Rechtsextremismus und 7 Prozent vor Linksextremismus. Einher damit geht, dass auch die Angst vor Terrorismus gestiegen ist, insgesamt um 5 Prozentpunkte auf 43 Prozent.
Auch haben 46 Prozent der Befragten Angst, dass sich weltweit autoritäre Herrschaftssysteme etablieren. Hoch bleibt auch die Angst der Bürger davor, dass Deutschland Kriegspartei im Ukrainekrieg werden könnte. Immerhin 43 Prozent der Befragten stimmten dem zu.
Entspannung bei anderen Gesellschaftsthemen
Erstaunlicherweise spielt die Angst vor Arbeitslosigkeit und die Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs eine eher untergeordnete Rolle. Nur 30 Prozent der Befragten haben vor steigender Arbeitslosigkeit in Deutschland Angst. Um den Verlust des eigenen Arbeitsplatzes machen sich sogar nur 22 Prozent der Befragten Sorgen – trotz wirtschaftlicher Flaute und nicht abreißender Insolvenzmeldungen. Diese Angst belegt damit den letzten Platz in der gesamten Befragung.
Rückgängig sind auch die Ängste zu anderen Themen im Vergleich zum Vorjahr. -6 Prozentpunkte bei der Angst vor Schadstoffen in Nahrungsmitteln und der Furcht, dass die EU-Schuldenkrise teuer für den Steuerzahler wird. Auch die Angst vor dem Klimawandel, vor Störfällen in Atomkraftwerken und vor Naturkatastrophen hat abgenommen.
Schlechte Noten für die Politik insgesamt
Bei der Beurteilung der Politik in Deutschland kommen die Volksvertreter traditionell schlecht weg. In der Befragung glaubt fast jeder Zweite, dass die Politiker mit der Bewältigung der anstehenden Aufgaben überfordert sind. Insgesamt trifft das sowohl die Regierung als auch die Opposition, die in der Befragung 2024 eine Note 4,0 bekamen, wobei 66 Prozent der Bewerter sogar die 4,0 oder schlechter vergeben haben.
Finanzielle Themen dominieren die Sorgen
Auch eine andere aktuelle repräsentative Umfrage für Weltsparen bestätigt die finanziellen Ängste der Deutschen. Dort wurde festgestellt, dass insbesondere jüngere Altersgruppen sich um ihre finanzielle Zukunft sorgen. Immerhin 43 Prozent der 18-24-Jährigen und 47 Prozent der Befragten in der Altersgruppe 25-34 gaben an, dass ihre monetäre Situation ihnen Kopfzerbrechen bereitet. Bei den über 55-Jährigen hingegen sind dies nur 30 Prozent.
Trübe finanzielle Zukunftsaussichten sind hingegen bei den Älteren verbreiteter. Immerhin 36 Prozent der über 55-Jährigen glauben nicht, dass sich die Lage im kommenden Jahr verbessern wird. Die jüngeren Generationen sind da optimistischer. Bei den 35-44-Jährigen blicken nur 21 Prozent pessimistisch ins neue Jahr, bei den 25-34-Jährigen sogar nur 15 Prozent. Insgesamt macht sich jedoch jeder Vierte Sorgen über seine finanzielle Situation im nächsten Jahr.