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Wirtschaft baut weiter ab: Persil-Hersteller Henkel macht letztes Werk in Ostdeutschland dicht

Lesezeit: 3 min
24.10.2024 17:53  Aktualisiert: 24.10.2024 18:03
Trotz einer starken Geschäftsentwicklung 2024 und der Zusicherung „kein Werk in Deutschland zu schließen“ baut Dax-Konzern HENKEL sein Werk im ostdeutschen Heidenau bei Dresden ab. Die Produktion am Standort werde zum Jahresende eingestellt und in andere europäische Werke transferiert. Alle hiesigen Mitarbeiter verlieren dann ihren Job.
Wirtschaft baut weiter ab: Persil-Hersteller Henkel macht letztes Werk in Ostdeutschland dicht
Konsumgüterkonzern Henkel schließt sein Werk im sächsischen Heidenau, wo bislang Klebstoffe hergestellt wurde. (Foto: dpa)
Foto: Jan-Philipp Strobel

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Der Dax-Konzern Henkel wird zum Jahresende sein Werk im sächsischen Heidenau schließen. Dies bestätigte der Hersteller von Pattex, Persil und Co. Mit dem Werk schließt Henkel sein letztes Werk in Ostdeutschland. Von der Schließung des Standorts südöstlich von Dresden sind alle 40 Mitarbeiter betroffen.

Werkschließung sorgt für Verwunderung

Obwohl die Mitarbeiter bereits Anfang 2023 über die Schließung informiert wurden, sorgt die Nachricht für Verwunderung. Noch im August hatte Henkel-CEO Carsten Knobel gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärt, dass trotz geplanter Kürzungen keine Werksschließungen in Deutschland vorgesehen seien. Laut Unternehmen hat es sich nicht um Falschaussagen gehandelt. Die Aussage bezog sich ausschließlich auf die Consumer-Brands wie Pril, Persil sowie die Kosmetikmarken Dial und Syoss. Das Werk in Heidenau fällt jedoch nicht in diesen Bereich. Auch der Aufsichtsrat wurde von der Entscheidung überrascht.

Betriebsrat kämpft für Mitarbeiter

Demnach wurde die Entscheidung der Schließung bereits mit dem zuständigen Betriebsrat vor Ort besprochen und eine entsprechende Vereinbarung geschlossen. Für die Mitarbeiter wurden den Angaben zufolge ein Interessenausgleich mit dem Betriebsrat verhandelt. Es kommen Vorruhestandsregelungen und Aufhebungsvereinbarungen zur Anwendung. Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten an anderen Standorten in Deutschland seien angeboten worden.

Der Dresdner Gewerkschaftssekretär Norbert Winter zu BILD: „Gemeinsam mit dem Betriebsrat haben wir seit Bekanntwerden der Schließungspläne um den Standort gekämpft. Denn hier gibt es eine große Tradition der Klebstoffherstellung und eine hohe Kompetenz. Der Standort ist tarifgebunden. Trotz unserer Bemühungen – Henkel hat sich leider dagegen entschieden. Das ist bedauerlich!“

1991 Übernahme des DDR-Betriebes

Das traditionsreiche Heidenauer Werk ist mit rund 40 Beschäftigen einer der kleineren Standorte von Henkel in Deutschland – und der letzte in Ostdeutschland. Dort wurde schon zu DDR-Zeiten Klebstoff produziert. 1991 übernahm Henkel den Betrieb und produzierte Heißschmelzklebstoffe, die etwa in der Möbel-, der Auto- oder der Lebensmittelindustrie zum Einsatz kommen.

Das Werk in Heidenau ist laut Unternehmenskreisen „nicht gerade die kostengünstigste Produktionsstätte“. Die Klebstoffproduktion bei hohen Temperaturen brauche viel Energie. Zudem sei das Werk nicht ausgelastet und es bestehe Sanierungsbedarf, heißt es.

Der Standort hat tatsächlich eine lange Geschichte. 1916 wurde dort die Klebstoffwerke durch die Garantol-Gesellschaft Grube & Co. eröffnet. Ab 1972 firmierte er als VEB Vereinigte Klebstoffwerke Pirna – Betriebsteil Heidenau. Ab 1990 war es der Betriebsteil Klebstoffwerke Pirna der Leuna-Werke.

Im ersten Halbjahr „starke Geschäftsentwicklung“

Noch im August hatte der Konzern in einer Mitteilung von einer „starken Geschäftsentwicklung“ berichtet. Hintergrund sei die Optimierung des europäischen Lieferketten- und Produktionsnetzwerkes im Unternehmensbereich mit Fokus auf Klebstoffe, Dichtstoffe und Funktionsbeschichtungen, zu dem das Werk in Heidenau gehört.

Die Produktion soll in andere europäische Werke transferiert werden. „Unser Ziel ist es, das Produktionsnetzwerk an aktuelle Marktanforderungen anzupassen und unsere Kostenwettbewerbsfähigkeit zu stärken“, ergänzt der Konzern.

Bei Henkel läuft seit Frühjahr 2022 ein großer Konzernumbau und Umstrukturierung. Es ist in zwei Geschäftsbereiche aufgeteilt: „Adhesive Technologies“ unter anderem mit den Marken Pattex und Pritt sowie „Consumer Brands“ mit Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Haarpflege, beispielsweise mit den Marken Persil, Pril und Schwarzkopf.

Die schwächelnde Kosmetiksparte wurde mit dem Wasch- und Reinigungsmittelgeschäft zusammengelegt. Auch im Adhesive Technologies genannten Geschäftsfeld mit Klebstoffen gibt es Umbauten. Im Rahmen dessen ist es bereits zu weltweiten Kündigungen gekommen.

Henkel-Aktien schlagen sich gut

Im zuletzt schwächeren Dax haben die Vorzüge von Henkel ihre defensiven Eigenschaften als Konsumgüterwert ausgespielt. Die Aktien profitierten zudem von optimistischeren Prognosen, der Konzern will seine mittel- und langfristigen Ziele schneller erreichen als bisher veranschlagt. Ihre Kurserholung nach der allgemeinen Schwächephase an den Börsen von Anfang August setzten die Titel fort und gewannen unter den besten Werten im deutschen Leitindex 0,8 Prozent. Zu den detaillierten Quartalszahlen der Düsseldorfer fanden Analysten lobende Worte: Das Zahlenwerk sei von guter Qualität, schrieb etwa James Edwardes Jones von der kanadischen Bank RBC.

Henkel und die Liste der Reichen

Einen großen Sprung in der Liste der reichsten Deutschen machte Familie Henkel erst dieses Jahr: Sie kletterte von Platz 9 im Jahr 2023 (15,2 Milliarden Euro) auf Platz 7 im Jahr 2024 und besitzt jetzt ein Vermögen von 24,6 Milliarden Euro. Das zeigt, wie stark das Düsseldorfer Konsumgüterunternehmen weiterhin ist.

In Deutschland betreibt Henkel neben dem Werk in Heidenau Standorte in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Eigenen Angaben zufolge beschäftigt das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf weltweit rund 48.000 Mitarbeiter, etwa 83 Prozent davon arbeiten außerhalb von Deutschland.

 

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Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.



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