Panorama

Alkoholkonsum nach der Pandemie: Anstieg unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Alkoholkonsum unter jungen Erwachsenen und Jugendlichen in Deutschland wieder zunimmt. Experten sind besorgt, denn mit dem Anstieg des "Rauschtrinkens" wachsen auch gesundheitliche Risiken.
10.11.2024 07:22
Aktualisiert: 10.11.2024 07:52
Lesezeit: 2 min

Exzessiver Alkoholkonsum bei jungen Menschen in Deutschland nimmt nach der Corona-Pandemie laut einer Studie wieder zu. Solches "Rauschtrinken" zeigen inzwischen 46,2 Prozent der Männer zwischen 18 und 25 Jahren, wie neue Umfragedaten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von 2023 ergaben. Damit ist der Rückgang auf 37,8 Prozent in 2021 fast wieder auf das Vor-Corona-Niveau angestiegen. Unter jungen Frauen von 18 bis 25 nahm die Verbreitung des "Rauschtrinkens" von 19,0 auf 25,1 Prozent zu.

"Rauschtrinken" beschreibt, dass man innerhalb der letzten 30 Tage nach eigenen Angaben mindestens einmal fünf Gläser Alkohol oder mehr bei einer Gelegenheit konsumiert hat. Für die regelmäßige "Drogenaffinitätsstudie" der Bundeszentrale wurden 7.001 Menschen zwischen 12 und 25 Jahren von April bis Juni 2023 befragt.

Rückgang während der Pandemie vorbei

Experten äußern sich besorgt über den deutlichen Anstieg beim Rauschtrinken. Der vorherige Rückgang dürfte durch eingeschränkte Möglichkeiten des Alkoholkonsums während der Corona-Zeit bedingt gewesen sein.

Auch bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren nahm exzessives Trinken wieder leicht zu – bei Jungen gaben 17,1 Prozent an, kürzlich fünf Gläser Alkohol oder mehr getrunken zu haben, bei Mädchen waren es 10,4 Prozent.

Regelmäßiger Alkoholkonsum auf Tiefstand

Die Studie zeigt jedoch, dass regelmäßiger Alkoholkonsum bei jungen Erwachsenen so unpopulär ist wie nie zuvor. In den letzten zwölf Monaten vor der Befragung gaben 38,8 Prozent der 18- bis 25-jährigen Männer an, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu trinken – bei den Frauen waren es 18,2 Prozent. Bei den 12- bis 17-Jährigen tranken nach eigenen Angaben 12,4 Prozent der Jungen und 6,9 Prozent der Mädchen regelmäßig mindestens einmal pro Woche.

Erhöhte Gesundheitsrisiken für Jüngere

Der amtierende Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Johannes Nießen, warnte: "Alkoholkonsum schädigt das Gehirn, besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, denn ihr Gehirn befindet sich noch in der Entwicklung." Rauschtrinken könne zu langfristigen Schäden führen. Je früher Jugendliche Alkohol konsumieren, desto höher seien die Risiken und die Wahrscheinlichkeit, dieses Verhalten ins Erwachsenenalter mitzunehmen. Der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert betonte: "Egal, wie viel und was man trinkt, jeder Schluck ist schädlich."

Erstes Glas Alkohol mit gut 15 Jahren

Das Einstiegsalter für Alkohol hat sich seit 2004 um ein Jahr nach hinten verschoben: Das erste Glas trinken Jugendliche nun mit etwa 15 Jahren statt damals mit 14. Das liegt weiterhin unter der gesetzlichen Altersgrenze von 16 Jahren für den Kauf von Bier und Wein, erklärte die Bundeszentrale. Den ersten Rausch erleben Jugendliche heute mit durchschnittlich 16,2 Jahren statt 15,5 Jahren. In ihrem Leben überhaupt schon einmal Alkohol konsumiert haben laut der Umfrage 65,1 Prozent der Jungen und 60,8 Prozent der Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren.

Rückgang des Alkoholkonsums langfristig

Langfristig betrachtet zeigt die Studie, dass Alkoholkonsum unter jungen Leuten deutlich zurückgegangen ist. So tranken 2004 noch 59 Prozent der Männer zwischen 18 und 25 regelmäßig mindestens einmal pro Woche – bei den Frauen waren es 27,7 Prozent. Damit lag der Anteil bei Männern vor 20 Jahren fast 20 Prozentpunkte und bei Frauen knapp zehn Prozentpunkte höher als in der aktuellen Befragung.

Forderung nach striktem Alkoholverbot bis 16

Bundesdrogenbeauftragter Blienert fordert erneut strengere Regelungen für den Jugendschutz: "Alkohol gibt es rund um die Uhr und überall", sagte der SPD-Politiker. Viele Menschen greifen zu oft unbedacht zu Feierabendbier, Wein bei Familienfeiern oder Sekt bei Geburtstagen.

Dabei sei klar, dass Alkohol nicht in die Hände von Jugendlichen gehöre. "Das dürfen nicht mehr nur Schlagworte bleiben." Er plädiert dafür, das sogenannte "begleitete Trinken" ab 14 Jahren zu beenden. "Alkohol wird nicht gesünder, weil die Eltern daneben sitzen", so Blienert. Er fordert ein striktes Alkoholverbot bis 16 Jahren. Aus medizinischen Gründen sei eine Grenze von 18 Jahren sogar notwendig.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China kündigt Gegenmaßnahmen auf US-Zölle an - so könnte die EU reagieren
04.02.2025

Während Mexiko und Kanada mit US-Präsident Donald Trump eine Vereinbarung zur vorübergehenden Aussetzung von Zöllen erzielten, kam es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Spotify: Musikstreaming-Anbieter legt starke Zahlen vor - Aktie im Aufwind
04.02.2025

Spotify hat für das vierte Quartal im letzten Jahr starke Zahlen vorgelegt und kann immer mehr Nutzer von seinem Angebot überzeugen -...

DWN
Immobilien
Immobilien Anmeldung einer Wohnung: Die Krux des Meldewesens und wie Vermieter am Immobilienmarkt herumtricksen
04.02.2025

Es gibt eine neue Initiative namens „Anmeldung für alle“, die das polizeiliche Meldewesen als letzte Hürde des ungebremsten Zuzugs,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall-Aktie nach Großauftrag mit Auf und Ab an der Börse
04.02.2025

Die Bundeswehr beschert dem Rüstungskonzern Rheinmetall einen Großauftrag in Milliardenhöhe. An der Börse ist mächtig Bewegung drin....

DWN
Politik
Politik Erste Wahlumfragen nach Migrationsdebatte: So schneidet die CDU/CSU ab
04.02.2025

Die CDU/CSU ist mit der gemeinsamen Abstimmung mit der AfD im Bundestag hohes Risiko gefahren. Doch wie macht sich das in der Wählergunst...

DWN
Finanzen
Finanzen Wall-Street-Analyse: Börsenprofis ziehen Parallelen zum Platzen der Dotcom-Blase
04.02.2025

Das effizientere KI-Modell des chinesischen Start-ups DeepSeek hat vergangene Woche hoch bewertete KI- und Technologieaktien erschüttert....

DWN
Panorama
Panorama Altkanzler Schröder mit Burnout in Klinik
04.02.2025

Altkanzler Gerhard Schröder hat sich zur Behandlung eines schweren psychischen Leidens in klinische Behandlung begeben. Laut seinem Arzt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Darum verkauften Brauereien 2024 so wenig Bier wie noch nie
04.02.2025

Der langfristige Rückgang des Bierkonsums in Deutschland setzte sich auch im vergangenen Jahr fort – trotz der...