Unternehmen

Ifo-Umfrage: Industrie bewertet Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit miserabel

Seit 1994 hat die Industrie ihre Lage nicht mehr so schlecht eingeschätzt, sagt das ifo Institut. Im EU-Vergleich stehen deutsche Industrieunternehmen besonders schlecht da. Ausufernde Bürokratie und enorme Energiekosten schwächen die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zunehmend.
21.11.2024 08:21
Aktualisiert: 21.11.2024 09:08
Lesezeit: 2 min
Ifo-Umfrage: Industrie bewertet Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit miserabel
Vor allem im Export und in energieintensiven Industriebranchen hat sich die Wettbewerbsposition stark verschlechtert. (Foto: dpa) Foto: Arne Dedert

Die deutsche Industrie steckt fest in der Krise: Teure Energie, viel Bürokratie, hohe Steuern: Die Wettbewerbsposition der Industrie hat sich laut ifo so stark verschlechtert wie nie zuvor seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1994. „Die Bewertung der eigenen Wettbewerbsposition fällt in allen Industriebranchen sehr negativ aus, insbesondere, wenn es um Auslandsmärkte geht“, fasst ifo-Experte Stefan Sauer zusammen.

Industrie bewertet eigene Wettbewerbsposition immer schlechter

Die deutsche Industrie bewertet die Entwicklung ihrer eigenen Wettbewerbsfähigkeit immer schlechter. Das geht aus einer Umfrage des ifo-Instituts unter rund 2.000 Branchenunternehmen hervor. Die negative Bewertung der eigenen Lage ziehe sich durch alle Industriebranchen. Insbesondere im Export und in energieintensiven Industriebranchen werde die Entwicklung als besonders negativ eingestuft.

Im europaweiten Vergleich sei Deutschland damit mit Belgien, Österreich und Finnland am unteren Ende der Liste zu finden, teilte das Münchener Institut mit. Die Einschätzungen italienischer und französischer Industrieunternehmen liegen derweil über dem EU -Durchschnitt.

Vorteile auf internationalen Märkten schwinden zunehmend

Die Analyse verdeutliche, dass die „Vorteile der deutschen Industrie auf internationalen Märkten zunehmend schwinden“, kommentierte Sauer die Befragung. Die Unternehmen nannten als Gründe für die Krise vor allem hohe Energiepreise, großen Bürokratieaufwand, teurere Vorprodukte und die Steuern.

Seit 2018 ist die deutsche Industrieproduktion um 12 Prozent eingebrochen. Die Auftragseingänge bleiben schwach, die Kapazitätsauslastung sinkt weiter. Zudem sind die Ausrüstungsinvestitionen, also vor allem die Anschaffung neuer beweglicher Materialien wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge, seit vier Quartalen rückläufig.

Nach jüngsten Angaben des Statistischen Bundesamtes hat der Auftragsbestand in der Branche im September zumindest einen leichten Aufschwung erfahren, nachdem dieser zuvor über sechs Monate in Folge gesunken war.

Dass in vielen Dienstleistungsberufen Mitarbeiter gesucht werden, verhindert wohl offenbar weiterhin, dass die Arbeitslosigkeit durch den Wegfall von Industrie-Jobs derzeit zu schnell ansteigt. Dies kaschiert aber die anhaltende schlechte Lage der Wirtschaft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Tesla: Wie Elon Musk seine eigene Konkurrenz großzog
19.07.2025

Elon Musk wurde in China gefeiert, hofiert und mit Privilegien überschüttet – doch während Tesla half, Chinas E-Auto-Industrie...

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...