Wirtschaft

Deutsche Exporte in der Krise: USA und China bereiten Sorgen

Deutsche Exporte stehen unter Druck: Im Oktober 2024 gingen die Ausfuhren in Drittstaaten um 6,9 Prozent zurück. Besonders die Exporte in die USA und nach China verzeichnen deutliche Einbrüche. Experten erwarten, dass auch die Gesamtexporte Deutschlands rückläufig sind. Zahlen hierzu folgen in den kommenden Tagen.
07.12.2024 06:00
Lesezeit: 3 min
Deutsche Exporte in der Krise: USA und China bereiten Sorgen
Deutsche Exporte unter Druck: Rückgänge in wichtigen Drittstaaten wie den USA und China belasten die Wirtschaft. (Foto: dpa) Foto: Sina Schuldt

Der Oktober 2024 ist ein schwieriger Monat für die deutschen Exporteure, die Exporte in Drittstaaten außerhalb der EU sind stark zurückgegangen. Auch sollen die gesamten Exporte Deutschlands rückläufig sein. Dazu gibt es aber erst in einigen Tagen Zahlen vom Statistischen Bundesamt.

Es sieht nicht gut aus – mit Waren im Wert von 55 Mrd. Euro lieferte Deutschland rund 6,9 Prozent weniger in Staaten außerhalb der Europäischen Union und 2,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Zahlen über die Exporte in Drittstaaten liegen vom Statistischen Bundesamt immer etwas früher vor, es wird jedoch erwartet, dass auch die gesamten deutschen Exporte zurückgegangen sind.

Deutsche Exporte: USA als problematischer Handelspartner

Die USA sind für Deutschland der allerwichtigste Handelspartner außerhalb der EU, und der US-Markt ist damit auch der wichtigste Absatzmarkt. Deshalb ist es wirklich alarmierend, dass gerade hier die Exporte im Oktober um 6,4 Prozent unter Vorjahresniveau bleiben. Insgesamt lieferte Deutschland allein im Oktober Waren im Wert von 13,4 Milliarden Euro in die USA. Das ist fast doppelt so viel Warenwert wie für die Ausfuhren nach China mit 7,1 Milliarden im Oktober. Mit diesem Wert liegen die Exporte nach China ganze 10,1 Prozent unter Vorjahresniveau.

Durch die Absatzprobleme in diesen beiden wichtigen Exportmärkten sehen sich deutsche Unternehmen mit zusätzlichen Problemen konfrontiert. Bislang hatten insbesondere die starken Ausfuhren in die USA für gute Exportzahlen gesorgt. Wenn der neue US-Präsident Donald Trump seine Ankündigung wahr macht und 20 Prozent Einfuhrzölle auf europäische Waren realisiert, wird das ein großes Problem für die deutsche Wirtschaft werden.

Der amtierende Bundesbank-Präsident Joachim Nagel rechnet bereits für Mitte 2025 mit einem Wirtschaftseinbruch und einem sogenannten Zollschock, bei dem die neuen US-Zölle Deutschland ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten könnten.

USA bleiben wichtiger Exportmarkt

Die USA bleiben weiterhin der größte Exportmarkt für deutsche Produkte. Deutsche Unternehmen haben im Jahr 2023 Waren im Wert von 157,9 Milliarden Euro in die USA ausgeführt, wie das Statistische Bundesamt kurz vor der Präsidentenwahl in den USA berichtete. Mit 9,9 Prozent aller Ausfuhren wird damit auch der höchste Anteil der vergangenen 20 Jahre erreicht. Die USA sind schon zum neunten Mal in Folge größter Abnehmer für deutsche Produkte aus dem Pharma-, Maschinenbau- und Automobilsektor.

Chinas Wirtschaft schwächelt

China ist ebenfalls eine Exportbaustelle für die deutschen Unternehmen, und zwar gleich in dreifacher Hinsicht. Zunächst einmal schwächelt auch die chinesische Wirtschaft aktuell vor sich hin und bremst damit auch Chinas Importe aus Europa. Neben diesem eher temporären Effekt zeigt sich aber eine andere Tendenz mittelfristig als eher problematisch. China stellt immer mehr Produkte selbst im Land her, die das Land bislang importiert hat. Und die Chinesen sind auch ansonsten umtriebig. Sie machen auch deutschen Unternehmen als Exporteure immer mehr Konkurrenz auch in anderen Märkten.

Leichter Anstieg der Ausfuhren in anderen Ländern

Einen leichten Anstieg der Ausfuhren verzeichneten die deutschen Exporteure hingegen nach Großbritannien mit einem Plus von 2,2 Prozent zum Vorjahr auf insgesamt 7,0 Milliarden Euro. Eine ähnliche Tendenz zeigen auch die Exporte nach Japan, Kanada und Indien. Sogar Russland verzeichnet ein Plus von 1,1 Prozent zum Vorjahr, allerdings auf einem sehr kleinen Niveau von insgesamt 600 Mio. Euro. Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine hat Russland als Exportmarkt für deutsche Unternehmen stark an Bedeutung verloren. Lag es vor Kriegsbeginn noch auf Platz 5 der Rangliste der wichtigsten Exportländer für deutsche Unternehmen, so ist es jetzt auf Platz 19 abgerutscht. Es werden heute nach Russland nur noch Waren geliefert, die nicht durch Sanktionen belegt sind, wie beispielsweise Arzneimittel.

Die deutschen Exporte werden fast zur Hälfte durch den Handel mit Drittstaaten erzielt. Die Entwicklungen in den USA und auch in China werden für viele deutsche Unternehmen deshalb existenziell für die eigene wirtschaftliche Entwicklung sein. Deutschland liefert insbesondere Autos, Maschinen und chemische Erzeugnisse wie Pharmaprodukte in die Absatzländer. Die Automobil- und Maschinenbaubranche hat in Deutschland mit vielen weiteren strukturellen Problemen zu kämpfen, der Rückgang der Exporte kommt jetzt noch hinzu.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trumps Politik führt zu 500 Millionen Dollar Investition in das Textilrecycling in Europa
08.06.2025

Während Donald Trump grüne Technologien im eigenen Land abwürgt, fließen halbe Milliardenbeträge nach Europa. Ein Unternehmen macht...

DWN
Politik
Politik Deutschland siedelt sich an: Infrastruktur für Bundeswehr in Litauen wächst rasant
08.06.2025

Die deutsche Militärpräsenz in Litauen ist mehr als ein geopolitisches Signal – sie verändert die lokale Infrastruktur tiefgreifend....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwedischer KI-Aufsteiger: Wie Lovable mit 15 Köpfen Millionen generiert
08.06.2025

Ein schwedisches Start-up schreibt Geschichte: Mit nur 15 Mitarbeitern generiert Lovable Millionenumsätze – weil Künstliche Intelligenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Absatzkrise in China: VW und Audi verlieren ihr Imperium
08.06.2025

Noch vor wenigen Jahren Marktführer, heute im freien Fall: Deutsche Autobauer geraten in China unter massiven Druck. Chinesische...

DWN
Technologie
Technologie Regulieren statt dominieren: Europas letzter Ausweg in der KI-Welt
07.06.2025

Europa droht im globalen KI-Wettlauf abgehängt zu werden. Doch Experten zeigen: Die wahre Macht liegt nicht in der Modellentwicklung,...

DWN
Politik
Politik Kollaps der Insekten-Revolution: EU zerstört ihre eigene Bio-Strategie
07.06.2025

Erst gefeiert als nachhaltige Wunderlösung – nun droht das Aus: Europas Insektenzüchter stecken in der Krise. Die Hoffnung, Fischmehl...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen verkaufen: Die 10 häufigsten Fehler beim Unternehmensverkauf
07.06.2025

Was Unternehmer beim Verkauf ihres Unternehmens falsch machen – und wie selbst starke Zahlen durch fehlende Strategie, überzogene...

DWN
Politik
Politik Ehegattennachzug stagniert: Rechtliche Hürden beim Sprachnachweis
07.06.2025

Die Zahl der Visa für den Ehegattennachzug nach Deutschland ist rückläufig. Gleichzeitig bestehen weiterhin sprachliche und rechtliche...