Finanzen

Negative Schufa-Einträge, fällige Kredite, keine Rücklagen: Finanzielle Sorgen erreichen Mehrverdiener in Deutschland

Zwei Drittel der Deutschen blicken mit großer Sorge in die Zukunft – eine seit zwei Jahren unveränderte, alarmierende Konstante. Und die finanzielle Situation der Bundesbürger verschärft sich weiter, das zeigen die Zahlen der Schufa: Die Zukunftssorgen erreichen inzwischen auch Besserverdienende.
05.12.2024 22:02
Lesezeit: 4 min
Negative Schufa-Einträge, fällige Kredite, keine Rücklagen: Finanzielle Sorgen erreichen Mehrverdiener in Deutschland
Schufa-Umfrage: Mehr als jeder zweite Verbraucher mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 4.000 Euro hat große Zukunftsängste. (Foto: dpa) Foto: Andreas Arnold

Schlechte Aussichten für 2025: Die Unsicherheit der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher bleibt wegen der finanziell angespannten Lage weiter groß. Damit verharrt die Stimmung der Bevölkerung seit nunmehr zwei Jahren auf einem niedrigen Niveau. Die Angst vor der Zukunft macht sich zudem immer stärker in den oberen Einkommensgruppen breit. Immer mehr Menschen greifen auf ihre Ersparnisse zurück, so sie denn welche haben.

Schufa-Einträge: Zukunftssorgen erreichen Besserverdienende

Eine aktuelle Schufa-Verbraucherumfrage zeigt, dass 55 Prozent von ihnen mit Sorge in die Zukunft blicken, sagte Schufa-Vorstandsvorsitzende Tanja Birkholz. „Haushalte mit geringem Einkommen spüren die finanzielle Belastung schon seit geraumer Zeit. Doch inzwischen erreicht diese Entwicklung auch die Besserverdienenden.“

Besonders Haushalte mit einem Netto-Einkommen von weniger als 2.000 Euro stehen weiterhin unter massivem Druck: 75 Prozent der Befragten in dieser Gruppe äußern mitunter sehr große Zukunftsängste. Überraschend ist jedoch die Entwicklung in den höheren Einkommensklassen. Inzwischen gibt mehr als die Hälfte der Haushalte mit über 4.000 Euro Netto-Einkommen an, ebenfalls stark beunruhigt zu sein. Innerhalb eines Jahres ist der Anteil der Bürger mit Zukunftssorgen in dieser Gruppe um sechs Prozentpunkte gestiegen – und hat seit Beginn der Erhebungen 2021 den größten Zuwachs verzeichnet.

„Vor allem hohe Energie- und Lebenshaltungskosten belasten zunehmend“, so Birkholz. Die Reaktion der Verbraucher ist demnach eindeutig: 91 Prozent versuchen weiterhin, Energie zu sparen, und 87 Prozent reduzieren ihre Ausgaben – Werte, die seit der Energiekrise im Oktober 2022 nicht mehr so hoch waren.

22 Prozent der Deutschen haben keine Rücklagen

Dennoch bleiben die finanziellen Reserven vieler Haushalte begrenzt. Während ein Viertel der Befragten angibt, noch über ausreichende Rücklagen zu verfügen, hat fast jeder Fünfte diese bereits aufgebraucht. 22 Prozent der Deutschen haben überhaupt keine finanziellen Polster, hatten aber auch vor der Krise keine.

Ein weiteres Zeichen der finanziellen Anspannung: Mehr als der Hälfte der Befragten (53 Prozent) fällt es schwer, ihre jüngst aufgenommenen Kredite zurückzuzahlen. Besonders betroffen sind erneut die Geringverdiener, von denen 77 Prozent Probleme bei der Tilgung angeben. Doch auch bei den Besserverdienenden ist die Belastung deutlich gestiegen. Fast jeder zweite (47 Prozent) berichtet von Schwierigkeiten – ein Anstieg um sieben Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.

Schufa: Einträge und fällige Verbraucherkredite steigen

Auch die Zahl der bei der Schufa gemeldeten notleidend gewordenen Verbraucherkredite, die die Banken fällig gestellt haben, steigt deutlich gegenüber dem Vorjahr: „Es könnte auch sein, dass wir vor einer Trendumkehr stehen, nach zugegebenermaßen einer Dekade rückläufiger Zahlungsstörungen infolge hoher Beschäftigung“, so Birkholz.

Diese kritische Entwicklung bei der Rückzahlung von Krediten bildet sich auch im SCHUFA-Datenbestand ab: „In unserem Datenbestand sehen wir, dass die Zahl der Personen, die erstmals einen negativen Eintrag haben, weil sie ihre Rechnungen oder Kredite nicht bedienen können, aktuell knapp 20 Prozent höher als im Vorjahr liegt“ sagt Tanja Birkholz. „Auch der Jahresmittelwert lag in den ersten drei Quartalen etwa 10 Prozent über dem Jahresmittelwert des Vorjahres. Das ist eine beunruhigende Entwicklung.“ Die Entwicklung droht die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr zu belasten. „Wenn die Menschen weniger konsumieren, dann schlägt das durch – auf die Wirtschaft, auf die Unternehmen.“

Schufa-Eintrag löschen: Wann und wie das möglich ist

Die Schufa, die Abkürzung steht für Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, ist Deutschlands größte Wirtschaftsauskunftei und sammelt Daten von Bürgern, damit diese sich zu bestimmten Anlässen als zahlungsfähig ausweisen können. Die Schufa-Vertragspartner, zu denen unter anderem auch Banken und Sparkassen gehören, erhalten von der Schufa Informationen zur Zahlungsfähigkeit der Deutschen, auch Bonität genannt. Auf Wunsch von Unternehmen lässt sich aus den gesammelten Daten ein sogenannter Schufa-Scorewert berechnen. Dieser gibt an, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Person ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann.

Die Schufa speichert und verarbeitet Daten, um berechtigten Empfängern Informationen zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit von Personen zu geben. Deshalb ist es quasi nicht möglich, einen Schufa-Eintrag löschen zu lassen. In der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gibt es keine konkreten Regelungen zu der Frage, wie lange Auskunfteien wie die Schufa Daten speichern und verwenden dürfen.

Wichtig: Sobald Sie in Ihrer Schufa-Auskunft gesehen haben, dass die Bank eine Prüfung vorgenommen hat, können Sie die Information bei der Schufa löschen lassen. Nach einem Jahr werden diese Informationen aber auch automatisch gelöscht. Mehr Informationen dazu finden Sie auf den Seiten der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung.

Zukunftssorgen seit 2022 konstant hoch

Die Schufa-Verbraucherumfrage, die seit September 2020 mindestens zweimal pro Jahr durchgeführt wird, erfasst auch mehrjährige Entwicklungen. Hier zeigt sich, dass sich die Zukunftssorgen der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Energiekrise auf einem hohen Niveau eingependelt haben.

Während in den Jahren 2020 und 2021 rund die Hälfte der Befragten sehr große oder große Angst vor der Zukunft äußerte, stieg der Anteil im Mai 2022 erstmalig auf über 60 Prozent. Im Oktober 2022 lag er bereits bei dem Höchstwert von 74 Prozent. Seitdem verharrt der Umfragewert auf einem kontinuierlich hohen Niveau. Aktuell blicken 65 Prozent der Menschen (sehr) sorgenvoll in die Zukunft.

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Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

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