Technologie

Die andere Meinung: Grünen-Bundestagsfraktion gegen Gasförderung vor Borkum

Vor der Insel Borkum soll Erdgas gefördert werden. Das Projekt ist umstritten. Die Bundestagsfraktion der Grünen bezieht Stellung.
05.12.2024 16:58
Lesezeit: 2 min
Die andere Meinung: Grünen-Bundestagsfraktion gegen Gasförderung vor Borkum
Zur Freude der Basis: Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, spricht bei einem Besuch mit Gegnern der Gasbohrungen in der Nordsee vor Borkum. (Foto: dpa) Foto: Hauke-Christian Dittrich

Die Grünen-Bundestagsfraktion hat sich gegen eine Gasförderung vor der ostfriesischen Insel Borkum ausgesprochen. In einer gemeinsamen Erklärung mit der Fraktion GroenLinks-PvdA im niederländischen Parlament heißt es: "GroenLinks-PvdA und die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag stellen sich gemeinsam gegen die geplanten Gasbohrungen in der Nähe der Watteninseln. Gasbohrungen in diesem Gebiet bergen Umweltrisiken, die über nationale Grenzen hinausgehen und das schöne, aber empfindliche Wattenmeer bedrohen."

Bedeutung des Wattenmeers als Weltnaturerbe

Außerdem stehe die Förderung von Erdgas im direkten Widerspruch zu den Klimazielen der Niederlande, Deutschlands und der EU. Das Wattenmeer gehöre zum Unesco-Weltnaturerbe, und sowohl die niederländische als auch die deutsche Regierung hätten eine internationale Verantwortung, dieses Gebiet zu schützen. Die Einwohner von Schiermonnikoog und Borkum seien entschieden gegen die geplanten Gasbohrungen in unmittelbarer Nähe ihrer Häuser.

Grünen-Fraktionsvize Julia Verlinden sagte: „Wir sind dabei, unsere Energieversorgung mit hohem Tempo vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen – das Bohren nach klimaschädlichem Gas in sensiblen Ökosystemen muss der Vergangenheit angehören.“

Konzern will Erdgas fördern

Der niederländische Konzern One-Dyas will noch in diesem Jahr damit beginnen, vor den Inseln Borkum und Schiermonnikoog Erdgas zu fördern. Eine Förderplattform entsteht auf niederländischem Gebiet rund 20 Kilometer nordwestlich von Borkum. Geplant sind Bohrungen, die in einer Tiefe von 1,5 bis 3,5 Kilometern schräg ins deutsche Gebiet führen.

Das niedersächsische Landesamt hatte dem niederländischen Energiekonzern im August für die Förderung auf deutscher Seite eine auf 18 Jahre befristete Genehmigung erteilt. Ein Bündnis aus Umweltverbänden hatte angekündigt, alle rechtlichen Mittel gegen das Projekt auszuschöpfen.

Habeck will Gerichtsentscheidungen abwarten

Ob nahe dem niedersächsischen Nationalpark Wattenmeer künftig tatsächlich nach Gas gebohrt wird, hängt auch von einem völkerrechtlichen Abkommen zwischen Deutschland und den Niederlanden ab. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte nach der erteilten Genehmigung aus Niedersachsen gesagt, er wolle mögliche Gerichtsentscheidungen abwarten. Erst wenn relevante Urteile gefallen seien, werde entschieden, ob das Abkommen unterzeichnet werde, sagte er Mitte August.

Noch mehr Pläne in Niederlanden

In den Niederlanden steht die Entscheidung im Hauptverfahren beim höchsten Gericht noch aus. Dies hatte in einer vorläufigen Entscheidung aber die Genehmigung zur Installation der Bohrinsel erteilt. In den Niederlanden gibt es auch noch mehr Pläne, unter oder nahe dem Wattenmeer Erdgas zu fördern trotz eines negativen Gutachtens der Aufsichtsbehörde, die Schäden durch Bodenabsenkungen befürchtet.

Bis Ende dieses Jahres muss das zuständige Wirtschaftsministerium für die Bohrungen nahe dem Wattenmeer eine Genehmigung erteilen. Umweltschützer und Kommunen in der Region kündigten bereits rechtliche Schritte an, sollten die Projekte genehmigt werden. Die rechte Koalition – mit der radikal-rechten Partei für die Freiheit des Populisten Geert Wilders – will die Gasförderung in der Nordsee verstärken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osteuropas KI-Plan: Die EU-Digitalwende kommt nicht aus Brüssel
20.06.2025

Mit fünf strategischen Hebeln will Mittel- und Osteuropa die EU-Digitalspitze übernehmen – ein ambitionierter Plan mit Folgen für die...

DWN
Politik
Politik Ex-Minister Jens Spahn unter Druck: Parlament erhält teils geschwärzten Bericht zu Masken-Deals
20.06.2025

Ein vertraulicher Masken-Bericht sorgt für neuen politischen Zündstoff. Die angekündigte Offenlegung im Bundestag bleibt unvollständig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erhöhung Mindestlohn: Kommt 2026 eine Anhebung auf 15 Euro?
20.06.2025

Ende Juni befindet eine Kommission über eine weitere Erhöhung der Lohnuntergrenze. Eine Zahl spielte beim Wahlkampf der SPD eine große...

DWN
Panorama
Panorama Jobcenter zahlt 5000 Euro Bürgergeld für den Autokauf: "Das ist doch irre!"
20.06.2025

5000 Euro Bürgergeld für ein Auto? Das Jobcenter Dortmund sorgt mit einem Pilotprojekt für Aufsehen. Arbeitslose sollen mit Prämien in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Israel und Iran: Der wahre Preis von Krieg, Öl und Exodus
20.06.2025

Raketenhagel, Krieg mit dem Iran, massive Auswanderung – und trotzdem explodieren Börse und Rüstungsexporte. Wie lange kann das...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis aktuell: Keine Panik, das lehrt die Geschichte
20.06.2025

Die Angriffe Israels auf iranische Energieanlagen lassen den Ölpreis aktuell klettern, Analysten warnen vor einem Flächenbrand in der...

DWN
Immobilien
Immobilien Airbnb und Co: Wann Untervermieten zur steuerlichen Pflicht wird
20.06.2025

Untervermieten kann lukrativ sein – aber auch steuerlich heikel. Welche Grenzen gelten, wann das Finanzamt mitliest und was man beachten...

DWN
Politik
Politik Diplomatie oder Krieg? Der Countdown im Nahen Osten läuft
20.06.2025

Die USA erwägen einen Angriff auf den Iran – in nur zwei Wochen könnte die Entscheidung fallen. Derweil drängen Europa und...