Panorama

Jimmy Carter: Weltweite Trauer um früheren US-Präsidenten

Viele Staats- und Regierungschefs zeigen sich tief betroffen über den Tod des Ex-Präsidenten. Für sein Engagement – besonders nach seiner Zeit im Weißen Haus – erhält er große Anerkennung.
30.12.2024 09:28
Aktualisiert: 30.12.2024 09:28
Lesezeit: 3 min
Jimmy Carter: Weltweite Trauer um früheren US-Präsidenten
Jimmy Carter, ehemaliger Präsident der USA, 2019 bei der jährlichen Veranstaltung "Carter Town Hall" an der Emory Universität. (Foto: dpa) Foto: John Amis

Staats- und Regierungschefs weltweit haben ihre Trauer über den Tod des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter ausgedrückt. US-Präsident Joe Biden und sein designierter Nachfolger Donald Trump würdigten Carter als jemanden, der das Leben vieler Menschen verbessert habe. Mit Mitgefühl und moralischer Klarheit habe er sich für die Ausrottung von Krankheiten, den Frieden, die Förderung von Bürger- und Menschenrechten, faire Wahlen, Obdachlose und die Ärmsten eingesetzt, sagte Biden.

Laut seiner Stiftung starb Carter am Sonntag im Alter von 100 Jahren in Plains im US-Bundesstaat Georgia im Kreise seiner Familie. Er hinterlässt vier Kinder, elf Enkelkinder und 14 Urenkel. "Mein Vater war ein Held – nicht nur für mich, sondern für alle, die an Frieden, Menschenrechte und selbstlose Liebe glauben", zitierte die Stiftung Carters Sohn Chip. Öffentliche Trauerfeiern seien in Atlanta und der US-Hauptstadt Washington geplant. Das Empire State Building in New York wurde zu Carters Ehren in Rot, Weiß und Blau erleuchtet.

Biden bezeichnete Carter als einen "Mann mit großem Charakter, Mut, Hoffnung und Optimismus". In einer Stellungnahme schrieb er über Carter: "Er hat das Leben von Menschen weltweit gerettet, verbessert und verändert." Biden rief den 9. Januar zu einem nationalen Trauertag aus und ordnete an, die US-Flagge auf dem Weißen Haus sowie an allen Regierungsgebäuden, Militanlagen und Botschaften im Ausland für 30 Tage auf halbmast zu setzen. Zudem werde er ein Staatsbegräbnis anordnen, das in der Hauptstadt Washington stattfinden soll, erklärte Biden.

Wahl gegen Reagan verloren

Nach seiner Amtsperiode von 1977 bis 1981 wurde der Demokrat Carter nicht wiedergewählt. Er unterlag damals dem Republikaner Ronald Reagan. Im Jahr 2002 erhielt Carter den Friedensnobelpreis für seinen "jahrzehntelangen Einsatz zur friedlichen Lösung internationaler Konflikte".

Carters Amtszeit wurde insbesondere von der Geiselnahme von Diplomaten in der US-Botschaft in Teheran 1979 sowie der missglückten Befreiungsmission im darauffolgenden Jahr geprägt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt gründete Carter gemeinsam mit seiner Ehefrau Rosalynn in Atlanta das Carter Center zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung. Bis ins hohe Alter engagierte er sich unermüdlich für humanitäre Anliegen.

Carter war der älteste noch lebende frühere US-Präsident, und keiner seiner Amtsvorgänger erreichte ein höheres Alter. Gut ein Jahr vor ihm starb seine Frau Rosalynn, mit der er 77 Jahre lang verheiratet war.

Letzte Jahre von Krankheit geprägt

Carters Gesundheitszustand war zuletzt schlecht. Im Februar 2023 brach er nach mehreren Krankenhausaufenthalten seine medizinische Behandlung ab und begab sich in häusliche Pflege. Im November erfüllte er sich einen Wunsch und nahm per Briefwahl an der US-Präsidentenwahl teil. Carter hatte Biden zuvor deutlich gemacht, die Demokratin Kamala Harris unterstützen zu wollen.

Im Jahr 2015 machte Carter eine Krebserkrankung öffentlich, die er jedoch überwinden konnte. In den vergangenen Jahren wurde er aufgrund von Stürzen mehrfach ins Krankenhaus eingeliefert. Im November 2019 hatte Carter bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains erklärt, dass er dem Tod mit Gelassenheit begegne. "Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen", sagte er. "Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben. Und ich stellte fest, dass ich mit dem Tod ganz und gar im Reinen war."

Scholz und Macron zollen Respekt

Auch aus dem Ausland zollten viele Politiker dem 39. Präsidenten der Vereinigten Staaten, der von 1977 bis 1981 im Weißen Haus regierte, ihren Respekt. "Zeit seines Lebens war Carter ein unerschütterlicher Verfechter der Rechte der Schwächsten", schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf der Plattform X. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf X, die "USA verlieren einen engagierten Streiter für die Demokratie".

Aus Großbritannien meldete sich das Königshaus zu Wort. "Sein Engagement und seine Bescheidenheit waren für viele eine Inspiration", teilte König Charles III. mit. Der britische Premier Keir Starmer betonte, dass Carter die Zeit nach seiner Präsidentschaft neu definierte "mit einem bemerkenswerten Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte im In- und Ausland".

Würdigung als Friedensstifter

"Er widmete sein Leben der Förderung des Friedens in der Welt und der Verteidigung der Menschenrechte. Lasst uns heute daran erinnern: Frieden ist wichtig, und die Welt muss sich weiterhin geschlossen gegen diejenigen stellen, die diese Werte bedrohen", erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi erinnerte an Carters Rolle beim Zustandekommen des Friedensabkommens zwischen Ägypten und Israel. "Sein humanitäres Engagement ist ein Beispiel für ein hohes Maß an Liebe, Frieden und Brüderlichkeit", schrieb er auf X.

Trump: Amerikaner schulden Carter Dank

Auch Bidens designierter Nachfolger Donald Trump würdigte den Ex-Präsidenten. Carter habe in einer schwierigen Zeit "alles in seiner Macht Stehende getan, um das Leben aller Amerikaner zu verbessern". Dafür schuldeten ihm alle großen Dank. Entgegen den Gepflogenheiten hatte Carter auch nachfolgende Präsidenten immer wieder kritisiert – auch den Republikaner Trump. Carter mischte sich nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus regelmäßig in die Politik ein.

Der älteste noch lebende Nachfolger Carters ist nun der amtierende Präsident Biden (20. November 1942), gefolgt von Donald Trump (14. Juni 1946), George W. Bush (6. Juli 1946), Bill Clinton (19. August 1946) und Barack Obama (4. August 1961).

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