Politik

Estlink 2: Russlands Schattenflotte bedroht die europäische Infrastruktur

Die Spannungen in der Ostsee nehmen zu: Nachdem vergangene Woche ein Unterwasserkabel vor Finnland beschädigt wurde, rückt Russlands sogenannte Schattenflotte ins Zentrum der Ermittlungen. Verdacht auf Sabotage belastet die Situation weiter, da eine verdächtige Schleifspur am Meeresboden entdeckt wurde, die zu dem beschädigten Estlink 2-Kabel führt. Die EU fordert nun konsequente Maßnahmen gegen diese inoffiziellen russischen Schiffe, die nicht nur als Gefahr für die Umwelt, sondern auch für die europäische Energieversorgung gelten. Angesichts wiederholter Vorfälle in der Ostsee droht der Konflikt weiter zu eskalieren.
30.12.2024 13:07
Lesezeit: 1 min
Estlink 2: Russlands Schattenflotte bedroht die europäische Infrastruktur
Der Öltanker "Eagle S" ankert in der Nähe des Hafens Kilpilahti in Porvoo am Finnischen Meerbusen. Das auf den Cookinseln registrierte Schiff Eagle S wird verdächtigt, am 25. Dezember 2024 die Stromverbindung Estlink 2 zwischen Finnland und Estland unterbrochen zu haben. Die finnische Polizei und der finnische Grenzschutz haben das beschlagnahmte Schiff am Samstag, den 28. Dezember, näher an Land gebracht, um die Untersuchung der Schäden an den Unterseekabeln fortzusetzen. (Foto: dpa) Foto: Jussi Nukari

Nach der möglichen Sabotage eines Unterwasserstromkabels vor Finnland warnt die Europäische Union vor Russlands sogenannter Schattenflotte. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sagte der "Welt", die EU werde nun "stärkere Maßnahmen ergreifen, um den Risiken, die von diesen Schiffen ausgehen, entgegenzuwirken". Russlands Schattenflotte bedrohe die Umwelt und fülle gleichzeitig Russlands Kriegskasse. Nun stünden diese Schiffe auch unter dem Verdacht, Sabotageakte durchzuführen.

Finnische Ermittler hatten den Öltanker "Eagle S" festgesetzt, nachdem am Mittwoch die 170 Kilometer lange Stromverbindung Estlink 2 nach Estland unterbrochen worden war. Die finnischen Behörden vermuten Sabotage.

Schleifspur ist Dutzende Kilometer lang

Die Ermittler entdeckten nun eine auffällige Schleifspur am Meeresboden. "Die Spur ist Dutzende Kilometer lang", erklärte Ermittler Sami Paila. Es gibt den Verdacht, dass der festgesetzte Öltanker seinen Anker am Boden hinter sich her gezogen hat, um die Stromverbindung zu beschädigen.

Die EU-Chefdiplomatin und ehemalige Ministerpräsidentin Estlands sagte weiter, Sabotage in Europa habe seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine zugenommen. "Die jüngsten Sabotageversuche in der Ostsee sind keine Einzelfälle. Sie sind vielmehr Teil eines Musters absichtlicher und koordinierter Aktionen, um unsere Digital- und Energieinfrastruktur zu beschädigen."

Unterseekabel in der Ostsee unter Attacke

Bereits am Samstag hatte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock vor der russischen Schattenflotte gewarnt und weitere EU-Sanktionen gefordert. Es sei notwendig, kritische Infrastruktur noch stärker zu schützen. Fast im Monatsrhythmus beschädigen Schiffe derzeit wichtige Unterseekabel in der Ostsee.

Das Schiff "Eagle S" fährt unter der Flagge der Cookinseln. Zur russischen Schattenflotte zählen Schiffe, die Russland inoffiziell nutzt, um Sanktionen zu umgehen – etwa beim Öltransport.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...