Technologie

Zukunft des Streamings: TV-Modelle und Strategien der Anbieter im Vergleich

Die Zukunft des Streamings bleibt spannend: Nach einem enormen Aufschwung durch die Corona-Pandemie kämpfen Anbieter nun um Marktanteile und Inhalte. Während Streamingplattformen neue Strategien entwickeln, behauptet sich das lineare Fernsehen weiterhin als feste Größe. Wo liegt die Zukunft? Ein Blick auf Trends und Herausforderungen.
03.01.2025 08:09
Aktualisiert: 03.01.2025 08:31
Lesezeit: 2 min

Fast fünf Jahre sind vergangen, seit die Corona-Pandemie Milliarden Menschen in den Hausarrest schickte. Als Nebeneffekt brachte diese Zeit einen enormen Schub für die Nutzung von Video-Streaming. Anbieter wie Netflix, Prime Video, Disney+, Apple TV+, RTL+, Joyn sowie öffentlich-rechtliche Mediatheken verzeichneten in dieser Phase rekordverdächtige Zuwächse bei Nutzenden und Nutzungsdauer.

Obwohl sich das Wachstum mittlerweile verlangsamt hat, sind die Zahlen auch nach der Pandemie weiter gestiegen. In Deutschland erreichte die Anzahl der Abonnentinnen und Abonnenten digitaler Abrufdienste im Jahr 2023 über 21 Millionen. Mehr als 64 Millionen Menschen – rund 80 Prozent der Bevölkerung – nutzten hierzulande mindestens ein Streamingangebot.

Verdrängungswettbewerb im Streamingmarkt nimmt Fahrt auf

Trotz beeindruckender Zahlen ist die Euphorie bei den Anbietern inzwischen gedämpfter. Einige Unternehmen haben es bisher nicht geschafft, die Gewinnzone zu erreichen. Gleichzeitig wird der Wettbewerb um begehrte Inhalte wie populäre Serien und Filme zunehmend härter.

Einige Produzenten von Inhalten verweigern die Zusammenarbeit. Deutschlands renommierter Autorenfilmer Wim Wenders ("Paris, Texas") kritisiert: "Ich arbeite mit den Streamern nicht, weil sie mir zu gierig sind, sie behalten ja alle Rechte." Nach der Nutzung verschwänden viele Inhalte laut Wenders in Archiven und seien "für alle Zeiten tot".

Streaminganbieter im Vergleich: Alle jagen nach denselben Inhalten

Der Wettbewerb auf dem Markt wird immer intensiver. "Alle, ob TV-Sender oder Streamingdienste, wollen die gleichen Inhalte anbieten und konkurrieren um diese", erklärte Jens Richter, Vorstandsmitglied des Londoner Unterhaltungsproduzenten Fremantle, auf der weltgrößten TV-Messe Mipcom in Cannes. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen klassischen Sendern und Streamingdiensten zunehmend.

Richter betonte: "Klassische TV-Sender und Streamer nähern sich immer weiter an. Amazon oder Netflix setzen jetzt Werbung ein und bieten Live-Übertragungen an, während TV-Sender ihre Streamingangebote ausbauen." Als Beispiel nannte er die Show "Got Talent", die in Italien über Disney+ abrufbar ist und in Deutschland unter dem Namen "Das Supertalent" bei RTL lief.

TV-Stationen setzen auf Streaming, Netflix bleibt eigenständig

TV-Sender greifen verstärkt auf erfolgreiche lineare Formate zurück, um ihr Streaming-Publikum zu erweitern. So zielt der "GZSZ"-Ableger "Uferpark – Gute Zeiten, wilde Zeiten", der seit November auf RTL+ läuft, auf ein jüngeres Publikum ab, wie Oliver Schablitzki von RTL berichtete.

Netflix verfolgt hingegen eine Sonderstrategie: Der Streaming-Pionier verkauft seine Eigenproduktionen nicht an andere Anbieter. Laut Geschäftsbericht hat das Unternehmen allerdings Schulden in Höhe von 16 Milliarden Dollar (15,3 Milliarden Euro) angehäuft.

Netflix geht seit Kurzem verstärkt gegen das Teilen von Passwörtern außerhalb des eigenen Haushalts vor. Dies hat die Nutzerzahlen erneut gesteigert, da viele ehemalige Trittbrettfahrer eigene Abos abschließen. Dennoch dürfte die Zukunft des Streamings stark von TV-ähnlichen Modellen abhängen. Fernsehwissenschaftler Lothar Mikos erklärt: "Nur mit Werbung und dem Handel von Kundendaten können Streamer Gewinne erzielen."

Lineares Fernsehen behauptet sich weiterhin

Parallel zur Expansion des Streamings bleibt das klassische Fernsehen stark. 72 Prozent der Menschen in Deutschland sahen 2023 mindestens einmal im Monat lineares TV, nach 80 Prozent im Vorjahr. ZDF-Studio-Chef Markus Schäfer widersprach daher Gerüchten, dass das traditionelle Fernsehen ausgedient habe: "Dass das klassische Fernsehen ein Auslaufmodell ist, das ist völliger Quatsch."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....

DWN
Finanzen
Finanzen Estateguru-Desaster: Deutsche Anleger warten auf 77 Millionen Euro – Rückflüsse stocken, Vertrauen schwindet
10.05.2025

Immobilien-Crowdfunding in der Vertrauenskrise: Estateguru kann 77 Millionen Euro deutscher Anleger bislang nicht zurückführen – das...