Politik

Wie Steve Bannon Elon Musk zu Fall bringen will - Trumps Einflüsterer im Nahkampf

Der frühere Trump-Berater Bannon hält Musk für eine „böse Person“, die er gern aus dem Weißen Haus fern halten würde. Der Streit entzündet sich unter anderem an dem Thema Migration. Der Grund: Trump hat sich auf Musks Seite gestellt und will Visa für Fachkräfte verteilen, was Bannon auf die Palme bringt.
13.01.2025 11:47
Aktualisiert: 13.01.2025 11:47
Lesezeit: 3 min
Wie Steve Bannon Elon Musk zu Fall bringen will - Trumps Einflüsterer im Nahkampf
Möchte Elon Musk den „Kopf abreißen“ und setzt schon an: Foto von Steve Bannon, dem ehemaligen Berater des US-Präsidenten, im „Hotel Adlon" in Berlin (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Die beiden können nicht miteinander, das ist nicht neu. Trumps früherer Einflüsterer Steve Bannon hält nichts vom neuen Chefberater Donald Trumps, Elon Musk. Jetzt scheint die gegenseitige Abneigung in offene Konfrontation auszuarten - und das noch bevor Donald Trump überhaupt ins Weiße Haus zurückgekehrt ist.

Offen bleibt, warum Bannon sich Italien als Schauplatz des Gefechts ausgesucht hat

„Ich werde dafür sorgen, dass Elon Musk bis zur Amtseinführung rausgeschmissen wird“, sagte Steve Bannon in einem Interview mit der Zeitung „Corriere della Serra". Damit wird die Intimfeindschaft auf offener Bühne ausgetragen. Bannon knüpft dort an, wo er bereits zu Silvester in seinem Podcast „War Room“ die Strategie für 2025 skizzierte. Er werde (sic!) dem Tesla-Milliardär den „Kopf abreißen“. Musk hatte seinerseits kurz zuvor Bannon, der anno 2016 Trump erfolgreich ins Weiße Haus gelotst hatte, als „verachtenswerten Idioten“ genannt.

„Er ist eine sehr böse Person. Ihn zu stoppen ist für mich eine persönliche Angelegenheit geworden. Früher war ich bereit, ihn zu tolerieren, da er so viel Geld aufbrachte. Jetzt nicht mehr“, kontert Bannon, der als ein US-Ideologe vom Rechtsaußen gilt. Er gab im Interview in Italien sogar Preis, dass Elon Musk bereits zu seiner Zeit bei Trump antichambrierte und seine Gunst buhlte. Angeblich habe Musk schon 2017 einen Platz im Weißen Haus angestrebt - in welcher Position auch immer. „Ich habe ihn 2017 jeden Tag 30 Tage lang aus dem Weißen Haus geworfen, als er versuchte, Subventionen von amerikanischen Arbeitern zu bekommen, im Grunde Steuern für Leute, die 35.000 Dollar im Jahr verdienen, um die Software von Tesla umzuschreiben", so Bannon.

Bannon will Musks Einsatz für Rechtsextreme in Europa unterstützen

Der Streit zwischen den beiden Alpha-Tieren hat sich am Thema Einwanderung entzündet. Musk, der eigentlich selbst als Migrant aus Südafrika in die USA übersiedelte, kämpft neuerdings energisch für sogenannte H-1B-Visa, um qualifizierten und talentierten Einwanderer die Tür ins gelobte Land USA zu öffnen. Vor allem das Silicon Valley benötigt händeringend Fachkräfte aus dem Ausland und steht hinter Musks Initiative.

Bannon hält dies für einen Skandal und Betrug an den US-Wählern. Viele eingefleischte Trump-Fans lasufen bereits Sturm: „Er hat in Amerika eine große Niederlage in der Frage der H-1B-Visa erlitten, er hat unsere Bewegung als rassistisch und zurückgeblieben verspottet, und er hat verloren. Er hat die Reife eines Kindes.“ Trump kommentierte die Causa zuletzt so: „Ich habe immer an das H-1B-Programm geglaubt. Ich habe es viele Male genutzt.“ Damit stärkte er wohl die Position Musk, was Bannon auf den Plan rief.

Bannon findet aber auch nichts alles verkehrt, was Musk so treibt. Vor allem dessen Einsatz für Rechtsextremisten und Neo-Faschisten in Europa hält Bannon für konstruktiv. Er unterstützt Musks „Engagement für rechtsextreme Bewegungen in Europa“, sagt er. Doch: „Was nicht gut ist, ist, dass er plötzlich versucht, seine unausgegorenen Ideen von der Einführung des Techno-Feudalismus auf globaler Ebene umzusetzen“, so Bannon im „Corriere della Serra“.

Warum Steve Bannon zuletzt im Knast war und nun wieder Oberwasser verspürt

Hintergrund: Steve Bannon ist nach Verbüßung einer viermonatigen Haftstrafe jüngst aus dem Gefängnis entlassen worden. Der 70-Jährige wurde am 5. November 2024 von seiner Tochter von der Haftanstalt im Bundesstaat Connecticut abgeholt - er hatte de facto ebenfalls wegen des Sturms auf das Kapitol eingesessen, obwohl er gar nicht dabei war.

Grund: Der ultrarechte Publizist und Verschwörungstheoretiker war verurteilt worden, weil er eine Vorladung des Untersuchungsausschusses zum Angriff auf das Kapitol am 6. Januar 2021 ignoriert und angeforderte Dokumente nicht zur Verfügung gestellt hatte. Bannon stellte die Vorwürfe gegen ihn als politisch motiviert dar. Der ehemalige Wahlkampfleiter Trumps hatte während seiner Haftstrafe klargemacht, weiterhin Einfluss auf die Wahlen nehmen zu wollen und die Trump-Basis zu mobilisieren. CNN zufolge will er wieder die Leitung seiner angeschlagenen rechten Medienplattform übernehmen. Trotz seines Gefängnisaufenthalts soll er mit einem kleinen Kreis an Getreuen in Kontakt geblieben sein, um aktuelle Nachrichten und politische Themen zu diskutieren. Dem CNN-Bericht zufolge könnte Bannon bereits am Dienstag wieder selbst seine Sendung moderieren.

Warum Trump sich mit gleich mehreren Straftätern umgibt und beraten lässt

Gut möglich aber auch, dass Trump Bannon zu sich nach Washington holt. Dann wären es womöglich bald mehrere Vorbestrafte in Spitzenpositionen der Regierung - neben Trump selbst. Der designierte US-Präsident will auch Peter Navarro als Berater für Handel und Industrie einsetzen. Der 75-Jährige ist Verfechter einer isolationistischen Wirtschaftspolitik. Trump schwärmte, in seiner ersten Amtszeit habe Navarro als Wirtschaftsberater einen hervorragenden Job gemacht. Er sei vom „tiefen Staat" jedoch schrecklich behandelt worden.

Trump spielte damit auf die Strafverfolgung gegen Navarro an. Der hatte wegen Missachtung des US-Kongresses eine viermonatige Haftstrafe antreten müssen. Navarro hatte sich geweigert, Dokumente herauszugeben und vor einem Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zum Sturm von Trump-Anhängern auf das US-Kapitol auszusagen.

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Peter Schubert

Peter Schubert ist stellv. Chefredakteur und schreibt seit November 2023 bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Immobilienthemen. Er hat in Berlin Publizistik, Amerikanistik und Rechtswissenschaften an der Freien Universität studiert, war lange Jahre im Axel-Springer-Verlag bei „Berliner Morgenpost“, „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ sowie „Welt Kompakt“ tätig. 

Als Autor mit dem Konrad-Adenauer-Journalistenpreis ausgezeichnet und von der Bundes-Architektenkammer für seine Berichterstattung über den Hauptstadtbau prämiert, ist er als Mitbegründer des Netzwerks Recherche und der Gesellschaft Hackesche Höfe (und Herausgeber von Architekturbüchern) hervorgetreten. In den zurückliegenden Jahren berichtete er als USA-Korrespondent aus Los Angeles in Kalifornien und war in der Schweiz als Projektentwickler tätig.

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