Politik

Trumps Fünf-Prozent-Ziel für die Nato: Polen gehen voran - Kanzler Olaf Scholz zaudert

Der Kanzler hat mal wieder den Schuss nicht gehört. Donald Trump fordert mehr Anstrengungen Europas bei den Ausgaben für die Bündnisverteidigung. In der Regierung geht Robert Habeck mit 3,5 Prozent und gutem Bespiel voran. Und Polen will tatsächlich Trumps Ziel von fünf Prozent des BIP ansteuern. Während Olaf Scholz (SPD) im Wahlkampf herum eiert - und sich von den USA und ihrem neuen Präsidenten distanziert.
13.01.2025 14:25
Aktualisiert: 13.01.2025 14:25
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Trumps Fünf-Prozent-Ziel für die Nato: Polen gehen voran - Kanzler Olaf Scholz zaudert
Beteuerungen, aber keine Extra-Anstrengungen für die Nato: Ehrenformation der Bundeswehr auf dem Marktplatz von Haldensleben. (Foto: dpa) Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Schon vor seiner Vereidigung setzt der künftige US-Präsident Trump die Nato-Partner bei den Verteidigungsausgaben unter Druck. Kanzler Olaf Scholz lässt dessen Fünf-Prozent-Forderung an sich abprallen - und merkt nicht, dass er selbst der Geisterfahrer in der Regierung ist.

200 Milliarden Euro die Truppe - nicht mit der SPD

Olaf Scholz (SPD) hat sich von der Forderung von US-Präsident Donald Trump distanziert, fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. "Fünf Prozent wären über 200 Milliarden Euro pro Jahr, der Bundeshaushalt umfasst nicht einmal 500 Milliarden", sagte Scholz am Rande einer Wahlkampfveranstaltung in Bielefeld. "Das geht dann nur mit massivsten Steuererhöhungen oder massivsten Kürzungen für viele Dinge, die für uns wichtig sind."

Scholz versprach aber, dass Deutschland das aktuelle Nato-Ziel von mindestens zwei Prozent des BIP einhalten werde. "Ich garantiere, dass wir weiterhin zwei Prozent unserer Wirtschaftsleistung ausgeben werden für Verteidigung", sagte er. "Jeder, der sagt, das ist nicht der Weg, der muss auch sagen, wo das Geld herkommen soll."

Dass es andernorts mit den fünf Prozent doch geht, dürfte Scholz wundern. Doch die Polen wollen es versuchen. Polen hat sich hinter die Forderung des designierten US-Präsidenten Donald Trump gestellt, die Nato-Mitglieder sollten ihre Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent ihrer Wirtschaftsleistung erhöhen. Das von Trump formulierte Ziel sei ein "wichtiger Weckruf" für die Bündnisstaaten, sagte Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz. Die Umsetzung werde möglicherweise zehn Jahre dauern. "Aber ich denke, er sollte nicht dafür kritisiert werden, dass er ein wirklich ehrgeiziges Ziel gesetzt hat, denn sonst wird es einige Länder geben, die weiterhin darüber diskutieren, ob mehr Ausgaben wirklich notwendig sind."

Das EU- und Nato-Mitglied Polen zählt zu den wichtigsten politischen und militärischen Verbündeten der von Russland angegriffenen Ukraine. Mit Beginn des Krieges hat Polen seine Verteidigungsausgaben massiv erhöht. Das Land gab 2024 geschätzt 4,2 Prozent seines Bruttoinlandproduktes für Verteidigung aus - ein Spitzenwert in der EU und Nato. Im kommenden Jahr soll der Anteil nach Regierungsangaben auf 4,7 Prozent steigen.

Deutschland hat im vergangenen Jahr erstmals das Zwei-Prozent-Ziel erreicht, das die Nato-Länder sich gesetzt hatten. Wobei auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) eine Steigerung der Verteidigungsausgaben über diese Zielmarke hinaus für nötig hält - nur der Kanzler mauert.

Trump fordert fünf Prozent - Polen will es versuchen

Die Nato hatte sich das Zwei-Prozent-Ziel bereits 2014 gesetzt. Deutschland hat diese Marke erst zehn Jahre später in 2024 wieder erreicht – mit dem 100 Milliarden Euro schweren und über Schulden finanzierten Sondertopf für die Bundeswehr.

Trump hat in der vergangenen Woche von den Bündnispartnern aber fünf Prozent verlangt. Auch Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck ist dafür, bei den Verteidigungsausgaben weit über zwei Prozent der Wirtschaftskraft hinauszugehen. Er fordert 3,5 Prozent. In den Wahlprogrammen von Union und SPD stehen mindestens zwei Prozent.

Bielefeld war der Auftakt der Wahlkampftour von Scholz, der bis zur Wahl am 23. Februar mehr als 30 Bürgergespräche plant. Die Veranstaltung wurde von zwei Zwischenrufern gestört, die gegen das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg protestierten und anschließend aus dem Saal geführt wurden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewerkschaften ziehen vor UN-Gericht: Streit um globales Streikrecht
07.10.2025

Weil das Recht auf Streik international zunehmend infrage gestellt wird, wenden sich Gewerkschaften an den Internationalen Gerichtshof. Ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU macht Transport zum Luxusgut: Straßengebühren steigen ins Unermessliche
07.10.2025

Immer mehr Mautstraßen, explodierende Gebühren und neue CO₂-Abgaben: Für Spediteure in Europa wird die Fahrt zur Kostenfalle. Experten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Autos legen zu: Fast jedes fünfte Neufahrzeug fährt elektrisch
06.10.2025

Im September ist die Zahl neu zugelassener Elektroautos deutlich gestiegen. Mit einem Marktanteil von 19,3 Prozent rücken E-Fahrzeuge...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Aktien: Das sind die besten Aktien laut KI-Modellen
06.10.2025

KI-Aktien gewinnen immer mehr Aufmerksamkeit – nicht nur bei institutionellen Investoren, sondern auch bei Kleinanlegern. KI-basierte...

DWN
Technologie
Technologie Messenger-Dienste schlagen Alarm: EU-Chatkontrolle bedroht Privatsphäre
06.10.2025

WhatsApp, Signal und andere Messenger warnen vor den Folgen der geplanten EU-Chatkontrolle. Die Anbieter sehen die Privatsphäre von...

DWN
Immobilien
Immobilien Studie: Wohnungsnot droht Wirtschaftskrise zu verschärfen
06.10.2025

Der Wohnungsbau in Deutschland steht still – ausgebremst durch steigende Kosten, Bürokratie und Baulandmangel. Während die...

DWN
Panorama
Panorama Nobelpreis für Medizin: Revolutionäre Immunforschung aus Japan und den USA
06.10.2025

Für ihre bahnbrechenden Entdeckungen im Bereich des Immunsystems erhalten drei Forscher aus Japan und den USA den Nobelpreis für Medizin....

DWN
Politik
Politik Russland im Drohnen-Streit: „Unbegründete Vorwürfe“ – Kreml schiebt Schuld von sich
06.10.2025

Nach Berichten über Drohnensichtungen in Deutschland hat Russland eine Beteiligung kategorisch bestritten. Kremlsprecher Dmitri Peskow...