Politik

Frieden im Ukraine-Krieg? Selenskyj will Nato-Truppen als Sicherheitsgarantie

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj möchte die Stationierung von Nato-Truppen in der Ukraine - und zwar als Sicherheitsgarantie bei einem möglichen Friedensabkommen mit Russland. Die Dezimierung der ukrainischen Armee lehnt Selenskyj dagegen ab.
15.01.2025 17:39
Aktualisiert: 15.01.2025 17:39
Lesezeit: 2 min

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht sich für die Stationierung von Truppen aus Nato-Staaten als Teil möglicher Sicherheitsgarantien nach einem Friedensschluss mit Russland aus. "Wir unterstützen, dass ein Kontingent des einen oder anderen Landes, unserer Verbündeten, unserer strategischen Partner, ein Teil der Sicherheitsgarantien werden kann", erklärte der Staatschef auf einer Pressekonferenz mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk in Warschau.

Diskussionen über Truppenstationierung mit europäischen Partnern

Selenskyj erklärte, dass er bereits mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Vertretern der baltischen Staaten über die Frage der Truppenstationierung gesprochen habe. Auch ein Gespräch mit Großbritannien sei geplant. Es müsse jedoch noch vieles zu Fragen der Stärke und Ausrüstung der Truppen sowie zu den Stationierungsorten geklärt werden. "Vor dem Kontingent sollte es aber Ausbilder mit einem großen Ausbildungsprogramm für unsere Jungs in der Ukraine geben", sagte Selenskyj. Ausländische Soldaten könnten jedoch nur ein Teil der Sicherheitsgarantien für die Ukraine sein.

Der ukrainische Präsident erneuerte seine Ablehnung einer Verkleinerung der ukrainischen Armee. "Heute ist die ukrainische Armee unsere einzige Sicherheitsgarantie", betonte er. Auch nach einem Kriegsende werde der Unterhalt des Militärs weiterhin finanzielle Hilfe aus dem Westen erfordern.

Ukraine steigert eigene Waffenproduktion

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei der Waffennachschub der ukrainischen Armee. "Etwa 33 bis 34 Prozent des gesamten jährlichen Waffenbedarfs in der Ukraine sind aus einheimischer Produktion", sagte Selenskyj. Zu Beginn des Krieges lag dieser Anteil bei weniger als zehn Prozent. Die europäischen Verbündeten decken derzeit knapp 30 Prozent des Waffenbedarfs, während die USA bis zu 40 Prozent beisteuern. Trotz dieser Unterstützung bleibe Russland bei fast allen Waffengattungen überlegen. "Drohnen haben wir mehr", sagte der Präsident.

Laut Selenskyj befinden sich derzeit mehr als 600.000 russische Soldaten in der Ukraine. Die ukrainische Armee zähle aktuell 880.000 Mann. Vor etwa zwei Wochen hatte er die Truppenstärke noch auf 980.000 beziffert. An einigen Frontabschnitten seien die russischen Truppen den ukrainischen jedoch zahlenmäßig überlegen.

Polen unterstützt die Nato- und EU-Ambitionen der Ukraine

Polens Regierungschef Donald Tusk erklärte, eine Nato-Mitgliedschaft biete der Ukraine die größte Sicherheit, doch sei dies im Bündnis umstritten. "Wenn jeder Donald auf der Welt die gleiche Meinung zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine hätte wie ich, dann wäre dieses Szenario wahrscheinlich einfacher", sagte er mit Blick auf den künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Polens Staatspräsident Andrzej Duda äußerte die Hoffnung, dass die Nato die Ukraine wenigstens einlade. Tusk versprach, Polen werde seine EU-Ratspräsidentschaft bis Juni nutzen, um den Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union voranzutreiben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Ausweis, Ticket & Co.: Was Sie vor einem Urlaubsflug beachten sollten
07.06.2025

Check-in, Sicherheitscheck und Sprint zum Gate: Der Start in den Urlaubsflug kann am Flughafen schnell im Stress enden. Das lässt sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wertvollster Fußballer der Welt: Lamine Yamal knackt 400-Millionen-Marke
07.06.2025

Ein 17-Jähriger dominiert den globalen Fußballmarkt: Lamine Yamal ist mehr wert als ganze Bundesligateams – und verkörpert die extreme...

DWN
Politik
Politik Der Weltraum als nächstes Schlachtfeld – Europas Sicherheit steht auf dem Spiel
07.06.2025

Der Orbit wird zur neuen Frontlinie geopolitischer Machtspiele. Wie private Satelliten, militärische Strategien und neue Allianzen die...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Verteidigung der Zukunft: Hensoldt rüstet Europa mit Hightech auf
06.06.2025

Kaum ein Rüstungsunternehmen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren so grundlegend gewandelt wie Hensoldt. Aus einer ehemaligen...

DWN
Politik
Politik Trump gegen Europa: Ein ideologischer Feldzug beginnt
06.06.2025

Donald Trump hat Europa zum ideologischen Feind erklärt – und arbeitet systematisch daran, den Kontinent nach seinen Vorstellungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die wertvollsten Marken der Welt: Top 5 fest in US-Hand
06.06.2025

Während die Weltwirtschaft stagniert, explodieren die Markenwerte amerikanischer Konzerne. Apple regiert unangefochten – China und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Star-Investorin: „Wir erleben eine neue Generation von KI-Gründern“
06.06.2025

US-Chaos, Trump und Kapitalflucht: Europas KI-Talente kehren dem Silicon Valley den Rücken – und bauen die Tech-Giganten der Zukunft vor...