Politik

Trump gibt Selenskyj Kriegsmitschuld: "Hätte das nicht tun müssen"

Für Donald Trump liegt die Verantwortung für die Eskalation des Ukraine-Kriegs auch beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dieser hätte es darauf ankommen lassen, gegen einen viel stärkeren Gegner zu kämpfen. Der US-Präsident machte derweil einen Vorschlag, wie man den Konflikt beenden könnte.
24.01.2025 10:24
Aktualisiert: 24.01.2025 10:24
Lesezeit: 3 min

US-Präsident Donald Trump gibt dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einen Teil der Verantwortung für die Eskalation des russischen Angriffskriegs. „Er hätte verhindern müssen, dass das passiert. Er ist kein Engel. Er hätte diesen Krieg nicht zulassen dürfen“, erklärte Trump in einem Interview mit Fox News. Dabei hatte Kremlchef Wladimir Putin im Februar 2022 den Angriff auf die Ukraine befohlen.

Russland rechtfertigte den Einmarsch seiner Truppen immer wieder mit der angeblichen Notwendigkeit einer „Entnazifizierung“ der Ukraine. Seit 2014 hatten russische Streitkräfte bereits Teile der Ukraine besetzt, darunter die Halbinsel Krim.

Trump sieht Verantwortung für Krieg auch bei Selenskyj: "Er hätte das nicht tun sollen“

Trump machte in dem Interview zwar keinen direkten Vorwurf, dass Selenskyj hätte kapitulieren sollen, äußerte jedoch, dass der ukrainische Präsident es nicht hätte „riskieren“ sollen, gegen einen viel stärkeren Gegner zu kämpfen. „Er hätte das nicht tun sollen“, sagte Trump.

Laut Trump wäre es möglich gewesen, einen „Deal“ zu schließen. „Ich hätte einfach einen Deal machen können. Aber Selenskyj hat sich entschieden, dass er kämpfen will“, so der ehemalige Präsident. Die Ukraine verteidigt sich seit fast drei Jahren mit westlicher Unterstützung gegen die russischen Angriffe.

Trump wies darauf hin, dass Russland 30.000 Panzer hatte, während Selenskyj keine besaß. Doch die USA und ihre Verbündeten hätten begonnen, immer mehr Waffen zu liefern, und die Ukrainer hätten den Mut gehabt, diese zu nutzen.

Selenskyj begrüßt Trumps Vorschlag, den Ölpreis drastisch zu senken

Im Wahlkampf hatte Trump versprochen, den Krieg innerhalb von 24 Stunden zu beenden, ohne jedoch konkret zu erklären, wie er dies erreichen würde. In dem Interview wiederholte er, dass der Krieg enden müsse und drohte Russland erneut mit Sanktionen und Zöllen. „Selenskyj ist bereit für ein Abkommen. Er hat genug.“

Selenskyj zeigte sich inzwischen offen für Trumps Vorschlag, den Krieg durch eine drastische Senkung des Ölpreises zu beenden. In seiner abendlichen Videobotschaft erklärte er, dass der Ölpreis nach wie vor ein Schlüsselthema für den Frieden sei. Es sei entscheidend, den Druck auf Russland aufrechtzuerhalten, da das Land versuche, die Aggression fortzusetzen.

Trump: "Wenn der Ölpreis fällt, wird der russisch-ukrainische Krieg sofort aufhören“

Trump hatte zuvor erklärt, dass er mit der OPEC und Saudi-Arabien Gespräche führen wolle, um den Ölpreis zu senken. „Wenn der Preis fällt, wird der russisch-ukrainische Krieg sofort aufhören“, so Trump bei einer Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Der hohe Ölpreis ermögliche es Russland derzeit, den Krieg fortzusetzen, fügte er hinzu.

Russland finanziert seinen Krieg unter anderem durch den Verkauf von Öl an Indien und China. Die bisherigen westlichen Maßnahmen, wie ein Öl-Embargo der USA und ein Preisdeckel der EU, haben nicht den erhofften Erfolg gebracht, Moskaus wichtigste Finanzierungsquelle für den Krieg auszutrocknen.

„Man muss den Preis senken, so kann man den Krieg beenden“, betonte Trump. Er hatte zuvor auch vorgeschlagen, die Ölproduktion in den USA deutlich zu steigern, um das Angebot auf dem Weltmarkt zu erhöhen und so die Preise zu senken.

Bisher kein Gespräch zwischen Trump und Putin geplant

Trump erklärte mehrfach, dass er bereit sei, bald mit Putin über das Ende des Krieges zu sprechen. Bisher hat er jedoch keine konkrete Strategie für den Frieden in dem komplexen Konflikt vorgestellt. Putin hatte seinerseits Bereitschaft zu einem Dialog und möglichen Kompromissen signalisiert. Laut Kreml sind jedoch bislang weder ein Telefonat noch ein Treffen zwischen Trump und Putin geplant.

Der Leiter der ukrainischen Präsidialverwaltung, Andrij Jermak, unterstützte Trumps Wunsch, den Ölpreis zu senken. „Dadurch würde Russlands Fähigkeit, den Krieg zu finanzieren, zusammenbrechen“, erklärte er auf Telegram. Das Ziel müsse es sein, den Ölpreis auf 30 US-Dollar pro Barrel zu drücken. Ein solcher drastischer Preissturz sei auch der Weg zu „globaler Sicherheit“, so Jermak. Aktuell liegt der Preis für ein Barrel US-Öl bei über 74 Dollar, für OPEC-Öl bei mehr als 80 Dollar.

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