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Mittelstand: Sprachbarriere Englisch - Deutsche Unternehmen verlieren den Anschluss

Ohne eine gemeinsame Sprache kann man nicht zusammenarbeiten. Deren Fehlen wird rasch zum Problem, wenn Unternehmen grenzüberschreitend fusionieren, internationale Märkte erschließen oder englischsprachige Mitarbeiter einstellen wollen. Für deutsche KMU sind mangelnde Englischkenntnisse sogar ein Haupthindernis. Englisch als Firmensprache – what’s the problem?
31.01.2025 08:01
Lesezeit: 3 min
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Mittelstand: Sprachbarriere Englisch - Deutsche Unternehmen verlieren den Anschluss
„Die Zahlen sind für ein Exportland alarmierend“, sagt Christoph Bischoff, CEO von HR WORKS. „Zwei Drittel der Unternehmen sehen in mangelnden Englischkenntnissen ein wesentliches Hindernis für ihre Wettbewerbsfähigkeit.“ (Foto: iStock.com/Ildo Frazao) Foto: Ildo Frazao

Mit guten Englischkenntnissen kommt man heutzutage weit – von einer internationalen Karriere bis zu einer globalen, verbundenen Zukunft. In jedem Land sind sie zugleich ein wichtiger Faktor, um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunftsaussichten zu beurteilen. Warum Englisch als Firmensprache auch für den Mittelstand immer existenzieller wird.

Internationaler Wettbewerb: Englisch als Weltsprache

Die englische Sprache wird auch für deutsche Unternehmen immer wichtiger. Doch noch ist für viele Mitarbeiter die Hürde „Englisch als Firmensprache“ hoch – und das auf allen Hierarchieebenen. Deutsche kleine und mittlere Unternehmen (KMU) drohen sogar aufgrund fehlender Englischkenntnisse im internationalen Wettbewerb zurückzufallen.

Sprachbarriere Englisch: Deutscher Mittelstand verliert den Anschluss

Eine aktuelle Umfrage des Softwareanbieters HR WORKS unter 200 Entscheidern im KMU-Bereich zeigt:

  • In 38 Prozent der Unternehmen wird im Arbeitsalltag überhaupt kein Englisch gesprochen.
  • Dies ist besonders kritisch, da 74 Prozent der Befragten mangelnde Englischkenntnisse als Hindernis für die Arbeit in internationalen Teams ansehen.
  • 65 Prozent erkennen: Fehlende Englisch-Kompetenzen gefährden Wettbewerbsfähigkeit

KMU: Warnsignale deutlich erkennbar

Die sogenannte ELAN-Studie der EU-Kommission hat bereits 2006 gezeigt, dass europäischen KMU aufgrund mangelnder Fremdsprachenkenntnisse wichtige Exportgeschäfte entgehen. Heute sind die Rahmenbedingungen durch die fortschreitende Digitalisierung und Globalisierung noch anspruchsvoller: Während die Anforderungen an Sprachkompetenzen durch internationale Teams, globale Lieferketten und weltweite Kundenbeziehungen stetig steigen, hinkt Deutschland im weltweiten Vergleich hinterher.

Im aktuellen EF English Proficiency Index 2024 belegt die Bundesrepublik nur Platz 10 - deutlich hinter europäischen Nachbarn wie den Niederlanden, Dänemark oder Österreich. Auch die Selbsteinschätzung der Deutschen zeichnet ein ernüchterndes Bild: Laut Statista schätzten 2023 nur 12,31 Millionen Deutsche ihre Englischkenntnisse als sehr gut ein, während 34,59 Millionen sich selbst geringe oder gar keine Kenntnisse bescheinigten.

Unternehmen erkennen Probleme, handeln aber zu wenig

„Die Zahlen sind für ein Exportland alarmierend“, sagt Christoph Bischoff, CEO von HR WORKS. „Zwei Drittel der befragten Unternehmen sehen in mangelnden Englischkenntnissen ein wesentliches Hindernis für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Trotzdem bieten nur 42 Prozent Sprachkurse an oder fördern diese. Diese Lücke zwischen Wissen und Handeln muss der Mittelstand dringend schließen.“

Digitalisierung erhöht den Handlungsdruck

Die zunehmende Digitalisierung verschärfe die Situation zusätzlich. „In einer vernetzten Wirtschaft ist Englisch längst keine Fremdsprache mehr, sondern eine Grundkompetenz“, betont Bischoff. „Wer heute international erfolgreich sein will, muss seinen Mitarbeitern die Möglichkeit geben, diese Kompetenz aufzubauen und zu pflegen. Das gilt besonders für KMU, die oft in hoch spezialisierten Nischen weltweit tätig sind.“

Widerstände in Unternehmen überwinden

Bemerkenswert auch: 43 Prozent der Unternehmen würden Englisch gerne als teilweise oder vollständige Arbeitssprache einführen, stoßen aber auf Widerstände. „Diese Zurückhaltung dürfen wir uns als Wirtschaftsstandort nicht länger leisten“, warnt Bischoff. „Der internationale Wettbewerb wartet nicht darauf, dass wir besser Englisch sprechen. Die Unternehmen müssen jetzt handeln und ihre Mitarbeiter bei der Überwindung von Sprachbarrieren unterstützen.“

Offen für englischsprachige Bewerber sein

Das seit November 2023 in Kraft getretene Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert Ausländern, die Arbeitssuche in Deutschland und unter anderem durch eine schnellere Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Von den Unternehmen werde erwartet, „dass sie offen für englischsprachige Bewerber sind“, sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai im Februar 2023.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat ein Jahr nach dem Inkrafttreten der ersten Stufe des Gesetzes nun eine vorläufige Bilanz gezogen. Kurz gesagt, fällt sie durchwachsen aus. „Für eine vollständige Bilanz ist es noch zu früh, dennoch sind positive Impulse erkennbar“, erklärte Vanessa Ahuja, Vorständin Leistungen und Internationales der Bundesagentur für Arbeit. „Die Beratungen von zuwanderungsinteressierten Menschen im Ausland und die ordnungspolitischen Arbeitsmarktzulassungen sind auf neue Rekordwerte gestiegen. Deutschland wird für ausländische Fachkräfte interessanter.“

Tatsächlich ist die Zahl der Beratungen von im Ausland lebenden Fach- und Arbeitskräften binnen eines Jahres um 68.000 auf 233.000 im Jahr 2023 angestiegen. Aus der Begründung des Gesetzes und der Verordnung zur Fachkräfteeinwanderung wird langfristig eine jährliche Zuwanderungssteigerung von circa 130.000 Aufenthaltstiteln erwartet.

 

 

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Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

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