Wirtschaft

EU will Lieferkettengesetz aufweichen: Was das für Unternehmen bedeutet

Die EU will auf Druck aus der Wirtschaft die Berichtspflichten für Unternehmen lockern und das bestehende Lieferkettengesetz aufweichen und verschieben. Somit soll Bürokratie abgebaut und kleine sowie mittlere Unternehmen entlastet werden. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger begrüßte den Schritt.
14.04.2025 11:03
Lesezeit: 2 min

Weniger Unternehmen in der EU sollen künftig verpflichtet sein, über die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft zu berichten und das sogenannte Lieferkettengesetz einzuhalten. Die EU kommt damit Forderungen der Wirtschaft nach, die seit langem über zu hohe bürokratische Auflagen klagt. Außerdem soll das rechtlich bindende Wirtschaftsgesetz um ein Jahr verschoben werden, wie die Europäische Kommission am Mittwoch bekanntgab.

EU-Lieferkettengesetz soll erst 2028 vollumfänglich an den Start gehen

Das Europäische Parlament hat den Weg für eine Verschiebung des europäischen Lieferkettengesetzes freigemacht. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte in Straßburg dafür, dass erste Regelungen des Vorhabens ein Jahr später in Kraft treten sollen. Den Aufschub bist zum 26. Juli 2028 hatte die EU-Kommission vorgeschlagen. Ein weiteres Jahr später, im Jahr 2029, soll die Regelung dann vollständig in Kraft treten. Zudem soll die Zahl der derzeit betroffenen Unternehmen gekürzt werden.

Eigentlich wollte die EU mit dem Lieferkettengesetz Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten ab Mitte des kommenden Jahres für Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung in ihren Lieferketten in die Pflicht nehmen. Durch die nun geplante Änderung würden 80 Prozent der ursprünglich erfassten Unternehmen, rund 40.000 Betriebe, bis auf Weiteres von der Regelung ausgenommen, so die EU-Kommission. Betroffenen Firmen sollen obendrauf nicht mehr in ihrer gesamten Lieferkette die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards sicherstellen müssen, sondern nur noch bei ihren direkten Zulieferern.

EU will vor allem KMU entlasten

Mit dieser Lockerung der CSRD-Richtlinie will die Kommission vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) entlasten und Bürokratie abbauen. Zudem sollen betroffene Betriebe ihre Berichte erst zwei Jahre später als ursprünglich vorgesehen abgeben.

Das Vorhaben soll Europas Industrie wettbewerbsfähiger machen, da sie bereits mit hohen Energiepreisen und strengen Vorgaben kämpft. Auch aus der Bundesregierung gab es zuvor Forderungen nach einer Lockerung der Regelungen. Neben der Nachhaltigkeitsberichterstattung plant die Kommission zudem Anpassungen am EU-Lieferkettengesetz und den Vorschriften für nachhaltige Investitionen. Bevor die Änderungen in Kraft treten, müssen die EU-Länder und das Europaparlament darüber beraten.

EU verschiebt Lieferkettengesetz - Wirtschaft zeigt sich erleichtert

Auf Unternehmensseite ist die Korrektur der EU in Sachen Lieferkettengesetz ein positives Signal: „Die Europäische Kommission macht ihre Ankündigungen zum Bürokratierückbau endlich wahr“, sagte etwa Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. Es sei der erste Schritt, unnötige Hürden aus dem Weg zu räumen, der Entlastungen vor allem für den Mittelstand und die Behörden verspreche. „Es ist nicht nachhaltig, Unternehmen mit telefonbuchdicken, überkomplexen Pflichten zu überfordern und Milliardenkosten zu verursachen,“ so Dulger.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis stabilisiert sich nach Korrektur – Anleger hoffen auf neue Aufwärtswelle
29.10.2025

Der Goldpreis schwankt heftig – zwischen Rekorden und Rücksetzern. Nach der jüngsten Korrektur hoffen Anleger nun auf eine neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Paketbranche bereitet sich auf starkes Weihnachtsgeschäft vor
29.10.2025

Die Paketbranche steht vor der größten Bewährungsprobe des Jahres: dem Weihnachtsgeschäft. Millionen Sendungen, volle Lager, steigende...

DWN
Politik
Politik Kritische Rohstoffe: Warum die EU im Wettlauf um seltene Erden gegen China und die USA verliert
29.10.2025

Seltene Erden und kritische Rohstoffe prägen die globale Wirtschaftspolitik. Während China und die USA ihre Interessen durchsetzen,...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn-Erhöhung: Bundesregierung beschließt Anhebung in zwei Stufen – wer zahlt und wer profitiert
29.10.2025

Der gesetzliche Mindestlohn steigt deutlich – doch was bedeutet das für Arbeitnehmer, Unternehmen und Preise? Die neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: KI-Gigant Nvidia vor Sprung über 5-Billionen-Dollar-Marke
29.10.2025

Die Nvidia-Aktie steht kurz davor, eine historische Marke zu überschreiten – und die Weltbörsen staunen. Doch was steckt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparplan? Deutsche sparen viel, aber oft ohne klare Strategie
29.10.2025

Die Deutschen lieben das Sparen, doch vielen fehlt ein klarer Sparplan oder Wissen über den Vermögensaufbau. Sicherheit steht meist über...

DWN
Finanzen
Finanzen Porsche-Aktie in der Analyse: Wenn der Mythos wankt und die Rendite schmilzt
29.10.2025

Porsche schreibt fast eine Milliarde Euro Verlust – und das mitten im Strukturwandel. Der Sportwagenhersteller kämpft mit schwachen...

DWN
Panorama
Panorama Digitale Krankmeldung und eAU: Rechte, Pflichten und Grenzen im Krankheitsfall
29.10.2025

Wer sich krankmeldet, steht oft vor Fragen: Wann muss ich Bescheid sagen? Was darf ich trotz Krankschreibung tun? Und welche Fehler können...