Wer kennt sie nicht, die fröhlichen Fotos voller freudestrahlender Manager, die ihre Arbeit lieben und für die eine 80-Stunden-Woche ein Klacks ist? Die Realität sieht anders aus. In Teil 2 zum Thema „Mental Health“ am Arbeitsplatz geht es um das – leider – häufigste Krankheitsbild dieser Problematik: den Burn-out. Wenn Sie wissen möchten, wie man psychische Erkrankungen der Mitarbeiter als Arbeitgeber erkennt und was man dagegen tun kann, empfehlen wir Ihnen Teil 1 dieser Serie. Hier geht um das diffuse Störungsbild Burn-out.
Burn-out: krank durch Stress im Job
Burn-out gilt als eine der häufigsten berufsbedingten psychischen Erkrankungen. Die Kombination aus chronischer Erschöpfung, innerer Distanz zur Arbeit und Leistungsabfall betrifft immer mehr Menschen – längst nicht mehr nur in sozialen Berufen. Doch wie erkennt man die Anzeichen, welche Präventionsmaßnahmen gibt es, und welche Rolle spielen Arbeitgeber in der Burn-out-Prävention?
Ein schleichender Prozess
Burn-out entwickelt sich meist über Monate oder Jahre. Betroffene starten oft hochmotiviert, setzen sich über ihre Belastungsgrenzen hinweg und geraten schließlich in einen Zustand völliger Erschöpfung. Laut Statistiken sind Frauen mit 5,2 Prozent häufiger betroffen als Männer (3,3 Prozent), was unter anderem an der doppelten Belastung durch Job und Care-Arbeit liegt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt drei zentrale Anzeichen für einen Burn-out:
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Tiefe Erschöpfung: Permanente Müdigkeit, emotionale Leere und eine anhaltende Antriebslosigkeit.
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Innere Distanz zur Arbeit: Der Job erscheint sinnlos, das Engagement schwindet, und Zynismus nimmt zu.
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Verringerte Leistungsfähigkeit: Aufgaben werden zur Herausforderung, Fehler häufen sich, und auch einfache Tätigkeiten im Alltag fühlen sich überwältigend an.
Verwandte Phänomene wie der Bore-out (Langeweile und Unterforderung) oder der Burn-on (chronischer Burn-out ohne Zusammenbruch) zeigen, dass es unterschiedliche Formen von arbeitsbedingtem Stress gibt.
Wege aus der Erschöpfung
Eine gezielte Behandlung kann den Weg zurück in ein gesundes Arbeitsleben ebnen. Experten empfehlen eine Kombination aus mehreren Maßnahmen:
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Auszeit nehmen: Je nach Schwere des Burn-outs kann eine Krankschreibung oder sogar eine längere Pause nötig sein.
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Wiedereinstieg oder Neuorientierung: Eine sanfte Rückkehr in den Job oder ein Wechsel in ein anderes Berufsfeld kann hilfreich sein.
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Einstellung überdenken: Burn-out kann Anlass sein, Prioritäten zu reflektieren und eine bessere Work-Life-Balance anzustreben.
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Therapie und Medikamente: Psychotherapie oder – in schweren Fällen – Medikamente können die Heilung unterstützen.
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Austausch mit anderen Betroffenen: Gruppentherapien helfen, sich weniger allein zu fühlen und neue Strategien zu entwickeln.
Hilfe von Außen und gesetzliche Fürsorgepflicht
Um für bessere psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu sorgen, unterstützen die Krankenkassen daher Firmen in gemeinsamen regionalen Koordinierungsstellen zur betrieblichen Gesundheitsförderung.
Das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet Unternehmen seit 2013, die psychische Belastung am Arbeitsplatz im Rahmen der „Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung“ zu untersuchen. Ziel ist es, arbeitsbedingten psychischen Belastungen vorzubeugen.
Diese Fürsorgepflicht gilt unabhängig von der Unternehmensgröße und ist in § 5 ArbSchG verankert. Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, Arbeitsbereiche, interne Strukturen und Prozesse kritisch zu prüfen. Falls erforderlich, müssen sie geeignete Maßnahmen zur Prävention von Burn-out und anderen psychischen Belastungen entwickeln und dokumentieren.
Das Problem liegt in der ungenauen rechtlichen Ausgestaltung: Konkrete Vorgaben zur Durchführung fehlen. Das führt bei vielen Arbeitgebern zu Unsicherheit. Allerdings können auch externe Fachleute mit der Beurteilung beauftragt werden.
Ein komplexes Thema ohne einfache Lösungen
Natürlich kann dieser Artikel nur einen groben Überblick über das Thema geben. Burn-out ist eine vielschichtige Problematik, die stark von individuellen Faktoren abhängt. Jeder Mensch hat unterschiedliche Belastungsgrenzen, persönliche Stressoren und Bewältigungsstrategien. Dieses „Phänomen“, wie viele es noch immer sehen, ist weder ein Trend noch eine Modeerscheinung. Verstehen kann das jedoch nur jemand, der dies selbst ansehen musste oder gar selbst erlebt hat. Die Symptome sind eine wahre Zerreißprobe für jede Art von Beziehung – und was für den einen funktioniert, hilft dem anderen vielleicht nicht. Umso wichtiger ist es, sich selbst nicht zu vernachlässigen, Warnsignale ernst zu nehmen und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Denn letztendlich geht es nicht nur um die Arbeit – sondern um die eigene Lebensqualität.