Politik

Scharfe Kritik an UN-Posten für Baerbock - Heusgen: "Ist das feministische Außenpolitik?"

Annalena Baerbock soll einen wichtigen UN-Posten in New York bekommen. Es gibt Kritik, zum Beispiel vom früheren Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz. Der hält die Außenministerin für eine zu „polarisierende Politikerin“, die sich bisher noch keine diplomatischen Sporen verdient hätte. Anders die eigentlich für die Stelle geplante Top-Diplomatin Helga Schmid. Die Bundesregierung verteidigt die Personalie.
19.03.2025 15:42
Aktualisiert: 19.03.2025 15:42
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Bundesregierung hat die Entscheidung verteidigt, Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) für den Vorsitz der UN-Generalversammlung zu nominieren – trotz deutlicher Kritik. Regierungssprecher Steffen Hebestreit betonte in Berlin, Baerbock sei „hoch qualifiziert für diesen Job“ und genieße hohe Anerkennung. Die Nominierung sei im Kabinett beschlossen worden – „auch im Einvernehmen mit der künftigen potenziellen Bundesregierung“.

Für Diskussionen sorgt insbesondere der Umstand, dass ursprünglich die erfahrene Diplomatin Helga Schmid für das Amt vorgesehen war. Der frühere Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, übte scharfe Kritik an der Entscheidung. „Es ist eine Unverschämtheit, die beste und international erfahrenste deutsche Diplomatin durch ein Auslaufmodell zu ersetzen“, sagte er dem Tagesspiegel. Gegenüber der Rheinischen Post äußerte er zudem, die Nominierung werfe ein schlechtes Licht auf die deutsche Außenpolitik.

Heusgen: Baerbock ist ein "Auslaufmodell"

Heusgen kommentierte die Personalentscheidung mit den Worten „Aktion Abendrot“ und verwies auf Schmids Verdienste. „Helga Schmid war Büroleiterin von Joschka Fischer, Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes, die das Iranische Nuklearabkommen verhandelt hat und dann Generalsekretärin der OSZE, die sie vor dem Auseinanderfallen geschützt hat“, erklärte er gegenüber dem Tagesspiegel. „Ist das feministische Außenpolitik?“

Auch in der Rheinischen Post (RP) äußerte sich Heusgen kritisch und bezeichnete Baerbock als „polarisierende Politikerin, die sich mehr durch markige Presseerklärungen profiliert hat als durch hartnäckige Kärrnerarbeit“. Das Auswärtige Amt verteidigte die Nominierung hingegen als ein Zeichen für Deutschlands Engagement innerhalb der Vereinten Nationen. Ein Ministeriumssprecher betonte, die Kandidatur auf hoher politischer Ebene unterstreiche Deutschlands Bereitschaft, Verantwortung in herausfordernden Zeiten zu übernehmen.

Gleichzeitig würdigte das Ministerium Helga Schmids Kompetenz und Einfluss. Sie werde als stellvertretende Präsidentin des Stiftungsrats der Münchner Sicherheitskonferenz gemeinsam mit Wolfgang Ischinger die operativen Geschäfte leiten, bis der zukünftige Konferenzvorsitzende, Ex-NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, sein Amt antrete. Zudem übernahm Schmid im Dezember 2024 die Leitung eines Fachforums zur Nahost-Politik innerhalb der Münchner Sicherheitskonferenz („Middle East Consultation Group“).

Baerbocks Amtsantritt im September geplant

Baerbock soll voraussichtlich im Juni gewählt werden und ihre einjährige Amtszeit im September antreten. Aufgrund interner Absprachen bei den Vereinten Nationen gilt ihre Wahl als Formsache. Anfang März hatte Baerbock erklärt, dass sie aus persönlichen Gründen keine Führungsposition in der künftigen Grünen-Bundestagsfraktion übernehmen werde. Sie galt zuvor als mögliche Co-Fraktionschefin. „Nach Jahren auf Highspeed“ habe sie sich einige Tage Zeit genommen, um über die Auswirkungen dieser Entscheidung auf ihre Familie nachzudenken, schrieb sie damals an die Grünen-Bundestagsfraktion und ihren Landesverband in Brandenburg. Baerbock war 2021 die erste Kanzlerkandidatin der Grünen bei einer Bundestagswahl.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektromobilität stärken: Bundesregierung plant Verlängerung der Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge
08.10.2025

Die deutsche Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Steigende Anforderungen an Klimaschutz, die Transformation hin zur...

DWN
Politik
Politik Von der Leyen wirft Russland hybriden Krieg gegen EU vor
08.10.2025

Plant Russland einen Angriff auf die EU? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht schon jetzt Zeichen für einen Krieg – und...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Rentenversicherung wird für Gutverdiener teurer
08.10.2025

Erwerbstätige mit höheren Einkommen müssen sich darauf einstellen, im kommenden Jahr mehr für die Renten- und Krankenversicherung zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrieproduktion sinkt erneut deutlich - Einbruch in der Autobranche
08.10.2025

Die deutschen Unternehmen drosseln ihre Produktion stärker als erwartet. Vor allem eine Branche verbucht ein sattes Minus. Hat das...

DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Boom vorbei - weniger Fahrgäste im Nahverkehr als vor Corona
08.10.2025

Das Deutschlandticket hat viele in Busse und Bahnen gelockt, doch der Boom ist vorbei. Fahrgastverbände und Verbraucherschützer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Pflichttermin zum Strategiewerkzeug: Jahresgespräche im Wandel
08.10.2025

Was lange als lästige Pflicht galt, entwickelt sich zum strategischen Machtfaktor: Jahresgespräche sollen nicht mehr nur Protokoll...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU kämpft mit Umweltabgaben und Wettbewerbsdruck in der Düngemittelindustrie
08.10.2025

Die europäische Düngemittelindustrie steht unter erheblichem Druck. Hohe Produktionskosten, steigende Emissionsabgaben und der wachsende...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis klettert über 3.450 Euro: Zahl neuer Goldkäufer in Deutschland vervierfacht sich
08.10.2025

Der Goldpreis erreicht ein Rekordhoch nach dem anderen, auch in Euro, trotz ruhiger Märkte. Auch immer mehr Anleger in Deutschland...