Panorama

Fast 100 Brauereien weniger in Deutschland als vor der Pandemie

Die Zahl der Brauereien in Deutschland ist rückläufig. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre sank sie um 93 auf nunmehr 1.459, wie der Deutsche Brauer-Bund (DBB) unter Berufung auf vorläufige Daten des Statistischen Bundesamts berichtet. Damit endete ein langjähriger Aufwärtstrend, der maßgeblich durch den Craftbier-Boom und die damit verbundene Welle an Neugründungen geprägt war.
22.03.2025 09:51
Lesezeit: 2 min
Fast 100 Brauereien weniger in Deutschland als vor der Pandemie
Leere Bierflaschen verschiedener Marken stehen in einer Flaschenreinigungsanlage (Foto: dpa). Foto: Christian Charisius

Nicht nur junge Brauereien betroffen

Von der Entwicklung sind auch zahlreiche Traditionsbetriebe betroffen: "Unter den Schließungen befinden sich etwa gleich viele Neugründungen wie alteingesessene Familienunternehmen", erläutert DBB-Präsident Christian Weber. Zugleich seien Neugründungen, die diese Lücken schließen könnten, mittlerweile eine Seltenheit. "Existenzgründern fehlt - wie vielen anderen Wirtschaftsbereichen - die nötige Planungssicherheit."

In absoluten Zahlen verzeichnet Bayern mit einem Rückgang von 50 Braustätten die größten Verluste. Dennoch bleibt der Freistaat mit aktuell 598 Brauereien unangefochten an der Spitze. Prozentual betrachtet liegt der Rückgang dort mit 8 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt von 6 Prozent. Dahinter folgen Nordrhein-Westfalen mit 24 weniger und Hessen mit einem Minus von 14 Brauereien. Aufgrund der geringeren Gesamtzahl an Brauereien in diesen Regionen fallen die relativen Verluste mit 15 beziehungsweise 16 Prozent jedoch noch deutlicher aus.

Wirtschaftliche Herausforderungen wachsen

Weber nennt eine Vielzahl von Gründen für die negative Entwicklung: "Zunächst kam die Corona-Krise, dann stiegen die Energiepreise drastisch an. Besonders für kleinere Betriebe führte das zu enormen finanziellen Belastungen. Nun kommt zusätzlich die allgemeine Konsumzurückhaltung hinzu. Gegenüber großen Lebensmittelkonzernen können viele Brauereien die Preise, die sie eigentlich bräuchten, kaum durchsetzen. Dies führt für einige zu einer wirtschaftlichen Sackgasse", erklärt er. "Wenn die Kapitalreserven aufgebraucht sind, bleibt oft nur noch die Schließung als letzter Ausweg. Besonders schmerzhaft ist das für Betriebe, die seit drei, vier oder sogar sieben Generationen existieren."

Hinzu kommt, dass in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen erforderlich sind, um spätestens bis 2045 klimaneutral zu werden. "Wer eine Brauerei von Gas auf Strom umstellt, muss rund 80 Prozent der Anlagen erneuern – und einige der dafür nötigen Technologien gibt es noch nicht einmal", sagt Weber. "Diese Ungewissheit beeinflusst bereits jetzt die Entscheidung vieler Betriebe über ihre Zukunft. Ob die Strompreise stabil bleiben und wie sie sich entwickeln, könnte sich als Schlüsselfrage für die gesamte deutsche Brauereibranche erweisen."

Energiepreise als entscheidender Faktor

Die Kosten für Energie sind für Brauereien ein zentraler Faktor. Laut DBB entfallen bei modernen Großbrauereien 10 bis 15 Prozent der Produktionskosten auf Energie. In kleinen und mittelständischen Betrieben liegt dieser Anteil eher bei 20 Prozent, bei sehr traditionellen Brauereien teilweise noch darüber. Vor allem das Brauen selbst, die anschließende Abkühlung sowie die Reinigung der Mehrwegflaschen verursachen hohe Energiekosten.

"Unser dringender Appell an die kommende Regierung: Es braucht bezahlbare Energie und verlässliche Rahmenbedingungen", fordert Weber. Dies sei aus seiner Sicht auch eine wesentliche Voraussetzung für neue Gründungen. In den vergangenen fünf Jahren gab es dennoch vereinzelt positive Entwicklungen. Fünf Bundesländer verzeichnen leichte Zuwächse bei der Zahl der Brauereien. Besonders in Sachsen gab es mit einem Anstieg um 7 auf 84 Betriebe ein leichtes Wachstum. In Thüringen stieg die Zahl um 4 auf 47.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zwang zur Kontoerstellung kostet Online-Shops Kunden - was erfolgreiche Unternehmen besser machen
24.05.2025

Eine Kontoerstellung vor dem Kauf schreckt Kunden ab und führt zu Kaufabbrüchen. Über 50 Prozent der Online-Shops verlieren so Umsatz....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Auto-Offensive scheitert an Deutschland – Misstrauen schlägt Billigpreis
24.05.2025

Trotz Hightech und Kampfpreisen bleiben Chinas Autobauer in Deutschland Ladenhüter. Händler fürchten Pleiten, Kunden trauen den Marken...

DWN
Panorama
Panorama Pandemievertrag: Wie die WHO besser auf Gesundheitskrisen reagieren will
24.05.2025

Der neue Pandemievertrag soll globale Gesundheitskrisen künftig besser eindämmen. Doch wie wirksam ist er wirklich – und was steht noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Handelschaos ist Europas Chance – wer jetzt schnell handelt, gewinnt
24.05.2025

Während Trump mit Strafzöllen die Welt verunsichert, bietet Europa plötzlich das, was vielen fehlt: Stabilität. Für clevere...

DWN
Politik
Politik Messerangriff in Hamburg: Mehrere Schwerverletzte am Hamburger Hauptbahnhof
23.05.2025

Bei einem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof werden mehrere Menschen schwer verletzt. Eine Frau wird festgenommen. Befand sie sich in...

DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
23.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wegzugsbesteuerung für deutsche Fondsanleger? Neues Hindernis gegen die Abwanderung ins Ausland beschlossen
23.05.2025

Eine geplante Wegzugsbesteuerung bei Investmentfonds soll zunehmende Abwanderung von Geld und Fachkräften aus Deutschland stoppen! Wie die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Plankenhorn GmbH Maschinenbau: Ein Mittelständler zeigt, wie Digitalisierung den Erfolg antreibt
23.05.2025

Kleine und mittelständische Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, ihre Wettbewerbsfähigkeit im digitalen Zeitalter zu...