Wirtschaft

EU vor Herausforderungen: Handelskriege könnten die Wirtschaft belasten – der Ausweg heißt Binnenmarkt

Die protektionistischen Maßnahmen der USA und mögliche Handelskonflikte belasten die EU-Wirtschaft. Experten wie Mario Draghi fordern einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel hin zu mehr inländischer Nachfrage und Investitionen. Zinssenkungen, öffentliche Investitionen und eine bessere Abstimmung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern könnten helfen, eine Rezession zu vermeiden.
31.03.2025 16:45
Lesezeit: 2 min
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Die aktuellen Entwicklungen auf den Finanzmärkten verdeutlichen die wachsenden Sorgen über die globale Wirtschaftslage. Der zunehmend protektionistische Kurs der US-amerikanischen Regierung und die drohende Eskalation in den Handelsbeziehungen werfen auch auf die Europäische Union dunkle Schatten. Vor allem die Frage der Zölle und der Handelskriege dominiert die Diskussionen. Die Unsicherheit in den USA hat sich durch enttäuschende Wirtschaftszahlen, insbesondere im Konsumbereich, weiter verschärft. Die jüngsten Prognosen des US-amerikanischen Federal Reserve Bank of Atlanta legen nahe, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal 2025 geschrumpft sein könnte, was die Ängste vor einer Rezession weiter anheizt.

Doch für die EU könnte die Situation anders aussehen. Während ein Teil des Exports, insbesondere in die USA, ausbleiben könnte, sind die internen Märkte der Union stark genug, um diese Lücken zu füllen. Die Nachfrage innerhalb der EU könnte die abfließenden Exportgüter aufnehmen, vorausgesetzt, es gelingt, die inländische Nachfrage durch gezielte Maßnahmen zu stärken. Eine Senkung der Zinssätze und eine Steigerung öffentlicher Investitionen könnten entscheidend sein, um diese Entwicklung zu fördern – wobei die Zinssenkungen relativ schnell und effektiv umgesetzt werden können.

Europas Wirtschaft: Ein Überschuss, der nicht mehr notwendig ist

Ein zentrales wirtschaftliches Problem der EU ist das hohe Niveau der Ersparnisse im Vergleich zu den Investitionen. Dies spiegelt sich insbesondere in der hohen Leistungsbilanzüberschuss der Union wider, die im letzten Quartal 2024 beinahe 3 Prozent des BIP betrug – ein Niveau, das an Rekordwerte heranreicht. Diese Situation ist eine Erbschaft der Schuldenkrise von 2012 und resultiert aus dem jahrelangen Prozess der Entschuldung und der Niedrigzinspolitik, die zur Auslagerung der Produktion und dem Aufbau von Überschüssen im Außenhandel geführt hat.

Doch heute ist dieser Überschuss aus makroökonomischer Sicht nicht mehr notwendig. Die strukturellen Schwächen, die zu dieser hohen Sparquote geführt haben, sollten nun aufgelöst werden. Ein stärkerer Fokus auf die inländische Nachfrage, sowohl durch höhere Investitionen als auch durch eine Wiederbelebung des Konsums, könnte langfristig das Wachstum fördern und die Risiken einer Rezession verringern.

Der Weg zu mehr inländischer Nachfrage: Draghi fordert einen Kurswechsel

Mario Draghi, ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank, hat in einer Rede im Dezember 2024 in Paris darauf hingewiesen, dass das bisherige wirtschaftliche Modell der Eurozone, das stark auf Export und Kapitalexport ausgerichtet war, zunehmend seine Wirksamkeit verliert. Dies sei vor allem auf die stagnierenden Löhne und die Ungleichgewichte in der Wirtschaftsstruktur zurückzuführen. Draghi forderte eine grundlegende Neuausrichtung der Wirtschaftsstrategie der Eurozone – hin zu mehr Investitionen in die inländische Nachfrage.

Ein Kurswechsel in der Geldpolitik ist hierfür entscheidend. Die Europäische Zentralbank muss dringend eine Strategie zur Senkung der Zinssätze verfolgen, um Investitionen und Konsum zu stimulieren. Zudem müssen Unternehmen stärker in Forschung und Entwicklung investieren, anstatt sich nur auf kurzfristige Kostensenkungen und Umweltfragen zu konzentrieren. Ein zukunftsfähiger Ansatz muss auch die Förderung von Innovation und Beschäftigung in den Mittelpunkt rücken.

Koordination zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern als Schlüssel

Die Inflationsdynamik, die sich in den letzten Jahren verstärkt hat, muss durch eine bessere Koordination zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern abgemildert werden. In vielen europäischen Ländern, in denen soziale Verhandlungen gut etabliert sind, könnte diese Koordination dazu beitragen, die Preissteigerungen zu begrenzen und gleichzeitig die Kaufkraft der Verbraucher zu erhöhen.

Die EU hat das Potenzial, einer Rezession durch gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen zu entkommen. Es bedarf jedoch eines klaren Umdenkens: Die bisherigen Maßnahmen zur Stabilisierung des Außenhandels müssen nun durch eine Stärkung der internen Wirtschaftsströme ergänzt werden. So könnte Europa trotz der globalen Unsicherheiten gestärkt aus der Krise hervorgehen.

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