Finanzen

Größere Abwärtsspirale? Trumps Zölle setzen Aktienmärkten weltweit zu

Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, drastische Zölle auf Importe aus den größten Handelspartnern der USA zu erheben, hat die weltweiten Aktienmärkte schnell und teilweise heftig getroffen.
09.04.2025 10:39
Aktualisiert: 09.04.2025 13:13
Lesezeit: 2 min
Größere Abwärtsspirale? Trumps Zölle setzen Aktienmärkten weltweit zu
Die Abwärtsspirale auf Trumps Ankündigung auf Zölle von mindestens 10 Prozent ließ nicht lange auf sich warten. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

Aktienmärkte: Die Auswirkungen der Zollankündigung waren sofort spürbar

Zunächst schien es, als ob die schlimmsten Befürchtungen an der Wall Street unbegründet wären, was zu einem kurzfristigen Erholungsanstieg führte. Doch die Realität setzte ein, als Trump in einer Ansprache im Rosengarten des Weißen Hauses seine geplanten Zölle von mindestens 10 Prozent auf alle Exporteure in die USA vorstellte und zusätzliche Zölle auf rund 60 Länder mit den größten Handelsungleichgewichten mit den USA ankündigte. Die Märkte reagierten umgehend.

US-Aktien-Futures fielen um bis zu 4 Prozent, da die Anleger mit negativen Folgen für Unternehmensgewinne rechneten. Auch der Dollar erlebte einen der größten Rückgänge seit einem Monat, während die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen auf den tiefsten Stand seit Oktober sanken. Gold erreichte ein Rekordhoch, und der japanische Yen, als traditioneller sicherer Hafen, legte ebenfalls kräftig zu.

Die Zölle auf eine Vielzahl von Importen, die von Trumps Administration als Teil eines umfassenderen Plans zur Neugestaltung des globalen Handels eingeführt werden, treffen vor allem große Handelspartner wie China und die Europäische Union. „Es ist aggressiver, als viele erwartet haben“, sagte Brad Bechtel, Leiter der Devisenabteilung bei Jefferies Financial Group. „Das ist eine größere Abwärtsspirale für die restliche Welt.“

Was will Trump erreichen?

Trump verfolgt mit diesen Maßnahmen das Ziel, die industrielle Produktion in den USA anzukurbeln und die Abwanderung von Arbeitsplätzen ins Ausland zu stoppen. Doch die Märkte befürchten, dass diese Politik die Weltwirtschaft destabilisieren, die Inflation anheizen und das Wachstum in den USA bremsen könnte.

In den vergangenen Wochen haben sich immer wieder Ängste über die Folgen von Trumps Handelspolitik breitgemacht, was die US-Aktienmärkte belastete und die Risikoprämien für Unternehmensanleihen steigen ließ. Die jüngste Entscheidung, die Zölle zu erhöhen, hat diese Ängste weiter verstärkt.

Während es vereinzelt Erholungen gab, als Händler hofften, dass Trump nicht alle angekündigten Maßnahmen umsetzen würde, verflog diese Hoffnung schnell. Trump ließ keine Zweifel daran, dass er mit der Einführung von Zöllen auf eine Vielzahl von Produkten ernst machte. Marko Papic, Chefstratege bei BCA Research, erklärte: „Es ist eindeutig noch weiteres Abwärtspotenzial vorhanden. Der US-Aktienmarkt könnte möglicherweise noch einmal um 10 Prozent fallen.“ Die Zölle zwingen Investoren, die komplexen Auswirkungen auf die Wirtschaft zu berücksichtigen. Ein wichtiger Faktor wird dabei sein, wie andere Länder reagieren und inwieweit US-Unternehmen die höheren Kosten auf die Verbraucher abwälzen können.

Trump selbst betonte, dass die Zölle Teil eines langfristigen Plans seien, die Produktion in den USA zurückzuholen und das Budgetdefizit zu verringern. Doch die Zunahme der Importkosten hat Bedenken ausgelöst, dass dies zu einer erhöhten Inflation führen könnte, was die Federal Reserve daran hindern würde, die Zinsen im Falle einer wirtschaftlichen Schwäche deutlich zu senken.

„Dies ist negativ für das Risiko“, sagte Priya Misra, Portfoliomanagerin bei JPMorgan Asset Management. „Was er angekündigt hat, ist stagflationär, und die Unsicherheit wird weiterhin hoch bleiben.“

Was müssen Anleger jetzt erwarten?

Die Märkte sind derzeit von großer Unsicherheit geprägt, und viele Analysten erwarten, dass die Volatilität in den kommenden Wochen hoch bleiben wird. Experten warnen, dass die langfristigen Auswirkungen der Zölle auf die Weltwirtschaft noch schwer abzuschätzen sind. „Wir müssen den negativen Schock jetzt vollständig einpreisen“, sagte Ed Al-Hussainy, Zinsspezialist bei Columbia Threadneedle. „Am Ende des Tages ist dies eine Steuer – und die Frage, wer diese Steuer letztlich trägt, bleibt offen. Doch es ist klar, dass dies kurzfristig wachstumshemmend und inflationsfördernd wirkt.“

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle werden sich in den kommenden Monaten weiter zeigen. Ob die US-Wirtschaft und die globalen Märkte in der Lage sind, diese Herausforderungen zu bewältigen, bleibt abzuwarten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...