Unternehmensporträt

„We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation – und liefert ein Erfolgsmodell für den Mittelstand.
18.04.2025 16:45
Lesezeit: 3 min
„We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
Büromöbel: Nachhaltig, digital, made in Germany (Foto: Kloeber.com).

Handwerk, Hightech, Haltung – aus dem Süden

Wer glaubt, ergonomische Sitzlösungen enden beim klassischen Bürostuhl, kennt die Klöber GmbH noch nicht. Der baden-württembergische Büromöbel-Spezialist bringt seit über 80 Jahren Handwerkskunst, Design und Hightech zusammen – mit einem klaren Ziel: Sitzmöbel zu entwickeln, die nicht nur gesund, sondern auch stilvoll und nachhaltig sind.

„Jedes unserer Produkte folgt der Philosophie, Nachhaltigkeit und Innovation optimal zu verbinden“, betont Geschäftsführer Thomas Möller. Und das zeigt sich in den Produkten: Vom recycelten PET-Filz bis zur vollelektronischen Klimasitzlösung entstehen bei Klöber Lösungen, die neue Maßstäbe setzen – für moderne Arbeitswelten, in denen Komfort und Umweltverantwortung keine Gegensätze mehr sind.

Aus Haltung wird Haltung: Wie eine mutige Gründerin den Grundstein legte

Bei Klöber steht Haltung nicht nur für gesundes Sitzen, sondern auch für unternehmerische Überzeugung. Der Innovationsgeist hat hier Tradition – und begann mit einer Frau, die ihrer Zeit weit voraus war: Margarete Klöber, damals gerade 25 Jahre alt, gründete Mitte der 1930er-Jahre die „Gesundheitsstuhlfabrik“.

Sie erkannte früh, wie entscheidend ergonomisches Sitzen für Konzentration, Leistung und Gesundheit ist – lange bevor Begriffe wie „New Work“ oder „Workplace Wellbeing“ in Mode kamen. Mit Gespür für Markt, Kommunikation und Produktidee brachte sie den ergonomischen Stuhl Polstergleich erfolgreich auf den Markt und legte damit das Fundament für die Werte, die Klöber bis heute prägen.

Stark im Abschwung: Warum Klöber wächst, wenn andere verlieren

Was einst mit einer mutigen Idee begann, hat sich zu einer starken Marke im Mittelstand entwickelt. Mit beeindruckenden Zahlen: 2023 erzielte Klöber einen Umsatz von rund 22 Millionen Euro und verzeichnete ein Wachstum von 7,9-Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Dass Klöber wächst – und das in einem rückläufigen Markt – ist kein Zufall. Denn während viele Büromöbelhersteller unter dem Trend zum Homeoffice leiden, setzt Klöber auf neue Denkweisen, neue Produkte und auf eine digitale Strategie, die weit über Technik hinaus denkt.

Marketingchefin Martina Köppel nennt es „Out-of-the-Box“-Strategie: Zuhören, vorausschauen, gestalten. „Wir fragen uns nicht nur, was heute gebraucht wird – sondern auch, was unsere Arbeitswelt morgen verlangt.“

Digitale Transformation: Wie Klöber aus Marktveränderungen Innovationen schafft

Ein Ergebnis dieser Denkweise ist der Klimastuhl – eine Innovation, die eine Marktlücke schließt. Während Frauen im Büro häufig frieren und Männer eher schwitzen, sorgt der Klimastuhl für ein individuell regulierbares Mikroklima – mit elektronischer Heiz- und Kühlfunktion direkt im Sitz. So wird Komfort zum Wettbewerbsfaktor.

Doch Klöber denkt weiter: Klassische Drehstühle verlieren an Bedeutung, offene Zonen und flexible Arbeitsplätze nehmen zu. Das Unternehmen reagiert darauf mit Sitzlösungen, die sich an veränderte Nutzungsszenarien anpassen – technisch, funktional und gestalterisch. Dafür wurden gezielt Kompetenzen aufgebaut: Mit externer Expertise, internen Schulungen und einem Team, das von Anfang an mitentwickelt hat. Das Ergebnis ist ein digitales, marktorientiertes Produktportfolio, das nicht nur auf Veränderungen reagiert, sondern sie aktiv mitgestaltet.

Made in Owingen: Wie Klöber sich unabhängig macht

Klöber zeigt dabei, dass industrielle Fertigung in Deutschland sehr wohl noch funktionieren kann. Am Standort Owingen entsteht alles unter einem Dach – vom Prototypenbau über den Stoffzuschnitt bis zur Montage. Das sichert Qualität, verkürzt Prozesse und schafft Unabhängigkeit von globalen Lieferketten.

Statt auf Großkonzerne setzt Klöber auf kleine, flexible Partner. „Weil sie schneller auf individuelle Wünsche reagieren können“, erklärt Ronald Liebsch, Leiter Produktentwicklung. Diese Struktur ermöglicht maximale Kontrolle, hohe Reaktionsgeschwindigkeit und eine Fertigungstiefe, die im Mittelstand zur Ausnahme geworden ist.

„Quality made Sustainable“ – Wie Klöber Nachhaltigkeit zur Produktphilosophie macht

Auch beim Thema Materialien zeigt Klöber, dass technologische Innovation und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen können. „Nachhaltigkeit ist für uns kein Megatrend, sondern eine Selbstverständlichkeit“, erklärt Geschäftsführer Thomas Möller. Statt auf neue Rohstoffe zu setzen, verwendet das Unternehmen bevorzugt hochwertige Recyclingmaterialien.

Ein Beispiel dafür ist der CoMeet Recyclate – ein moderner Lounge-Stuhl, dessen Sitzschale vollständig aus recyceltem Polypropylen besteht. Das Material stammt aus zertifizierten Recyclingprozessen und erfüllt die strengen Anforderungen des europäischen EuCertPlast-Standards – inklusive klarer Rückverfolgbarkeit und geprüfter Umweltverträglichkeit. So entsteht aus einem Wegwerfprodukt ein langlebiges Qualitätsmöbel – und aus ökologischer Verantwortung ein echter Wettbewerbsvorteil.

Kultur mit Haltung: Mitarbeiter im Mittelpunkt

Nachhaltigkeit bei Klöber endet jedoch nicht beim Produkt – sie zeigt sich auch im Umgang mit den Mitarbeitenden. „Klöber Friends and Family“, sagt Sales Manager Frank Willmann und meint das wörtlich: Gesundheitsförderung, ergonomische Arbeitsplätze und flexible Zeiten sind hier gelebter Alltag, kein Extra. Auch bei der Personalentwicklung zeigt Klöber Haltung: Die Mitarbeitenden werden fachlich wie persönlich gefördert. Das Ergebnis ist ein Team, das nicht nur mitarbeitet, sondern mitdenkt. Als integrativer Betrieb schafft Klöber zudem gezielt Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap und setzt damit ein starkes Zeichen für Teilhabe.

Ein Unternehmen, das Nachhaltigkeit lebt, Digitalisierung klug nutzt, den Menschen ins Zentrum rückt – und dabei zeigt: Die Zukunft gehört nicht den Lautesten, sondern denen, die ihren Weg konsequent gehen. Made in Germany – mit Haltung, Handwerk und Hightech.

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