Der kleine Bruder von Gold: Silber als Geldanlage verkannt
Wer sein Vermögen sichern will in Zeiten magerster Zinsen, explodierender Staatsschulden und einer rapiden Geldmengenausweitung, sollte sich mit Silber beschäftigen. Gold und Silber gelten auch heute noch als alternatives Geldmittel mit einem realen Sachwert. Silber kann nicht unendlich vermehrt werden, ist in seiner physischen Form kein reines Zahlungsversprechen und hat auch kein Ausfallrisiko. Zudem kann Silber als Sachwert niemals vollständig entwertet werden.
Silber bietet, wie Gold auch, eine ziemlich krisensichere und schon mittelfristig aussichtsreiche Geldanlage mit einem realen Gegenwert. Doch wo können Sie Silber kaufen? Was ist beim Silberkauf zu beachten? Sollten Sie Silberbarren kaufen oder doch besser Silber-Zertifikate? Im Folgenden erfahren Sie alles Wichtige rund um den Silberhandel.
Silber kaufen: Was beeinflusst den Silberpreis?
Auch bei Silber als Anlageobjekt bildet sich der Preis durch Angebot und Nachfrage. Dabei wird das Angebot in erster Linie durch den Abbau der Minenbetreiber und durch das Metallrecycling gebildet. Die Nachfrage kommt zu 50 Prozent aus der Industrie, der Rest aus der Schmuck- und Silberwarenbranche. Nicht zuletzt spielen selbstverständlich auch Investoren eine große Rolle, die Silber kaufen, um ihr Wertpapierdepot abzusichern und zu diversifizieren.
Die industrielle Nachfrage ist immer auch konjunkturabhängig, weshalb der Silberpreis auch ein höheres Schwankungsrisiko als Gold hat. Zudem unterliegt Silber einem Währungsrisiko, da es in US-Dollar gehandelt wird. Steigt der Euro gegenüber dem Dollar, entstehen somit Währungsverluste, im Umkehrfall können Währungsgewinne realisiert werden.
Wer physisches Silber in Form von Silberbarren oder Silbermünzen kaufen möchte, muss mit relativ hohen Kosten rechnen. Diese ergeben sich nicht nur durch den Herstellungsaufwand, sondern auch durch die Marge der Händler und die durch den Silberhandel anfallende Mehrwertsteuer. Diese kann allerdings bei bestimmten Anlagemünzen entfallen und wird dann durch eine Differenzbesteuerung ersetzt. Mehr dazu, erfahren Sie später.
Wie Sie in Silber investieren können
Sie können auf dreierlei Weise in Silber investieren: Zunächst einmal geht das durch den klassischen, physischen Kauf von Barren und Münzen. Diese brauchen allerdings einen geeigneten Aufbewahrungsort. Weiterhin können Sie in Silber-Wertpapiere investieren. Diese sind an die Silberpreis-Entwicklung gekoppelt.
Silber-ETCs
Beliebt sind hierbei ECTs, bei denen das Silber meistens auch physisch hinterlegt wird. Einige von Ihnen können auch in Deutschland gehandelt werden, wie zum Beispiel der iShares Physical Silver ETC oder der noch recht junge WisdomTree Core Physical Silver. Bei letzterem können Sie sich den Gegenwert in Silber auszahlen lassen und auch Gewinne sind nach einem Jahr Haltefrist steuerfrei.
Ferner können Sie in Derivate oder Zertifikate investieren, die jedoch nicht mit physischem Silber gedeckt sind und somit den Silberpreis nur künstlich abbilden. Wer Wertpapiere mit Sachwert bevorzugt, kann auch in Aktien von Silberminengesellschaften investieren oder in einen Index, der die Wertentwicklungen der Silberminenunternehmen abbildet.
Silber-ETFs
Beliebt sind hierbei ETFs, bei denen das Silber meistens auch physisch hinterlegt wird. Ein solches Investment ist leider in Deutschland nicht möglich. Doch es gibt weitere Alternativen zu physischem Silber.
Silber-Derivate und Silber-Zertifikate
In Deutschland können Sie in Derivate oder Zertifikate investieren, die jedoch nicht mit physischem Silber gedeckt sind und somit den Silberpreis nur künstlich abbilden. Wer Silber-Zertifikate kauft, ist dann also kein Eigentümer von physischem Gold oder Anteilseigner eines oder mehrerer Unternehmensanteile aus der Silber-Branche. Silber-Zertifikate sind hingegen, wie für alle Zertifikate-Arten typisch, rechtlich gesehen Schuldverschreibungen.
Silber-Investoren bei Wertpapieren immer die Emittenten mitdenken, also die Herausgeber der Silber-Zertifikate und der Silber-Derivate. Besonders in Finanzkrisen erhöht sich die Gefahr, dass die herausgebende Bank in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Es kann dann passieren, dass das Geld, das der Anleger beim Kauf des Silber-Zertifikats hinterlassen hat, nicht wieder zurückgezahlt werden kann. Dieses sogenannte Emittentenrisiko können Sie vermeiden, indem sie physisches Silber kaufen.
Silberminen-Aktien
Wer Wertpapiere mit Sachwert bevorzugt, kann auch in Aktien von Silberminengesellschaften investieren oder in einen Index, der die Wertentwicklungen der Silberminenunternehmen abbildet. Hier besteht kein Emittentenrisiko, da Anleger bei Aktien einen Anteil eines Unternehmens besitzen.
Silber kaufen: Welche Anlagealternative bietet welche Chancen und Risiken?
Wer sich für ein Investment in Silber interessiert, sollte sich mit den verschiedenen Vor- und Nachteilen der verschiedenen Anlageoptionen beschäftigen.
Wer Silber als Vermögensschutz besitzen will, auf den er in einem Krisenfall dann auch konkret zurückgreifen kann, der sollte sich für physische Silberbarren oder Silbermünzen entscheiden. Hier wird dann die Mehrwertsteuer von 19 Prozent fällig. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, dass Händler das physische Silber differenzbesteuert anbieten. Das ist dann möglich, wenn die Händler das physische Silber aus einem Nicht-EU-Land ankaufen. In diesem Fall greift die Differenzbesteuerung, die im Vergleich zur Regelbesteuerung einen Preisvorteil von ca. 10 Prozent ermöglicht. Die meisten klassischen Anlagemünzen wie Krügerrand oder Maple Leaf werden so angeboten.
ETCs, Derivate und Zertifikate
Wer mit einer Silber-Anlage hingegen eine Rendite erwirtschaften will, der kann sich alternativ auch mit Wertpapieren beschäftigen, deren Entwicklung an den Silberpreis gekoppelt ist. Hierbei entstehen im Vergleich zum Kauf von physischem Silber nur geringe Kosten und diese Papiere sind auch jederzeit handelbar. Das gilt sowohl für ETCs als auch für Derivate und Zertifikate.
Da vollständige Silber-ETFs wegen des Diversifikationsgebotes in Deutschland nicht erlaubt sind, haben die hier handelbaren Silber Wertpapiere aber den Nachteil, dass Sie als Besitzer der Wertpapiere keinen Anspruch auf das physische Silber haben. Ein hier erhältlicher Silber-ETC ist eine Schuldverschreibung des Emittenten, der eben auch ein Ausfallrisiko beinhaltet, im Falle einer Insolvenz des Emittenten. Das Gleiche gilt für Silber-Zertifikate und Derivate.
Neben diesen Nachteilen bieten die Wertpapiere aber die Vorteile, dass sie wenig Kosten verursachen, handelbar sind und keine Mehrwertsteuer auf sie entfällt. Das gilt sowohl für ETCs als auch für Derivate und Zertifikate.
Bei vollständigen Silber-ETCs haben Sie als Besitzer der Wertpapiere in vielen Fällen Anspruch auf das physische Silber. Ein hier erhältlicher Silber-ETC ist eine Schuldverschreibung des Emittenten, der eben auch ein Ausfallrisiko beinhaltet, im Falle einer Insolvenz des Emittenten. Das Gleiche gilt für Silber-Zertifikate und Derivate. Neben diesen Nachteilen bieten die Wertpapiere aber die Vorteile, dass sie wenig Kosten verursachen, handelbar sind und dass keine Mehrwertsteuer auf sie anfällt.
Minenaktien
Wer neben der Silberpreisentwicklung noch zusätzliche Erträge realisieren will, kann auch Aktien von Silberminengesellschaften erwerben. Das Edelmetalle keine Zinsen abwerfen, werden Gewinne nur über die positive Preisentwicklung und bei den Minenaktien durch mögliche zusätzliche Dividenden realisiert. Silberminenaktien unterliegen jedoch höheren Risiken, sie bieten dafür aber auch hohe Chancen, durch Hebelwirkungen am Silberpreis überproportional zu profitieren und eine zusätzliche Dividende zu erwirtschaften.
Minenaktien unterliegen jedoch auch immer dem unternehmerischen Risiko und sie sind normalerweise nicht allein vom Silberpreis abhängig, da die Minengesellschaften meist auch noch andere Metalle fördern. Wem das Risiko zu groß ist, in einzelne Minengesellschaften zu investieren, der kann auf Silberminen-Indizes setzen, bei denen dann das Risiko auf eine Vielzahl von Minengesellschaften verteilt ist. Da aber bei allen Aktien von Minengesellschaften sehr viele Einflussfaktoren auf den Aktienkurs einwirken, sind diese Aktien nur bedingt als Silberinvestment geeignet.
Silber kaufen: Sinnvoll oder nicht?
Aktuell liegt die sogenannte Gold-Silber-Ratio bei ca. 1:100 (Stand April 2025). Diese Ratio bezeichnet die Anzahl von Silberunzen, die es braucht, um eine Unze Gold zu kaufen. Das aktuelle Verhältnis der beiden Edelmetalle zueinander ist extrem hoch, da man heute 100 Unzen Silber benötigt, um eine Unze Gold zu kaufen. Diese ungewöhnlich hohe Ratio kann darauf hindeuten, dass Silber noch einen attraktiven Nachholbedarf gegenüber Gold hat und in Zukunft im Preis noch deutlich steigen könnte. Im langjährigen Durchschnitt lag die Gold-Silber-Ratio im Mittel bei 1:65.
Silber wird ferner auch im Gegensatz zu Gold in großen Mengen von der Industrie benötigt, die die Hälfte der jährlichen Nachfrage nach dem Edelmetall stellt. Deshalb ist der Silberpreis auch stark von der weltweiten konjunkturellen Entwicklung abhängig. Insofern bietet Silber zwar Chancen, birgt aber auch Risiken bei Rezessionen. Der Silberpreis ist deshalb auch schwankungsanfälliger als der Goldpreis und eine Prognose über die künftige Kursentwicklung ist deshalb schwieriger. Allerdings wird Silber verstärkt für neue Technologien benötigt, wie beispielsweise 5G oder Photovoltaik. Auch können sich Anleger mit deutlich weniger Geld als bei Gold schon einen stattlichen Bestand an Silber aufbauen. Zwar fällt beim physischen Silberkauf Mehrwertsteuer an, allerdings sind Veräußerungsgewinne aus dem Verkauf von Silberbarren und Silbermünzen nach einer Haltefrist von einem Jahr steuerfrei.
Mehrwertsteuer beim Silberkauf vermeiden
Wer die Besteuerung beim physischen Silberkauf komplett vermeiden will, kann sich für die Aufbewahrung in einem Schweizer Zollfreilager entscheiden. Dies wird von einigen großen Edelmetallhändlern angeboten. Es stellt dort ein Sondervermögen dar, das bei einer Insolvenz vor dem Gläubigerzugriff geschützt und auch gegen Diebstahl oder Verlust versichert ist.
Diese Haltemöglichkeit ist aber kostspielig, denn es werden jährlich um die 1,75 Prozent des eingelagerten Silberwertes als Lagerkosten fällig. Außerdem muss bei einer Entnahme aus dem Lager die Schweizer Mehrwertsteuer für Weißmetalle bezahlt werden, die aktuell bei 8 Prozent liegt. Wird das Silber danach nach Deutschland eingeführt, fällt auch die deutsche Mehrwertsteuer an, auf die jedoch die Schweizer Steuer angerechnet wird.
In welchen Gewichtsklassen wird physisches Silber angeboten?
Die Einheiten, in denen Silber zum Verkauf angeboten werden, sind unterschiedlich – je nachdem, ob es sich um Silberbarren, Münzbarren oder Münzen handelt.
Silberbarren
Klassische Silberbarren werden von verschiedenen Produzenten in Einheiten von 10 Gramm bis zu 1 oder 5 Kilogramm in den Verkauf gebracht. Aber auch Einheiten von bis zu 15 Kilogramm sind erhältlich. Wichtig zu wissen – für den einfachen Silberbarren wird, im Gegensatz zum Münzbarren, immer die volle Mehrwertsteuer fällig. Deshalb ist er als Geldanlage im Vergleich zu den Alternativen für Anleger eher uninteressant.
Münzbarren aus Silber
Münzbarren hingegen, die ebenfalls Silberbarren sind mit einem aufgedruckten Nennwert, gelten als offizielles Zahlungsmittel im herausgebenden Land. Am bekanntesten in Deutschland sind die Cook-Island-Barren, die in Einheiten von 1 Unze, 100 Gramm, 200 Gramm, 500 Gramm, 1000 Gramm, 100 Unzen und 5 Kilogramm erhältlich sind. Diese Münzbarren werden häufig aus dem Nicht-EU-Ausland eingeführt und können dann differenzbesteuert weiterverkauft werden.
Silbermünzen
Silbermünzen als physische Anlage sind bei Investoren besonders beliebt. Die bekanntesten sind hierbei der kanadische Maple Leaf, der südafrikanische Krügerrand und der australische Kangaroo. Auch sie gibt es in unterschiedlichen Stückelungen, am verbreitetsten ist jedoch die 1-Unze-Münze. Zusätzlich zu den klassischen Anlagemünzen gibt es auch Sammlermünzen, die nicht nur wegen des Silberwerts gekauft werden, sondern auch wegen ihrer Seltenheit. Diese werden zumeist nur in geringen Stückzahlen hergestellt, haben oft ein individuelles Gewicht, ausgefallene Motive und eine ungewöhnliche Herkunft. Der Wert dieser Münzen lässt sich am besten durch einen seriösen Münzhändler ermitteln.
Was kostet Silber?
Der weltweit einheitliche Preis für Silber wird in US-Dollar an der Londoner Edelmetallbörse ermittelt. Aktuell wird die Unze Silber dort für ca. 33 US-Dollar bzw. ca. 29 Euro gehandelt (Stand April 2025). Die absoluten Spitzenpreise erzielte das Edelmetall im Jahr 2011 infolge der Eurokrise, wo die Unze Silber knapp 50 US-Dollar kostete. Nachdem Silber danach in den Folgejahren wieder stark unter Druck geriet und auf unter 15 US-Dollar fiel, steigt der Preis seit Beginn 2020 wieder an und hat sich bis heute mehr als verdoppelt. Aufgrund der heute extremen Gold-Silber-Ratio und dem zunehmenden Bedarf der High-Tech-Industrien erwarten viele Experten weitere Preissteigerungen in den kommenden Jahren.
Silber kaufen: Wo und worauf Sie achten sollten?
Silber sollten Sie nur bei seriösen und bekannten Händlern kaufen. Die größten Anbieter des Edelmetalls sind in Deutschland Degussa, pro aurum und Heraeus. Wer bei anderen Händlern kaufen möchte, sollte prüfen, ob der Händler Mitglied im Berufsverband des deutschen Münzfachhandels ist oder der Fachvereinigung Edelmetalle angehört. Zu bevorzugen sind auch Händler, die neben einem Onlineshop noch stationäre Filialen betreiben und eine transparente Preispolitik betreiben. Unklare Angaben oder versteckte Kosten sind auf jeden Fall ein schlechtes Zeichen, ebenso wie angezeigte, aber ungültige Preise. Auch sollte ein seriöser Händler zu den gewöhnlichen Geschäftszeiten telefonisch über eine Festnetznummer erreichbar sein.
Preisvergleiche lohnen sich
Wer Silberbarren oder Silbermünzen kaufen möchte, muss wissen, dass sich der Preis aus verschiedenen Faktoren zusammensetzt. Neben dem Weltmarktpreis spielen die Prägekosten, die Handelsspanne des Händlers und die steuerlichen Rahmenbedingungen eine Rolle. Deshalb sollten Sie immer Angebote verschiedener Händler vergleichen, die sich auf gleiche Prägung, Gewicht und Feinheit beziehen. Da der Silberpreis laufend schwankt, sollte der Vergleich auch zeitnah erfolgen. Fehlende Aktualisierungen der Preise deuten ferner auf einen unseriösen Händler hin.
Wie bewahren Investoren Silberbarren und Co. am besten auf?
Wer sich physisches Silber zulegt, möchte oft einen direkten Zugriff darauf haben und es zuhause aufbewahren. Dagegen spricht auch nichts, allerdings sollte man darüber schweigen und nicht Dritte darüber informieren. Auch sollte die eigene Hausratversicherung einen ausreichenden Schutz bei einem Diebstahl bieten.
Eine bessere Sicherheit als die Aufbewahrung zuhause bietet ein Schließfach bei der Bank. Dort ist das Silber auch als Sondervermögen bei einer Insolvenz vor den Gläubigern geschützt. Allerdings ist die Anmietung eines Schließfaches nicht billig. Die Kosten hierfür können bereits für ein kleines Schließfach um die 50 Euro im Jahr betragen. Das lohnt sich also nur bei größeren Beständen mit einem entsprechenden Wert.
Auch bieten große Edelmetallhändler eine Verwahrmöglichkeit in ihren eigenen Wertlagern an. Dieser Service ist allerdings mit Kosten verbunden, die sich meist am Einlagerungswert orientieren. Außerdem kann dort nicht jederzeit auf die eigenen Bestände zugegriffen werden. Auf Wunsch und Anfrage wird das Silber zwar zugesandt, hierfür fallen dann aber auch Versandkosten an.