Politik

Ukraine-Gespräche in Istanbul: Nach neuem Sanktionspaket der EU - Putin kommt nicht

Russlands Präsident Putin bleibt selbst den Friedensgesprächen in Istanbul fern. Was steckt hinter Putins demonstrativem Fernbleiben? Ein geopolitisches Signal mit weitreichenden Folgen – auch für Deutschland. Was wird jetzt aus der „Koalition der Willigen“?
15.05.2025 08:53
Aktualisiert: 15.05.2025 09:03
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Ukraine-Gespräche in Istanbul: Nach neuem Sanktionspaket der EU - Putin kommt nicht
Die Entscheidung Putins, nicht persönlich an den Friedensgesprächen in Istanbul teilzunehmen, unterstreicht die strategische Linie des Kremls. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Kreml entsendet nur Delegation niedriger Ränge zu den Friedensgesprächen

Der russische Präsident Wladimir Putin wird nicht an den anstehenden Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der Türkei teilnehmen, berichtet das Portal Verslo Zinios. Stattdessen entsendet Moskau eine Delegation unter der Leitung von Wladimir Medinski, Putins Berater für historische Fragen. Dieser war bereits 2022 bei den gescheiterten Friedensgesprächen in Istanbul nach Beginn der großangelegten Invasion beteiligt.

Der Kreml setzt damit erneut ein deutliches Zeichen: Ein hochrangiges diplomatisches Engagement ist nicht vorgesehen. Laut dem litauischen Politologen Linas Kojala ist dies ein weiterer Beleg dafür, dass Moskau keine substanziellen Verhandlungen anstrebt, sondern auf eine faktische Kapitulation der Ukraine hinwirken will.

Washington beobachtet mit Skepsis

Die Reaktionen in den USA auf die Zusammensetzung der russischen Delegation sind gespalten. Einige Mitglieder des Umfelds von Ex-Präsident Donald Trump – der ebenfalls zu Verhandlungen aufrief – betrachten bereits die Wiederaufnahme direkter Gespräche als Fortschritt. Andere sehen darin eine Täuschungstaktik Moskaus. Besonders der Umstand, dass der Kreml-Chef persönlich fernbleibt, nährt Zweifel an der Ernsthaftigkeit russischer Friedensabsichten.

Selenskyj hatte Putin öffentlich dazu aufgefordert, persönlich nach Istanbul zu kommen. Für ihn ist Putins Absage ein möglicher Wendepunkt: Sollte Russland nur niederrangige Vertreter schicken, sei das ein klares Zeichen mangelnden Interesses an echter Friedenssuche.

Geopolitische Dimensionen: Die Türkei als Vermittler in einem strategischen Spiel

Die Rolle der Türkei als Austragungsort der Gespräche ist kein Zufall. Ankara positioniert sich weiterhin als vermittelnde Macht zwischen Ost und West – auch um seine eigene geopolitische Bedeutung auszubauen. Die Gespräche, die in Istanbul stattfinden sollen, wären die ersten direkten Kontakte zwischen Moskau und Kiew seit mehr als zwei Jahren.

Während Europa unter den wirtschaftlichen Folgen des Krieges leidet und sich zunehmend unter Druck sieht, sowohl militärisch als auch diplomatisch klare Positionen zu beziehen, bleibt der Nahe Osten ein neuralgischer Punkt der Interessenüberschneidung.

Deutschlands Dilemma: Zwischen Vermittlung und Verteidigung

Für Deutschland bedeutet Putins demonstrative Abwesenheit einen weiteren Rückschlag bei der Suche nach diplomatischen Lösungen. Die Bundesregierung steht unter dem Druck, einerseits die Ukraine militärisch zu unterstützen, andererseits aber auch den europäischen Ruf als Friedensmacht aufrechtzuerhalten. Die Erwartungshaltung in Berlin ist hoch, insbesondere in Hinblick auf die möglichen Folgen für Energiepreise, Handelsbeziehungen und die interne politische Stabilität. Ohne glaubwürdige Verhandlungssignale aus Moskau wird die Debatte über eine Ausweitung der Waffenhilfe erneut an Fahrt gewinnen.

Fazit: Moskau sendet ein klares Signal – und es ist keines des Friedens

Die Entscheidung Putins, nicht persönlich an den Gesprächen in Istanbul teilzunehmen, unterstreicht die strategische Linie des Kremls: keine Zugeständnisse, kein Dialog auf Augenhöhe. Die Entsendung einer Delegation zweiter Reihe lässt wenig Hoffnung auf substanziellen Fortschritt. Für Europa – und insbesondere für Deutschland – bedeutet dies, dass diplomatische Lösungen in weite Ferne rücken und geopolitische Spannungen weiter zunehmen dürften.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Government Pension Fund Global: Norwegens Ölfonds trotzt den USA
08.09.2025

Der Government Pension Fund Global (GPFG) sorgt für Streit: Nach dem Ausschluss von Caterpillar und israelischen Firmen drohen die USA mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autozulieferer unter Druck: Stellenabbau bei Bosch, Conti, ZF – Autobranche kämpft ums Überleben
08.09.2025

Die deutsche Autobranche steckt in einer existenziellen Krise. Auftragseinbrüche, Milliardeninvestitionen in E-Mobilität und massiver...

DWN
Finanzen
Finanzen Wölfe der Wall Street: US-Börsen zwischen Rekorden und Unsicherheiten – steigt der Goldpreis auf 5.000 Dollar?
08.09.2025

Die US-Börsen schwanken zwischen Euphorie und Risiko: Rekorde bei S&P 500 und Nasdaq treffen auf Sorgen um Fed-Unabhängigkeit und...

DWN
Politik
Politik Höhere Beitragsbemessungsgrenzen: Sozialbeiträge werden für Beschäftigte 2026 spürbar steigen
08.09.2025

Die schwarzrote Koalition will die Beitragsbemessungsgrenzen für Rente, Pflege und Krankenversicherung anheben – mit der Begründung,...

DWN
Politik
Politik EU-Asylagentur: Deutschland bei Asylanträgen nicht mehr führend
08.09.2025

Seit mehr als zehn Jahren lag Deutschland bei Asylanträgen in Europa unangefochten an der Spitze. Nun übernehmen Frankreich und Spanien...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum Führungskräfte manchmal unlogische Entscheidungen treffen – und was zu tun ist
08.09.2025

Führungskräfte treffen oft irrationale Entscheidungen – aus Zeitdruck, Denkfehlern oder Selbstüberschätzung. Doch wer mutig ist und...

DWN
Politik
Politik Zwei Jahre nach dem Start: Wird die Regierung das Heizungsgesetz abschaffen?
08.09.2025

Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Heizungsgesetzes plant die schwarz-rote Koalition Änderungen. Zwischen Klimazielen, Förderkürzungen...

DWN
Politik
Politik USA kürzen Sicherheitshilfe für Europa – Baltikum besonders betroffen
08.09.2025

Die USA kürzen ihre Sicherheitshilfe für Osteuropa drastisch. Besonders das Baltikum gerät ins Wanken – und Deutschland muss stärker...