Politik

Deutschlands Außenhandel: Warum Russland wirtschaftlich kaum noch zählt

Der russische Angriff auf die Ukraine hat Deutschlands Außenhandel tiefgreifend verändert. Die Importe aus Russland sind fast vollständig eingebrochen, die Exporte ebenfalls stark geschrumpft. Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen nun, wie sehr Russland als Handelspartner an Bedeutung verliert – nicht nur für Deutschland, sondern für die gesamte EU.
11.06.2025 14:05
Lesezeit: 2 min
Deutschlands Außenhandel: Warum Russland wirtschaftlich kaum noch zählt
Deutschlands Außenhandel mit Russland bricht massiv ein. (Foto: dpa) Foto: Marijan Murat

Russland-Handel verliert für Deutschland massiv an Bedeutung

Russland verliert als Lieferant von Waren für die deutsche Wirtschaft weiter deutlich an Relevanz. Wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine und der deswegen verhängten Sanktionen sanken die Einfuhren aus der Russischen Föderation im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 um 94,6 Prozent auf einen Wert von 1,8 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Vor dem Kriegsbeginn und den bislang zwölf Sanktionspaketen der EU gegen Russland beliefen sich die Importe von dort im Jahr 2021 noch auf 33,1 Milliarden Euro.

Auch die Ausfuhren nach Russland gingen stark zurück: 2024 exportierte Deutschland Waren im Wert von 7,6 Milliarden Euro nach Russland und damit 71,6 Prozent weniger als im Jahr 2021.

EU verschärft Sanktionen weiter

Die EU-Staaten hatten erst im Mai angesichts des andauernden Angriffskriegs gegen die Ukraine das inzwischen zwölfte Sanktionspaket gegen Russland beschlossen. Es sieht unter anderem eine stärkere Bekämpfung der sogenannten russischen Schattenflotte für den Transport von Öl und Ölprodukten vor. Weitere Strafmaßnahmen der EU richten sich unter anderem gegen Ausfuhrverbote für industrielle oder militärisch relevante Güter sowie gegen den Zugang Russlands zu Kapital- und Finanzmärkten.

Russland verliert Status als wichtiges Lieferland

Der Anteil Russlands an den gesamten Importen nach Deutschland sank 2024 auf gut 0,1 Prozent – im Jahr 2021 hatte er noch bei 2,8 Prozent gelegen. Gleichzeitig verzeichnete Russland im vergangenen Jahr nur noch einen Anteil von 0,5 Prozent an sämtlichen Warenausfuhren aus Deutschland, nach 1,9 Prozent im Jahr 2021. Damit fiel Russland 2024 aus deutscher Sicht beim Import auf Rang 59 der wichtigsten Lieferländer zurück, nach Rang zwölf im Jahr 2021. Bei den Exporten belegte Russland im vergangenen Jahr Rang 36, 2021 lag es noch auf Platz 15.

Energie spielte bis 2022 große Rolle

Bis in die zweite Jahreshälfte 2022 war Russland ein bedeutender Energielieferant für Deutschland. Im vergangenen Jahr bezog Deutschland aus Russland vor allem Metalle sowie chemische Erzeugnisse, Nahrungs- und Futtermittel. Im Gegenzug exportierte Deutschland hauptsächlich pharmazeutische und chemische Erzeugnisse sowie Maschinen.

EU-weite Handelsbeziehungen ebenfalls stark geschrumpft

Auch die EU insgesamt hat ihren Handel mit Russland deutlich verringert. Die Einfuhren sanken von gut 163,6 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 36 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Bei den Exporten aus der EU nach Russland lag das Minus binnen drei Jahren bei 64,6 Prozent. 2024 exportierte die EU Waren im Wert von knapp 31,6 Milliarden Euro nach Russland.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...

DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...