Wirtschaft

Raus ist raus: Russland droht westlichen Firmen mit Rückkehr-Verbot

Westliche Konzerne wollten erst raus – und nun leise zurück nach Russland? Die Regierung macht dicht: Rückkaufrechte gestrichen, Rückkehrer sollen „erstickt“ werden.
18.06.2025 15:23
Lesezeit: 2 min

Russland blockiert Rückkehr westlicher Firmen mit Sanktionen

Trotz fehlender Friedensperspektive zieht sich die westliche Wirtschaft weiterhin aus Russland zurück. Die zuständige russische Rechtskommission bearbeitet noch immer dutzende Anträge pro Monat, in denen ausländische Eigentümer den Verkauf ihrer Unternehmen oder Immobilien in Russland beantragen. Zwar sei bislang kein einziger Rückkehrantrag gestellt worden – doch wer zurückkehren will, muss mit drastischen Auflagen rechnen, die für jede Branche gesondert definiert werden sollen. Das berichtet das Wirtschaftsportal Verslo žinios.

„Im Unterausschuss prüfen wir nicht nur Ausstiegsgeschäfte, sondern auch Immobilienverkäufe und Dividendenauszahlungen. Insgesamt rund 100 Anträge pro Monat – aber bei Rückzügen sind es mehrere Dutzend“, erklärt Finanzvize­minister Iwan Tschebeskow im Gespräch mit rbc.ru. Die Zahl sei gegenüber früheren Perioden rückläufig – was auf die verschärften Rahmenbedingungen zurückzuführen sein dürfte.

Seit Oktober 2024 dürfen Ausländer ihr Geschäft in Russland nur noch zum Höchstpreis von 40 Prozent des Marktwerts veräußern. Gleichzeitig wurde der Pflichtbeitrag in den Staatshaushalt von 15 auf 35 Prozent des Unternehmenswerts angehoben.

Die Geopolitik sei laut Tschebeskow wohl ein entscheidender Faktor gewesen. Viele Firmen hätten ihren Rückzug zunächst hinausgezögert – in der Hoffnung auf einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine. Angesichts dieser Hoffnungen kursierten zuletzt wieder vermehrt Berichte über Rückkehrwünsche westlicher Konzerne. Doch bis jetzt habe es „keinen einzigen Rückkehrantrag“ gegeben, so Tschebeskow.

Putins Position: Rückkehr nur zu russischen Bedingungen

Russland sei – wie andere Staaten – weiterhin an ausländischen Investitionen und Technologien interessiert. Doch dies werde nur unter klar definierten Bedingungen möglich sein – „wie vom Präsidenten bereits zuvor betont“, so der Vizefinanzminister.

Dabei sollen die Rückkehrbedingungen strenger ausfallen als vor 2022.

Erstens: Rückkaufoptionen („Call-Optionen“) sollen künftig generell unzulässig sein. „Viele ausländische Unternehmen haben beim Verkauf Rückkaufoptionen vereinbart – etwa für einen Rubel nach zehn Jahren. Doch in der Zwischenzeit hat der russische Investor Geld investiert – und für den ist es jetzt kaum attraktiv, das Geschäft für einen Rubel zurückzugeben“, sagt Tschebeskow.

Künftig soll gesetzlich geregelt werden, dass Verkäufer ausländischer Firmen solche Optionen einseitig kündigen dürfen – selbst wenn Rückkaufrechte vereinbart wurden.

Zweitens: Für jede Branche sollen eigene Rückkehrkriterien gelten – erarbeitet von den zuständigen Fachministerien (Industrie, Landwirtschaft, Verkehr, Energie). „Wenn ein ausländisches Unternehmen etwa Autos montieren will, braucht es einen hohen Lokalisierungsgrad – russische Technologien und Komponenten. Bei strategischer Produktion wird ein russischer Partner als Miteigentümer Pflicht“, so Tschebeskow.

Drittens: Auch die Art und Weise des damaligen Rückzugs wird bewertet. Wer sich „unsanft“ aus Russland zurückzog, muss mit repressiven Maßnahmen rechnen. Präsident Putin hatte bei einem Unternehmergespräch wörtlich erklärt: „Solche Unternehmen muss man ersticken, ersticken, ersticken.“

Genehmigungspflicht ab 10 Prozent

Der neue Gesetzentwurf sieht zudem vor: Sobald ein Rückerwerb mehr als zehn Prozent der stimmberechtigten Anteile betrifft, braucht es die Genehmigung der zuständigen Regierungskommission.

Laut der Analyseagentur AK&M wurden im ersten Quartal 2025 neun Transaktionen über den Rückzug ausländischer Unternehmen in Russland registriert – mit einem Gesamtvolumen von 420 Millionen US-Dollar. Erfasst werden öffentlich bekannte Deals ab einem Volumen von 1 Mio. Dollar.

Zum Vergleich: Im Jahr 2022 – dem Jahr der Invasion – wurden 109 solche Verkäufe mit einem Gesamtwert von 16,3 Milliarden US-Dollar abgeschlossen, das entsprach 38 Prozent aller M&A-Transaktionen in Russland.

Seither verlangsamt sich der Exodus: 2023 wurden 97 Deals mit 11,14 Milliarden US-Dollar gezählt, 2024 nur noch 58 im Wert von 3,38 Milliarden US-Dollar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU plant Anpassungen an der DSGVO: Mehr Spielraum für KI zu Lasten des Datenschutzes?
19.11.2025

Die Europäische Union plant umfassende Änderungen ihrer Digital- und Datenschutzregeln, um Innovationen im Bereich künstlicher...

DWN
Politik
Politik Russisches Geld soll nach Kiew fließen - trotz Korruptionsskandals: Von der Leyen schreibt Merz & Co.
19.11.2025

Für die Nutzung der russischen Gelder werben insbesondere Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und von der Leyen. Ihr Plan sieht vor, der...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Friedenspläne der USA zum Ukraine-Krieg belasten den Rheinmetall-Aktienkurs
19.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät nach frischen US-Friedenssignalen erneut in turbulentes Fahrwasser. Analysten bleiben optimistisch, doch die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Fokus: Anleger reagieren auf überhitzte KI-Aktien und reduzieren ihre Positionen
19.11.2025

Investoren an den US-Börsen beobachten derzeit starke Bewegungen im KI-Sektor, während große Akteure gleichzeitig ihr Portfolio neu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Exportbeschränkungen für Nexperia-Chips: Niederlande geben Kontrolle über Chip-Firma Nexperia ab
19.11.2025

Ende September hatte die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen. China reagierte kurz darauf mit einem...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucherumfrage: Debitkarten und Smartphones verdrängen Bargeld in Deutschland
19.11.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass in Deutschland das Bezahlen mit Debitkarte und Smartphone zunehmend das Bargeld verdrängt. Fast die...

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenplus 2026? Wann Ruheständler steuerpflichtig werden
19.11.2025

Rentner aufgepasst: Kommendes Jahr könnten die Renten in Deutschland erneut steigen. Was einerseits erfreulich ist, kann andererseits dazu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktienstrategie: Wie Profis erkennen, wann es Zeit zum Ausstieg ist
19.11.2025

Der perfekte Verkaufszeitpunkt an der Börse ist selten. Doch wer Gewinne nicht rechtzeitig realisiert, riskiert, sie wieder zu verlieren....