Wirtschaft

Osteuropas KI-Plan: Die EU-Digitalwende kommt nicht aus Brüssel

Mit fünf strategischen Hebeln will Mittel- und Osteuropa die EU-Digitalspitze übernehmen – ein ambitionierter Plan mit Folgen für die gesamte europäische Wirtschaft.
20.06.2025 15:33
Lesezeit: 1 min
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Osteuropas KI-Plan: Die EU-Digitalwende kommt nicht aus Brüssel
Mittel- und Osteuropa will beim Aufbau digitaler Infrastrukturen aufholen. Doch der Rückstand bei Rechenleistung und KI-Systemen ist gewaltig. Foto:dpa) Foto: Helena Dolderer

Fünf Säulen für eine digitale Aufholjagd

Mittel- und Osteuropa will binnen zwei Jahren zu einem führenden KI-Zentrum Europas werden. Der neue Aktionsplan der KI-Kammer sieht eine umfassende Offensive in fünf strategischen Bereichen vor – von Infrastruktur über Datenzugang bis zu gezielten Investitionen. Auf dem Digitalgipfel der EU in Danzig hat die KI-Kammer einen ehrgeizigen Aktionsplan präsentiert. Ziel ist es, Mittel- und Osteuropa bis 2026 zu einem führenden KI-Hub innerhalb Europas zu machen. Der Plan adressiert strukturelle Defizite und will besonders kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) die Einführung von KI-Technologien erleichtern.

Die Region mit ihren 150 Millionen Einwohnern und einem gemeinsamen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2,5 Billionen Euro gilt als digital unterentwickelt, besitzt aber enormes Potenzial. Der Plan warnt: Ohne entschlossene Schritte könnte der wirtschaftliche Nutzen durch KI auf nur 15 Milliarden Euro pro Jahr begrenzt bleiben. Mit geeigneten Maßnahmen ließen sich hingegen bis zu 135 Milliarden Euro jährlich mobilisieren.

Deutschland zwischen Rückstand und Chance

Deutschland ist traditionell stark im industriellen Mittelstand, aber bei KI-Anwendungen in vielen Bereichen zurückhaltend. Während deutsche Unternehmen auf regulatorische Klarheit und Datenschutz setzen, prescht Mittelosteuropa mit Flexibilität und Entschlossenheit vor. Der Plan sieht explizit vor, regulatorische Sandkästen einzurichten – ein Modell, das auch für deutsche Start-ups attraktiv sein könnte. Für deutsche Firmen ergibt sich eine doppelte Chance: Investitionen in aufstrebende KI-Ökosysteme der Region und Kooperationen im Bereich Forschung und Infrastruktur.

Regionale Schwächen als Ansatzpunkte

  1. Infrastruktur: Die HPC-Kapazitäten hinken hinter Westeuropa hinterher. Der Plan sieht ein Netzwerk regional verbundener Supercomputer vor.
  2. Datenzugang: Gemeinsame Datenräume und ein Open-Data-Netzwerk sollen nationale Portale vereinheitlichen.
  3. Bildung und Rückgewinnung von Talenten: Tausende KI-Stipendien und Rückkehrprogramme sollen den Brain Drain stoppen.
  4. Regulatorik: Flexible, aber EU-konforme Regeln sollen Start-ups ermöglichen, neue Anwendungen ohne Bürokratie zu testen.
  5. Investitionen: Nur 2,3 Milliarden Euro VC-Mittel flossen 2024 in die Region – weniger als zehn Prozent der EU-weiten Summe. Ziel ist es, nationale Förderprogramme massiv auszuweiten.

Die Stunde der Entscheidung

Die KI-Kammer betont, dass das Zeitfenster eng ist. Wer jetzt investiert, kann von einer strukturellen Transformation profitieren, die vor allem KMU zugutekommen soll. Bis 2030 will die EU, dass 75 Prozent aller Unternehmen KI einsetzen – derzeit liegt die Quote in Mittelosteuropa bei maximal sechs Prozent.

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