Wertpapierdepot krisenfest machen und gegen Börsenturbulenzen absichern
Fallen die Kurse und verliert das Depot spürbar an Wert, reagieren viele Anleger verunsichert. Ein gewisses Maß sollte man jedoch aushalten können. Einiges lässt sich aber auch im Vorfeld absichern.In Phasen politischer und wirtschaftlicher Instabilität spüren oft auch Privatanleger die Folgen. Denn dann kann es an der Börse durchaus unruhig werden. Gerade in solchen Zeiten fragen sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher, wie sie ihr Vermögen schützen und zugleich attraktive Renditen erzielen. Hier gibt es die Antworten auf die zentralen Fragen:
Wie wird ein Portfolio krisenfester?
"Ein krisenfestes Portfolio entsteht durch breite Streuung über unterschiedliche Anlageklassen, Regionen, Branchen und einzelne Titel", erklärt Thomas Krüger, Finanzexperte der Stiftung Warentest. "Wichtig ist ein ausgewogenes Verhältnis von Aktien und Zinsanlagen wie Anleihen oder Tages- und Festgeld." Diese festverzinsten Anlagen bieten Sicherheit, erwirtschaften jedoch meist geringere Renditen. Aktien hingegen schwanken im Kurs stärker, bieten dafür aber potenziell höhere Erträge.
"Besonders geeignet sind aus unserer Sicht breit gestreute ETFs auf etablierte Indizes wie etwa den MSCI World, STOXX Europe 600 oder MSCI Asia", sagt Paul Maares von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Solche börsengehandelten Indexfonds beinhalten meist alle Aktien, die auch im zugrunde liegenden Index vertreten sind. Mit einem weltweiten ETF wie dem MSCI World, der rund 1.500 Aktien aus 23 Ländern umfasst, ist man daher grundsätzlich gut diversifiziert – auch wenn US-Titel derzeit dominieren.
Warum ist Diversifikation wichtig?
Breite Streuung ist immer bedeutend, nicht nur in Krisenzeiten. Denn: "Durch Diversifikation und die Verteilung auf verschiedene Asset-Klassen lässt sich die Schwankungsbreite des Portfolios verringern", erklärt Prof. Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance and Management. Das heißt: Fallen Aktien, könnten Anleihen steigen. Oder wenn US-Unternehmen unter Druck stehen, könnten europäische oder asiatische Werte besser abschneiden. So gleichen sich Risiken teilweise aus.
Wie breit sollte man sich aufstellen?
"Eigentlich genügen zwei ETFs im Depot", so Stotz. "Ein Geldmarkt- oder Anleihen-ETF für Stabilität und ein globaler Aktien-ETF für Wachstum." Wichtig ist, dass die Aufteilung der eigenen Risikobereitschaft entspricht. Wer möchte, kann diese Basisstruktur um weitere Bausteine ergänzen.
Die DSW mahnt jedoch zur Vorsicht. "Einzelaktien sollten nur als Ergänzung dienen und nur, wenn man das Unternehmen kennt", so Maares. Zudem: "Auch bei ETFs auf eine ausgewogene Mischung achten – thematische oder branchenspezifische Produkte sind eher Zusatz, nicht Fundament."
Welche Finanzprodukte sind eher kritisch zu sehen?
"Kritisch sehe ich sehr teure Fonds mit hohen laufenden Kosten, Produkte mit intransparenten Strukturen wie viele geschlossene Fonds oder komplexe Zertifikate sowie stark spekulative Anlagen wie Fonds für einzelne Schwellenländer oder Kryptowährungen", warnt Krüger von der Stiftung Warentest. Sein Rat: undurchsichtige Produkte ganz meiden, teure nur nach genauer Prüfung wählen und spekulative höchstens in geringem Umfang beimischen.
Weltweite ETFs enthalten viele US-Unternehmen – sollte man da jetzt nachjustieren?
In den meisten globalen Indizes wie dem MSCI World liegt der US-Anteil bei rund 70 Prozent. Das bereitet manchem Anleger aktuell Sorgen. Doch Krüger beruhigt: Die starke Gewichtung spiegele die hohe Marktkapitalisierung vieler US-Konzerne wider. Problematisch sei das nicht zwangsläufig, da diese Firmen oft international tätig sind. "Wer jedoch bewusst eine ausgewogenere Länderstruktur anstrebt, kann auf alternative Indizes setzen oder gezielt in andere Regionen investieren", ergänzt Krüger.
Was sind Tipps für Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich stärker absichern möchten?
"Wer Sicherheit sucht, sollte prüfen, ob der Aktienanteil zum persönlichen Risikoprofil passt, und gegebenenfalls einen Teil in sicherere Anlagen wie Tages- oder Festgeld umschichten", rät Krüger. Sinnvoll sei zudem, Sparpläne beizubehalten, um langfristig Marktschwankungen auszugleichen. Panikverkäufe bei fallenden Kursen sind dagegen meist ein Fehler. Sie machen die Verluste real und nehmen die Chance auf eine spätere Erholung.
"Wichtig ist außerdem ein Notgroschen außerhalb des Depots", betont Maares. So müsse niemand bei einem unerwarteten Ausgabenbedarf – etwa bei einer Autoreparatur oder defekten Waschmaschine – Wertpapiere zu einem ungünstigen Zeitpunkt verkaufen.
Und wie reagieren Anleger, wenn die Krise das Aktiendepot doch mal durchrüttelt?
Wird auch ein krisenfestes Depot stark belastet, gilt: "Ruhe bewahren, Schwankungen aushalten und den langfristigen Anlagehorizont im Blick behalten", so Maares. Schlechte Nachrichten gehören dazu. An den Börsen gab es immer wieder Einbrüche, die in guten Jahren meist zügig aufgeholt wurden. Zudem bieten Krisen Chancen. "Man erhält für den gleichen Betrag mehr Unternehmensanteile", sagt Stotz. Fallen die Kurse, sind Aktien günstiger zu erwerben. "Entscheidend ist, nicht alles auf eine Karte zu setzen und konsequent nach Plan zu investieren", sagt Krüger. "Anleger sollten nicht blind Trends folgen, sondern das Depot so aufstellen, dass es auch bei starken Marktrückgängen keine schlaflosen Nächte verursacht."


